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Fez, Marokko 1954: Alle Anzeichen deuten auf einen baldigen Aufstand der einheimischen Bevölkerung gegen die französische Kolonialherrschaft. Ohne es recht zu wollen wird der junge Moslem Amar in den Strudel der Ereignisse gerissen. Er hofft auf die Befreiung und befürchtet zugleich die Zerstörung des alten Marokko durch die Revolutionäre. Mit ähnlichem Unbehagen betrachtet auch der Schriftsteller John Stenham die Entwicklung. In einem arabischen Café kreuzen sich ihre Wege, aber wirklich nahe kommen sich die beiden nicht. Beide sind zu sehr in ihrer eigenen Welt gefangen als dass…mehr

Produktbeschreibung
Fez, Marokko 1954: Alle Anzeichen deuten auf einen baldigen Aufstand der einheimischen Bevölkerung gegen die französische Kolonialherrschaft. Ohne es recht zu wollen wird der junge Moslem Amar in den Strudel der Ereignisse gerissen. Er hofft auf die Befreiung und befürchtet zugleich die Zerstörung des alten Marokko durch die Revolutionäre. Mit ähnlichem Unbehagen betrachtet auch der Schriftsteller John Stenham die Entwicklung. In einem arabischen Café kreuzen sich ihre Wege, aber wirklich nahe kommen sich die beiden nicht. Beide sind zu sehr in ihrer eigenen Welt gefangen als dass gegenseitiges Verständnis möglich wäre ...
"Die Frühlingssonne wärmte den Obstgarten. Es war Spätnachmittag, und bald würde sie hinter dem hohen Röhricht am Straßenrand verschwinden. Amar lag unter einem alten Feigenbaum in dem noch taufeuchten langen Gras. Verglichen mit dem Leben seiner Freunde, soweit er es kannte, fand er das eigene am wenigsten beneidenswert. Er wußte, dieser Gedanke war eine Sünde: Niemand durfte so urteilen, und er hätte diese Erkenntnis auch nie laut ausgesprochen, selbst wenn sie sich in seinem Kopf zu Worten verdichtet hätte. Er sah die Bäume und Pflanzen ringsum und den Himmel darüber und wußte, sie waren da. Und er wußte auch, der Grund seiner Unzufriedenheit lag im Ablauf seines kurzen Lebens, das ihn tief enttäuschte. Die Welt war wundervoll mit all den Tieren und Vögeln, die sich bewegten, den Blumen und Früchten, die Allah in solchem Überfluß erschaffen hatte, aber in seinem Herzen fühlte er, daß das alles eigentlich nur ihm gehörte und niemand sonst das gleiche Anrecht darauf hatte wie er. Immer machten andere Menschen sein Leben unglücklich. Lässig gegen den Baumstamm gelehnt, zupfte er sorgfältig die Blätter von einer Rose, die er vor einer halben Stunde gepflückt hatte, als er in den Obstgarten getreten war. Er hatte nicht mehr viel Zeit, um herauszufinden, was er tun könnte. Wenn er davonlaufen wollte, mußte es rasch geschehen. Aber er spürte bereits, daß Allah ihm sein Schicksal nicht enthüllen werde. Er würde es nur erfahren, wenn er dem Buchstaben dessen folgte, was geschrieben stand. Alles würde weiter so sein, wie es war. Wenn die Schatten länger wurden, würde er aufstehen und auf die Landstraße hinausgehen, weil die Dämmerung böse Geister aus den Bäumen lockte. Einmal auf der Straße konnte er nur nach Hause gehen. Er mußte zurück und sich schlagen lassen; es gab keinen Ausweg."
Autorenporträt
Paul Bowles, der rastlose 'Aussteiger' und eine Ikone der 'Lost Generation', wurde am 30. 12. 1910 als Sohn eines Zahnarztes in Jamaica im New Yorker Stadtteil Queens geboren. Er, der schon in jungen Jahren bei einem Parisaufenthalt Gertrude Stein, Jean Cocteau und Andre Gide begegnet war, studierte in Berlin und New York Musik (u.a. bei Aaron Copeland) und schrieb Bühnenmusiken für Orson Welles, William Saroyan und Tennessee Williams, bevor er in den vierziger Jahren als Autor und Übersetzer weltberühmt wurde. 1947 ließ sich Bowles, den zahlreiche Reisen immer wieder nach Lateinamerika, Asien und vor allem Nordafrika geführt hatten, mit seiner Frau Jane in Tanger nieder, wo er bis zu seinem Tod im November 1999 lebte.
Rezensionen
"Eines der besten Bücher von Paul Bowles!" -- Washington Post Book World

"Bowles ist erbarmungslos, beklemmend bis ins Detail. Ein Meister im Beschreiben von Alpträumen." -- Die Zeit

"Bowles ist ein kühler Beobachter menschlicher Abgründe. Nichts ist außergewöhnlich, nichts ist schockierend, nichts ist zu bedauern oder zu verurteilen. Alles ist so, wie es ist." -- Carna Zacharias, Cosmopolitan