Malaysia 1921. Lesley Hamlyn lebt das äußerlich angenehme und gleichförmige Leben einer Frau der britischen Kolonialgesellschaft. Mit dem Eintreffen von Willie Somerset Maugham, einem alten Freund ihres Ehemanns Robert, kehrt Lebendigkeit in das Haus zurück und Erlebnisse der Vergangenheit drängen an die Oberfläche. Somerset Maugham ist zu diesem Zeitpunkt ein berühmter Schriftsteller, jedoch getrieben von Sorgen und Ängsten. Je stärker sich Lesley und er anfreunden, desto mehr Geheimnisse vertraut sie ihm an: ihre frühere Unterstützung politischer Rebellen, die das alte China beenden wollten, ihre Affäre mit einem chinesischen Mann, der Niedergang ihrer Ehe. Am Beispiel einer Freundin begreift Lesley, wie aussichtslos ihre Liebe ist und wie verheerend die Folgen für sie wären: ohne finanzielle Mittel, gesellschaftlich geächtet, würde sie ohne ihre Kinder leben müssen.Wie Somerset Maugham muss auch sie ihr wahres Ich verbergen und ihre unglückliche Ehe ertragen. Trost findet sie einzig in dem Gedanken, sie könne ihren Geliebten eines Tages wiedersehen. Doch Robert hat längst beschlossen, diesen Teil der Welt zu verlassen und nach Südafrika zu ziehen.
Perlentaucher-Notiz zur Dlf Kultur-Rezension
Für den Rezensenten Marko Martin ist der neue Roman des malaiischen Schriftstellers Tan Twan Eng schlicht ein "Meisterwerk": Wir tauchen darin ab in die Hafenstadt Penang und das Jahr 1921, Kolonialismus und das Patriarchat strukturieren die Gesellschaft, da taucht der Schriftsteller William Somerset Maugham auf, der gerade festgestellt hat, pleite zu sein und zudem unter einer Schreibblockade zu leiden. Er ist zu Gast bei seinen Freunden Robert und Lesley, wo sich in klugen Dialogen nicht nur verschiedene Vorstellungen von Macht geäußert werden, sondern Maugham auch auf eine neue Geschichte stößt, die er zu einem Theaterstück macht. Leslies Freundin Ethel, so erfahren wir, hat 1910 einen Mann erschossen, nicht klar ist, ist, ob es Notwehr gegenüber einem Vergewaltiger war oder ob sie sich nur eines Liebhabers entledigen wollte - langsam enthüllt sich die Wahrheit über verschiedenste Abgründe, die der Autor so kunstvoll beschreibt, hält Martin abschließend fest.
© Perlentaucher Medien GmbH
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