Rudyard Kiplings Phantastische Erzählungen umfassen eine enorme Spannbreite. Der Autor schildert eine Kampfhandlung im ersten Weltkrieg genauso überzeugend wie eine wissenschaftlich-philosophische Debatte unter Mönchen oder die Unterhaltung von zwei befreundeten Köchinnen. Obwohl die Handlung ein phantastisches Moment enthält, ist der Erzählstil so realistisch, dass man sich als Leser problemlos in jede Geschichte hineinversetzen kann und deren Verlauf gespannt und bis ins letzte Detail verfolgt.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 28.01.2008Unterschätzt
Kinderbücher zu schreiben, und sei es nur gelegentlich, schadet heute dem Ansehen eines Schriftstellers wohl kaum, vermag dieses vielleicht sogar zu mehren. Dem Nobelpreisträger Rudyard Kipling hingegen hängt der Fluch des Dschungelbuchs immer noch ein wenig nach, und so wird er hierzulande in weiten Kreisen zu Unrecht unterschätzt. Das mag auch der Spärlichkeit wie Ungelenkheit früherer Übersetzungen geschuldet sein. Fünf Geschichten Kiplings, die Jorge Luis Borges in seine Sammlung phantastischer Literatur aufgenommen hat, haben Hans Reisiger und Eike Schönfeld mit exzellentem Gespür für passenden Jargon und richtiges Tempo übertragen. Billiger Grusel oder reine Phantasterei ist Kiplings Sache nicht, dezenter Schauer, leises Wunder aber schon, und so stockt dem Leser immer nur kurz der Atem, schlägt das Herz nur einen Tick schneller, bleibt er gebannt bis zum Schluss. Dabei streut der Realist Kipling phantastische Elemente so sparsam in seine Geschichten von Krieg, Liebe, Tod und Glaube, dass manche Protagonisten das Ungeheuerliche, das ihnen widerfährt, gar nicht zu bemerken scheinen. Wie unheimlich. (Rudyard Kipling: "Das Haus der Wünsche". Die Bibliothek von Babel. Hrsg. von Jorge Luis Borges. Edition Büchergilde, Frankfurt 2007. 168 S., geb., 14,90 [Euro].) sand
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Kinderbücher zu schreiben, und sei es nur gelegentlich, schadet heute dem Ansehen eines Schriftstellers wohl kaum, vermag dieses vielleicht sogar zu mehren. Dem Nobelpreisträger Rudyard Kipling hingegen hängt der Fluch des Dschungelbuchs immer noch ein wenig nach, und so wird er hierzulande in weiten Kreisen zu Unrecht unterschätzt. Das mag auch der Spärlichkeit wie Ungelenkheit früherer Übersetzungen geschuldet sein. Fünf Geschichten Kiplings, die Jorge Luis Borges in seine Sammlung phantastischer Literatur aufgenommen hat, haben Hans Reisiger und Eike Schönfeld mit exzellentem Gespür für passenden Jargon und richtiges Tempo übertragen. Billiger Grusel oder reine Phantasterei ist Kiplings Sache nicht, dezenter Schauer, leises Wunder aber schon, und so stockt dem Leser immer nur kurz der Atem, schlägt das Herz nur einen Tick schneller, bleibt er gebannt bis zum Schluss. Dabei streut der Realist Kipling phantastische Elemente so sparsam in seine Geschichten von Krieg, Liebe, Tod und Glaube, dass manche Protagonisten das Ungeheuerliche, das ihnen widerfährt, gar nicht zu bemerken scheinen. Wie unheimlich. (Rudyard Kipling: "Das Haus der Wünsche". Die Bibliothek von Babel. Hrsg. von Jorge Luis Borges. Edition Büchergilde, Frankfurt 2007. 168 S., geb., 14,90 [Euro].) sand
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