Der deutsche Schriftsteller Hartmut Lange (Jg. 1937) befasst sich seit dreißig Jahren mit der Novelle; er kultivierte in dieser Zeit gewissermaßen diese literarische Form. Fast im Zweijahrestakt erschienen von ihm neue Kostproben seines Könnens.
Nun der Diogenes Verlag mit „Das Haus in der
Dorotheenstraße einen weiteren Novellenband herausgebracht. Wie schon in seinen letzten Novellen erzählt…mehrDer deutsche Schriftsteller Hartmut Lange (Jg. 1937) befasst sich seit dreißig Jahren mit der Novelle; er kultivierte in dieser Zeit gewissermaßen diese literarische Form. Fast im Zweijahrestakt erschienen von ihm neue Kostproben seines Könnens.
Nun der Diogenes Verlag mit „Das Haus in der Dorotheenstraße einen weiteren Novellenband herausgebracht. Wie schon in seinen letzten Novellen erzählt Lange auch hier wieder von einsamen Männern, von Suchenden und Ratlosen. Da begegnet dem Leser in der Auftaktgeschichte „Die Ewigkeit des Augenblicks“ der ehemalige Architekt Michael Denninghoff. Nach dem Tod seiner Frau hat er alles aufgegeben, was ihn an die Vergangenheit erinnert: seinen Beruf und seine Wohnung. Jetzt bestreitet er als Berliner Taxifahrer seinen Lebensunterhalt. Er genießt zwar die Freiheit, die Natur und seine Umgebung ungezwungen zu erkunden, doch die Vergangenheit holt ihn immer wieder ein.
In „Der Bürgermeister von Teltow“ hat der Kommunalpolitiker Andreas Schmittke, der eigentlich mit beiden Beinen fest im Leben steht, plötzlich den Eindruck, eine Krähe hat sich auf der Rückbank seines Wagens eingenistet. Schließlich nimmt sie scheinbar noch sein Dienstzimmer in Beschlag. Überhaupt tauchen diese schwarzen Rabenvögel in allen fünf Novellen auf. Sie bilden quasi eine Klammer über die 126 Seiten; ebenso die Handlungsorte, die meist am Teltowkanal und in den Wäldern im Südwesten von Berlin angesiedelt sind.
Der Autor bleibt seiner bekannten Erzählweise treu, denn in den fünf Novellen, die irgendwie kafkaesk wirken, bleibt das allermeiste ungeklärt. Es sind keine glatten, in sich geschlossenen Texte, sie wirken eher grotesk und üben so einen außergewöhnlichen Reiz bei der Lektüre aus.