Luzia studiert viele Jahre verkleidet und unerkannt als junger Mann in Montpellier Medizin, da das Studium Frauen dieser Zeit verwehrt ist. Als sie kurz nach der Anatomieprüfung doch noch enttarnt wird, muss sie schnellstmöglich fliehen und macht sich auf den Weg zurück in ihre Heimat Überlingen.
Auch die Heimreise gestaltet sich sehr gefährlich, da sie vor Jahren in Ravensburg als Hexe verurteilt…mehrLuzia studiert viele Jahre verkleidet und unerkannt als junger Mann in Montpellier Medizin, da das Studium Frauen dieser Zeit verwehrt ist. Als sie kurz nach der Anatomieprüfung doch noch enttarnt wird, muss sie schnellstmöglich fliehen und macht sich auf den Weg zurück in ihre Heimat Überlingen. Auch die Heimreise gestaltet sich sehr gefährlich, da sie vor Jahren in Ravensburg als Hexe verurteilt wurde und dem Scheiterhaufen nur knapp entkommen konnte und nun Angst hat, erkannt und verhaftet zu werden.
In Überlingen gibt es seit einigen Jahren ein Hospital, das durch den Johanniter Johannes von Wehr betreut wird. Mit ihm war Luzia vor ihrer Verurteilung als Hexe verlobt, hat diese Verbindung aber vor ihrem Weggang aufgekündigt. Trotzdem haben beide die ganzen Jahre immer wieder aneinander gedacht und als Luzia nach langem Ringen mit dem Stadtrat doch als Medica anerkannt wird und im Hospital mitarbeiten darf, knistert es zwischen ihnen gewaltig. Im Hospital arbeitet auch Ottilia, die verwöhnte Tochter des (einfluss-)reichsten Mannes der Stadt. Sie will Johannes schon lange zur Ehe überreden und sieht in Luzia nun, nicht zu unrecht, ihre größte Konkurrenz, der sie das Leben zur Hölle macht, wo es nur geht. Dabei hilft ihr der Umstand, dass Luzia Heilmethoden aus ihrem Studium anwendet, die bisher in Überlingen unbekannt waren und den Menschen unheimlich erscheinen. Es dauert nicht lange, da kann sie die halbe Stadt gegen Johannes und Luzia aufhetzen und beide geraten in höchste Gefahr ...
„Das Herz der Alraune“ ist ein sehr unterhaltsamer, spannender und gut recherchierter historischer Roman. Mir haben besonders die Beschreibung der örtlichen Gegebenheiten gefallen: ich konnte die Kräuter förmlich riechen und die Hitze oder Kühle spüren. Auch die Wirkungs- und Wohnstätten wurden sehr anschaulich beschrieben.
Mich überrascht immer wieder, wie umfassend die Ausbildung zu dieser Zeit bereits war, stellt man sich die Medizin dieser Zeit doch eher rudimentär und auf Aberglaube begründet vor. Die Einbeziehung der Mondphasen und Sternzeichen in die Therapie fand ich sehr interessant, auch wenn ich selbst nicht wirklich daran glaube.
Ein weiteres Problem Luzias ist der schon erwähnte vorherrschende Aberglaube in der damaligen Zeit. Die Kirche verbot so einiges. Und selbst wenn man eine Sünde längst bereut hatte und nach Santiago de Compostela gepilgert war, brachte dies nicht unbedingt eine Erleichterung und die Schuldgefühle manifestierten sich oft auch körperlich. Oder anders herum gedacht, wer ein Leiden hatte (und sein es eine angeborene Geistesschwäche), büßte wahrscheinlich für eine eigene Schuld oder die seiner Eltern.
Die Protagonisten haben mir ausnahmslos gut gefallen. Luzia ist eine mutige, willensstarke und zielbewusste Frau, welche die Kenntnisse aus ihrem Studium unbedingt anwenden will, denn sie weiß, dass sie den Menschen damit helfen kann.
Johannes geht es genau so, doch zusätzlich sorgt es sich sehr um Luzia. Er will sie vor allem Unbill beschützen und endlich heiraten.
Luzias Gegenspielerin Ottilia ist eine falsche Schlange und extrem unsympathisch. Sie will Johannes um jeden Preis, dafür ist ihr wirklich jedes Mittel Recht und sie geht buchstäblich über Leichen. Ottilia versteht nicht, dass sie, die sonst jeden Mann um den Finger wickeln kann, ausgerechnet bei ihm scheitert.
Mutter Ansgard aus dem Hospital wird schnell zu Luzias Vertrauter. Sie ist so ruhig und geerdet. Bei ihr sind Geheimnisse sehr gut aufgehoben.
Johannes väterlicher Freund und Förderer Rudolf von Baden scheint auch sehr fürsorglich und um das Wohl von Luzia besorgt. Er stellt sie sogar gegen den Willen der Stadtoberen unter seinen Schutz und beschwört so einen Aufstand herauf.
Nur das Ende des Buches war mir dann etwas zu kompakt und umfangreich, aber der Plot wurde gut aufgelöst. Zumal es mit diesem Ende ja noch die Chance auf mindestens einen Nachfolgeband gibt.