Das Herz der Finsternis ist in eine Rahmenhandlung eingebettet: Auf der nächtlich an der Themsemündung in Gravesend stillliegenden Seeyacht Nellie erzählt der ehemalige Seemann Marlow seinen vier Freunden, die das Band der See eint, eine Episode aus seinem Leben. Er beschreibt seine Sehnsucht, die letzten weißen Flecken des Globus kennenzulernen, und wie sie nach einigen Mühen dazu führte, dass er Flusskapitän wurde. Der Leser kann unschwer erkennen, dass die Geschichte am Kongo zu Zeiten des Kongo-Freistaats spielt. Marlow, der den Indischen Ozean, den Pazifik, das Gelbe Meer bereits kennt, reist also entlang der Küste eines ihm unverständlichen Afrika zur Mündung des großen Stroms und übernimmt, flussaufwärts oberhalb der Stromschnellen, seinen Flussdampfer, der zwischenzeitlich auf Grund gelaufen und leckgeschlagen ist. Joseph Conrads Erzählung Heart of Darkness, in der Hochzeit des Imperialismus entstanden, beleuchtet Praxis und Wirkung der Kolonialpolitik auf Betroffene und Ausführende kolonialer Macht kritisch, bleibt aber selbst nicht frei von Vorurteilen. Die komplexe Thematik ist in Heart of Darkness erfahrbar. Handelnde Charaktere und Personen als Spiegel europäischer Kolonialpraxis am Ausgang des 19. Jahrhunderts geben der imperialen Idee ein Gesicht und sind weit über das Ende extremistischer Expansionsideologien zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Betrachtung neokolonialer Tendenzen immanent geblieben. Joseph Conrad (1857-1924) war ein Schriftsteller polnischer Herkunft, der seine Werke in englischer Sprache verfasste. Seine bekanntesten Werke sind die Romane Lord Jim, Nostromo und Herz der Finsternis. Letzteres ist bis heute der meistzitierte und wirkmächtigste Roman.