Im Mittelpunkt der Arbeit von Weiler steht eines der ältesten Argumente gegen Freihandel, demzufolge ein befristeter Schutz "junger" Industrien ökonomisch gerechtfertigt werden kann, wenn diese Industrien dadurch ein Stadium erreichen, in dem weiterer Schutz nicht mehr erforderlich ist. Obwohl das Infant-Industry-Argument wirtschaftstheoretisch grundsätzlich akzeptiert wird, spielt es in wirtschaftspolitischen Debatten eine untergeordnete Rolle, weil ihm unzureichende Klarheit und mangelnde Anwendbarkeit vorgeworfen wird. An diese Kritikpunkte knüpft diese Arbeit an, indem sie die Voraussetzungen für die Gültigkeit des Arguments herausarbeitet und Kriterien für geeigente Schutzmaßnahmen ableitet. Es zeigt sich, dass die wirtschaftspolitische Relevanz des Infant-Industry-Arguments wesentlich größer ist, als es Hamilton und List nahelegen. Die Auseinandersetzung mit verschiedenen empirischen Studien motivert zudem eine evolutorische, lernzentrierte Interpretation. Es kann gezeigt werden, wie das Infant-Industry-Argument für einen Perspektivenwechsel genutzt werden kann, durch den gesellschaftliche Lernprozesse in das Zentrum der wirtschaftstheoretischen und wirtschaftspolitischen Betrachtung gerückt werden.