Das btb im Namen des btb Verlages steht für „besondere Taschenbücher", und besonders sind sie wirklich, das hat man schon bei „Was ich getan habe“ gemerkt. Nicht immer steht das, was im Klappentext der Bücher geschrieben wird, im Vordergrund – dafür viel mehr die Charaktere. So ist es auch beim
„Inselhaus“, der kein Haudrauf-Thriller ist, sondern sich sehr langsam und subtil aufbaut. Auf diversen…mehrDas btb im Namen des btb Verlages steht für „besondere Taschenbücher", und besonders sind sie wirklich, das hat man schon bei „Was ich getan habe“ gemerkt. Nicht immer steht das, was im Klappentext der Bücher geschrieben wird, im Vordergrund – dafür viel mehr die Charaktere. So ist es auch beim „Inselhaus“, der kein Haudrauf-Thriller ist, sondern sich sehr langsam und subtil aufbaut. Auf diversen Shoppingportalen – allen voran das mit dem A vorne und dem N hinten – wurde das Buch ziemlich runtergeschrieben. Doch so schlecht ist es gar nicht.
Wir reisen also mit sieben Charaktere im Gepäck auf die fiktive Insel Stormø, und jeder dieser sieben Charaktere hat seine ganz persönliche Geschichte in der Tasche, die uns erzählt wird. Da ist zum Beispiel Robin, die Reisejournalistin, die wir bereits im ungenannten Prolog, der nach der Zeit auf Stormø spielt, kennenlernen. Oder der Wissenschaftler Kevin, dessen Freundin schwanger ist – mit einem Kind, das er nie wollte und bei dem die Möglichkeit besteht, dass es behindert ist. Oder Greta, die Duftexpertin, die ausnehmend zynisch und mindestens genau so unsympathisch ist. Diese und weitere vier Leute werden wegen ihrer „herausragenden Leistungen zur Freude Dänemarks“ ins Haus auf Stormø eingeladen. Wobei man sich als Leser recht schnell fragt, welche Leistung es ist, wenn man als Autor ein paar hundert Bücher verkauft hat oder inwiefern es zur Freude Dänemarks beiträgt, wenn man noch an der Leistung arbeitet. Es wird also recht schnell klar, dass dieses Label die reinste Farce ist.
Letztlich sollte man nicht mit Steinen werfen, wenn man im Glashaus sitzt und tunlichst sein Geschäft im Keller verrichten. Beides machen die sieben oder eben nicht, denn Steine hat jeder von ihnen in der Vergangenheit schon geworfen, weshalb sie es auf Stormø nicht mehr müssen – das erledigt auf der Insel schon wer anderer. Man merkt aber, dass die Geschichte eines jeden einzelnen Charakters interessant ist. Dass Leonora Christina Skov einen guten und einnehmenden Schreibstil hat, macht die Sache nur noch besser. Einen Hauptcharakter gibt es auf den ersten Blick jedoch nicht, wir springen immer von einem der sieben Charaktere zum nächsten, was anfangs ziemlich lähmend sein kann, weil man vielleicht nicht die Lebensgeschichte eines jeden einzelnen erzählt bekommen will, und man sich fragt, wann wir denn endlich zum Teil, der auf dem Klappentext steht, kommen. Aber den sollte man in den ersten 200 Seiten ausblenden – erst dann können wir den Thriller in dem Buch erahnen. Wobei es gesamt betrachtet dann doch mehr ein Drama als sonst etwas ist, das bestätigt auch das Fehlen eines jeglichen Showdowns. Hintenraus wird es noch ziemlich psychologisch und der Nachhall dessen war bei mir enorm.
Negativ anlasten kann man dem Buch, dass es eigentlich keine Innovationen bereithält und dass natürlich von Anfang an klar ist, dass es auf der Insel weder Handy- noch Internetempfang gibt und die Fähre, die die sieben zur Insel gebracht hat, erst zu einer unbekannten Zeit wieder kommt – das alles hat man zuletzt bei Jonas Winners „Murder Park“ gelesen. Auch der Täter, also jener Mensch, der die sieben auf die Insel eingeladen hat, ist am Ende alles andere als eine Überraschung.
Tl;dr: „Das Inselhaus“ von Leonora Christina Skov ist eine gut erzählte Geschichte mit interessanten Charakteren, die alle ihre ganz eigene Geschichte mit auf die Insel nehmen. Bis zuletzt ist das Buch eher dem Drama- als dem Thriller-Genre zuzuordnen und hält auch keinerlei Innovationen bereit – dafür gräbt die Geschichte bei jedem Charakter ziemlich tief.