Produktdetails
- Verlag: Societäts-Verlag
- 3. Aufl.
- Seitenzahl: 351
- Deutsch
- Abmessung: 240mm
- Gewicht: 744g
- ISBN-13: 9783797307316
- ISBN-10: 3797307314
- Artikelnr.: 08497763
Kurz nach seinem Erscheinen war für "Das Jahrhundert im Taunus" in Bad Homburgs größter Buchhandlung der Platz für die Bestseller reserviert. Es hat nur wenige Tage gedauert, dann war die Erstauflage des Buches von 3000 Exemplaren vergriffen, die nächste Lieferung erwarten die Buchhändler kommende Woche. Dieser Verkaufserfolg der im Societätsverlag erschienenen Jahrhundert-Chronologie, an der 60 Autoren mitwirkten - darunter viele, die sich in der Erforschung der Ortsgeschichte schon reichlich ausgezeichnet haben, spricht für sich. Das 350 Seiten umfassende Werk ist nicht nur eine wahre Fundgrube für alle, die mehr über ihre Heimat wissen wollen. Es schließt auch eine Lücke der Heimatliteratur. Zwar gibt es Fachbücher unterschiedlichster Qualität zur Geschichte der einzelnen Orte, aber keine Gesamtdarstellung mehr seitdem das 1988 erschienene Standardwerk "Heimat Taunus" vergriffen ist. Wobei mit "Taunus" hier immer nur der Hochtaunus gemeint ist.
Das von Angelika Baeumerth, Matthias Kliem und Alexander Wächtershäuser herausgegebene Buch wird diese Lücke erst einmal schließen. Der Überblick über 100 Jahre verschafft dem Leser eine gute Sattelfestigkeit in Heimatkunde, da die Zeitgeschichte ja immer auch Einblicke in die ferne Vergangenheit erlaubt, wie gleich zu Anfang des Buches Gerta Walsh mit ihrem Beitrag beweist. Unter der Überschrift "Das Erbe der Römer" schreibt Bad Homburgs Lokalhistorikerin über die Grundsteinlegung zum Wiederaufbau der Saalburg durch Wilhelm II., mit dem der Kaiser im Taunus das 20. Jahrhundert einläutete.
Das Buch ist eine wahre Fleißarbeit, entstanden in der Zusammenarbeit zwischen Redakteuren der "Taunus-Zeitung" und Mitarbeitern des Kreisarchivs, dessen gut geordnetes Material die Basis darstellte. Über das Motiv braucht man kurz nach der "Millenniums"-Feier nichts mehr zu sagen: Es handelt sich durchweg um überarbeitete Artikel der Serie, die 1999 aus gegebenem Anlass in der "Taunus-Zeitung" erschienen sind.
Eine Chronologie liest jeder mit eigenen Augen, die Jüngeren unbedarfter als die Älteren, die Fremden distanzierter als die Zeitzeugen. Sie alle gemeinsam dürften aber bestätigt finden, was die Herausgeber im Vorwort schreiben: Der Taunus war und ist ein Schmuckkästchen der Republik, in der gekrönte Häupter, begnadete Erfinder, mutige Pioniere und erfolgreiche Unternehmer lebten oder noch leben. Diese schillernde Seite liest sich spannend und kommt auf den 350 Seiten nicht zu kurz. Aber auch die schlimmen Ereignisse, die diesem Jahrhundert so sehr ihren Stempel aufgedrückt haben, sind am Taunus nicht vorüber gegangen. Die Folgen des Krieges, die Zerstörung der Synagogen, der Terror der RAF mit den Anschlägen auf Jürgen Ponto 1977 in Oberursel und Alfred Herrhausen 1989 in Bad Homburg haben die Zeitungsberichterstattung vieler Jahre geprägt. Das alles ist vergangen und gleichzeitig doch noch so nah. Wie nah, merkt man dem Artikel über die Korruptionsaffäre im Taunus an, die 1990 in ganz Deutschland für Schlagzeilen sorgte. In dem Artikel sind die Namen der später zu Geld- und Haftstrafen verurteilten Politiker, die sich hatten bestechen lassen, nicht genannt, obwohl sie rund um Bad Homburg noch jeder gut in Erinnerung hat. In dieser Zurückhaltung spiegelt sich die Kluft, die sich zwischen dem Anspruch auf Schutz der Integrität lebender Personen und der Forderung nach historischer Aufklärung auftut und über die andernorts sogar juristisch gestritten wird.
RAINER HEIN
Angelika Baeumerth, Matthias Kliem und Alexander Wächtershäuser (Hrsg): "Das Jahrhundert im Taunus", Societätsverlag. Das 351 Seiten umfassende Buch mit zahlreichen Schwarz-Weiß-Abbildungen und einem Personen- und Ortsregister kostet 39,80 Mark. ISBN 3-7973-0731-4.
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