Die traditionelle Geschichtsschreibung erklärt die Entwicklung der deutschen Gesellschaft der Kaiserzeit nach wie vor aus sich heraus, als Nationalgeschichte. Angesichts der tatsächlichen Vernetzung der Welt um 1900 und angesichts der zeitgenössischen Euphorie um »Weltpolitik« ist diese Sichtweise revisionsbedürftig. Das späte 19. Jahrhundert war ein Zeitalter der Globalisierung und der Verflechtung der Welt in bislang unbekanntem (und erst lange nach den Weltkriegen wieder erreichtem) Ausmaß.Dieser Band interpretiert das Kaiserreich erstmals breit in seinem weltgeschichtlichen Kontext. Er behandelt Fragen der Ökonomie, der Außenpolitik, der Sozial- und Rechtsgeschichte sowie der Wissenschafts- und Kulturgeschichte. Anregungen aus dem aktuellen Globalisierungsdiskurs, der Forschung zu Internationalismus und Imperialismus sowie den postcolonial studies tragen dazu bei, ein neues Bild der deutschen Gesellschaft um 1900 zu entwickeln.
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