Das Kanaltal überrascht seine Gäste mit einer reichen Vielfalt: Die Römer, die Bamberger, Napoleon, die Habsburger und die beiden Weltkriege haben ihre Spuren hinterlassen - vieles gibt es heute noch zu entdecken. Es beeindruckt aber auch durch landschaftliche Schönheiten wie die Julischen Gipfel oder das prachtvolle Panorama im Talschluss Saisera. Heute leben im Kanaltal drei Kulturkreise friedlich miteinander - und vier Sprachen begegnen sich, man spricht Italienisch, Furlanisch, Slowenisch und Deutsch, dazu den örtlichen Dialekt. Die moderne Gastronomie des Tales bietet zudem eine besondere kulinarische Vielfalt. Darüber hinaus locken Veranstaltungen wie das "Alpenfest", das "No Borders Music Festival" oder traditionelle Feste Besucher an. Und: Das sportliche Angebot ist bunt und reicht von Golf und Radfahren über Wandern, Bergsteigen und Skifahren bis hin zu Tourengehen und Langlaufen. Eine wahre Entdeckungsreise!
Viersprachige Postboten? Im Kanaltal im nördlichen Friaul ist das nichts Besonderes. Das Dreiländereck zwischen Österreich, Slowenien und Italien ist ein Schmelztiegel der Kulturen und Sprachen und damit eine Ecke, in der man die Idee von Mitteleuropa Tag für Tag lebt. Und das ist dann auch der Grundtenor des Buches von Hans Messner, der sich in dieser touristisch wenig bekannten Gegend umgesehen hat. "Das Kanaltal - Zwei Flüsse. Drei Kulturen. Vier Sprachen" nennt er sein Buch und springt damit mitten hinein in das vielfältige Zusammenleben in den mehr oder weniger kleinen Dörfern zwischen Karnischen und Julischen Alpen, darunter Camporosso, Saifnitz, Zabnice, Cjamparos - vier Bezeichnungen für einen Ort, auf Italienisch, Deutsch, Slowenisch und Friulanisch. Das ist hier nichts, was die Menschen trennen würde. Die Gegend wurde von den Kelten besiedelt, von den Römern besetzt und den Langobarden überrannt und war später Spielball der Machtansprüche des Deutschen Kaiserreichs, der Habsburger, Franzosen und Italiener. Alle haben ihre Spuren hinterlassen: in der Architektur, Kunst und Wirtschaft, aber auch in der Küche. Die Slowenen haben die Sasaka mitgebracht, einen Brotaufstrich mit Räucherspeck, die Italiener Gnocchi und Polenta, die Österreicher haben Kärntner Kasnudeln, Krenfleisch und Marillenknödel beigesteuert. Hans Messner gibt Tipps für typische Trattorien und Gasthäuser, für Wanderungen, Ausflüge und lokale Museen, die Schätze beherbergen. Vor allem aber lässt er die Menschen sprechen: die Wirtin mit dem Wirtschaftsstudium, die Bäckerin, die auf die Rezepte der Konditoren aus der k.u.k. Zeit zurückgreift, oder den pensionierten Schuldirektor und Hobbyhistoriker, der Feldstudien zur Lokalgeschichte betreibt. Auf diese Weise wird Messners Bändchen zu einer unterhaltsamen und liebevollen Hommage an einen Landstrich, der Grenzen ignoriert. Den hohen Bergen zum Trotz: Bretter vor dem Kopf hat man im Kanaltal weit weniger als anderswo.
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"Das Kanaltal - Zwei Flüsse. Drei Kulturen. Vier Sprachen" von Hans Messner. Verlag Styria regional, Wien 2015. 173 Seiten, zahlreiche Fotos. Broschiert, 19,90 Euro.
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