Die Geschichte weiß zu berichten, dass die Geburtsstunde des Kinos 1885 in Paris recht spektakulär gewesen sein soll. Als die Zuschauer einen fahrenden Zug auf der Leinwand sahen, brach angeblich Panik aus. Das Kino war die Sensation jener Jahre. Als rund zehn Jahre später die Hallenser mit dieser
Erfindung konfrontiert wurden, war das Erstaunen nicht minder groß.
Die Neuerscheinung „Das…mehrDie Geschichte weiß zu berichten, dass die Geburtsstunde des Kinos 1885 in Paris recht spektakulär gewesen sein soll. Als die Zuschauer einen fahrenden Zug auf der Leinwand sahen, brach angeblich Panik aus. Das Kino war die Sensation jener Jahre. Als rund zehn Jahre später die Hallenser mit dieser Erfindung konfrontiert wurden, war das Erstaunen nicht minder groß.
Die Neuerscheinung „Das Kinobuch“ aus dem Hasenverlag beschreibt chronologisch die wechselvolle Geschichte und Entwicklung der hallischen Kinolandschaft. Der Autor und Filmemacher Thomas Jeschner spannt dabei einen weiten Bogen von den Anfängen „als die Bilder laufen lernten“ bis in die Gegenwart hinein. Sehr ausführlich schildert er die Pionierzeit des Kinos in Halle, als vor dem Ersten Weltkrieg die Spielstätten gewissermaßen wie Pilze aus dem Boden schossen. Trotz des reichhaltigen Angebotes bildeten sich lange Besucherschlangen vor den Kinos, denn die Eintrittspreise waren für jeden erschwinglich.
Aus diesen Anfangsjahren findet man allerdings nur noch wenige der damals als Lichttheater genutzten Gebäude im heutigen Stadtbild - z. B. das ehemalige „Astoria“ (später „Urania 70“) oder die heute marode „Schauburg“. Detailliert wird die Geschichte des Lichttheaters im Ritterhaus beschrieben, das den imposantesten Kinosaal in der Saalestadt besaß. Aber auch kleinere Lichtspielhäuser am Rande der Stadt werden in Bild und Wort vorgestellt - wie die „Tonbühne Ammendorf“ oder die „Trotha-Lichtspiele“.
Neben diesen äußerst interessanten lokalen Darstellungen geht der Autor auch immer wieder auf die Weiterentwicklung der Kinotechnik ein oder erinnert an Filmdiven und Leinwandhelden der frühen Kinojahre. Die Beschreibungen werden dabei immer wieder durch Anekdoten aufgelockert. (Warum wurde das Orpheum-Kino von den Hallensern „Fettbemme“ genannt?). Auch auf die heutige hallische Kinogeschichte (Cinemaxx Charlottencenter, Puschkino oder Lux Kino am Zoo) wird eingegangen. Am Ende listet der Autor die unglaubliche Zahl von insgesamt 60 Lichtspielhäusern in Halle auf.
Mit zahlreichen, bislang unbekannten Fotografien und anderen historischen Bilddokumenten entsteht ein lebendiges Bild der hallischen Kinolandschaft. Entstanden ist ein wunderbares Erinnerungsbuch, das nicht nur einen Teil der Stadtgeschichte beleuchtet sondern auch Anlass für einen nächsten Kinobesuch sein sollte.