Mati Shemoelof ist ein arabisch-jüdischer Schriftsteller aus Haifa in Israel, der seit einigen Jahren in Berlin lebt. Seine erste Veröffentlichung in Deutschland war eine Sammlung von Gedichten „Bagdad | Haifa | Berlin” (2019). Nun folgt mit „Das kleine Boot in meiner Hand nenn ich Narbe“ ein
zweiter Gedichtband, der in einer Auswahl in der Parasitenpresse Köln erschienen ist.
Im hebräischen…mehrMati Shemoelof ist ein arabisch-jüdischer Schriftsteller aus Haifa in Israel, der seit einigen Jahren in Berlin lebt. Seine erste Veröffentlichung in Deutschland war eine Sammlung von Gedichten „Bagdad | Haifa | Berlin” (2019). Nun folgt mit „Das kleine Boot in meiner Hand nenn ich Narbe“ ein zweiter Gedichtband, der in einer Auswahl in der Parasitenpresse Köln erschienen ist.
Im hebräischen Original besteht der Band aus fünf Poemen, in denen die Ge-schichte der Familie des Autors in Form von lyrischen Erzählungen dokumentiert wird. Das erste Poem ist seinem verstorbenen Vater gewidmet, der in Haifa als Verkäufer gearbeitet hatte. In den Gedichten tauchen immer wieder Erinnerun-gen auf („Du vermachst mir / verschwommene, verblichene Fotos / verstaubte, gut sortierte Briefmarkensammlungen“). Das zweite Poem „Die Poesie erreicht den Kreißsaal“ ist von Vaterglück geprägt, denn hier steht seine Tochter im Mittelpunkt („Ich kenne ein Mädchen, das mir eine Heimat schenkt“).
Im dritten Poem „Stützpunkte, die nichts erinnern“ verarbeitet Shemoelof das Trauma seines Militärdienstes („Das Weinen des Soldaten und das Weinen des Besiegten / lassen sich niemals vergleichen / und dennoch weinen sie beide heute Nacht“). Im vierten Poem „Babylon-Berlin“ wird mit verschiedenen Sprachen (Deutsch, Hebräisch und Englisch) eine neue diasporische Sprache erschaffen („Wir trafen uns auf Deutsch, um über das Arabische zu reden, / das sich nach dem Hebräischen sehnt“). Das fünfte und letzte Poem „Kann mich nicht niederwerfen aufs Grab meiner Großmutter“ spielt in der Corona-Pandemie, wo es Shemoelof versagt war, zur Beerdigung seiner Großmutter in Bagdad zu reisen („Das Grab des Gedichts öffnet sich und schließt sich wieder / du willst ihr ein Abschiedslied auf Aramäisch singen“).
Fazit: Der schmale Gedichtband ist eine wunderbare Gelegenheit jüdisch-arabische Lyrik und Gedankenwelt kennenzulernen.