Er ist nie in einem tropischen Urwald gewesen, kannte wilde Tiere nur aus den zoologischen Garten und 'Indiander' und 'Neger' bestenfalls vom Jahrmarkt. Die Dschungelbilder des Henri Rousseau (1844-1910) sind Phantasieprodukte eines Großstadtmenschen, auf die Leinwand gebannte Träume von Exotik und unberührter Natur, von Wildnis und Abenteuer. Mit 41 Jahren hatte Rousseau seinen Dienst als niederer Verwaltungsbeamter in einem Pariser Stadtzollbüro quittiert und beschlossen, von der Malerei zu leben. Seine Bilder, die er regelmäßig im Pariser Salon der Unabhängigen Künstler ausstellte, fanden zwar die bewundernde Anerkennung der literarischen und künstlerischen Avantgarde, aber kaum Käufer. Im eigentlichen Sinn entdeckt wurde er erst wenige Jahre vor seinem Tod - von Picasso. Seitdem ist der Zöllner berühmt als der eigenständigste Vertreter einer sogenannten naiven Malerei in der Kunst des 20. Jahrhunderts.