Sándor Ferenczis klinisches Tagebuch hat ein bewegtes Schicksal hinter sich: Niedergeschrieben im Jahr 1932 - ein Jahr vor seinem Tod, über den viel gerätselt worden ist, und ein Jahr vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten -, wurde es erst mehr als 50 Jahre später zunächst in französischer Sprache veröffentlicht. Die erste Ausgabe in der deutschen Originalsprache erschien erst Ende der 1980er Jahre. Das klinische Tagebuch enthält Überlegungen zu wichtigen Aspekten der Behandlungstechnik, zur Beziehung mit Freud und zahllose Notizen und Gedankensplitter über Ferenczis eigene therapeutische Praxis. Insofern ist es ein zentrales, jedoch zugleich auch wenig erschlossenes Dokument der Geschichte der Psychoanalyse, das so mancher Legendenbildung über das Verhältnis zwischen Freud und seinem bedeutenden Schüler den Boden entzieht.
»In der Psychoanalyse sind Erkenntnisdrang und Menschenliebe nicht zu trennen. 'Ohne Sympathie keine Heilung', liest man in Ferenczis Tagebuch, dessen Reichtum bis heute verstört und noch nicht erschlossen ist.« Mathias Greffrath, Die Zeit, 29. Juni 2023 »Ferenczi wagte Tiefengrade von Einfühlung in seine Patienten wie in sich selbst, die ein langsames Nachschwingen bei der Lektüre erfordern, auch um die unweigerlich einsetzende Selbstprüfung der eigenen Identität auszuhalten und fruchtbar zu machen.« Tilmann Moser, Ärzteblatt PP, Januar 2014 »In Bibliotheken hochschulischer Ausbildungsstätten in Klinischer Psychologie oder Klinischer Sozialarbeit sollte es nicht fehlen.« Prof. Dr. Dr. Hans-Peter Heekerens , Socialnet.de am 20. März 2014 »Nach der Lektüre dieser ebenso diversen wie reichhaltigen Ausführungen bleiben - wie auch nicht! - etliche Fragen offen, aber es bleibt auch der nachhaltige Eindruck, vielfältige Einblicke in Sándor Ferenczis Arbeit erhalten zu haben, ebenso wie ein verstärkter Wunsch, seine Gedanken (nochmals) im Original zu rekapitulieren. Letzteres war als wesentliche Motivation ja auch am Ursprung dieses Buches gestanden, das nicht zuletzt auch das produktive Potential kollektiven Nachdenkens vor Augen führt.« Eveline List, Zeitschrift für psychoanalytische Theorie und Praxis, Heft 1/2 2020