Krise und Neuorientierung: Peter Weiss' bislang unpubliziertes Tagebuch aus dem Jahr 1960 in einer kritischen Edition.Zum 90. Geburtstag (8.11.2006) und 25. Todestag (10.5.2007) von Peter WeissDas ursprünglich nicht für die Veröffentlichung vorgesehene Tagebuch entstand zwischen Juli und Dezember 1960, als Weiss in Kopenhagen den Dokumentarfilm Hinter den Fassaden drehte. Es ist das Dokument einer künstlerischen und privaten Krise. Schonungslos gegenüber sich selbst und anderen analysiert Weiss seine Situation. Im Fokus seiner Reflexionen steht seine Lebensgemeinschaft mit der Keramikerin und Bühnenbildnerin Gunilla Palmstierna, die von seinen zahlreichen Affären überschattet wird. Darüber hinaus beschäftigt den Künstler die Frage, welchen künstlerischen Weg er fortan beschreiten soll: Da ist die zermürbende und aufregende Arbeit am Dokumentarfilm, es gibt Skizzen zu einem Theaterstück und für ein neues autobiographisches Werk - und die Aussicht auf literarischen Erfolg, die ihmder Suhrkamp Verlag gerade eröffnet hat. »Das Kopenhagener Journal« dokumentiert die Krisensituation eines Künstlers, der mit der »Ermittlung« später Weltruhm erlangen sollte.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Hinweis: Dieser Artikel kann nur an eine deutsche Lieferadresse ausgeliefert werden.
Perlentaucher-Notiz zur FR-Rezension
Anregend und "spannend" hat Ina Hartwig diese Aufzeichnungen von Peter Weiss gefunden. Denn hier könne man nicht nur die Entstehung von Literatur beobachten wie bei anderen Schriftstellertagebüchern auch. Weiss behandle schon 1960 die Themen, die 1967 und 1968 an die Oberfläche kommen werden, darunter die psychologische Selbstbefragung und die Diskussion der Klassengesellschaft aus der Boheme heraus. Darüberhinaus erblickt Hartwig in den "drängenden, nah am Unterbewusstsein lavierenden" Notizen, an der ihr die Offenheit und Schonungslosigkeit von Weiss sich selbst gegenüber imponiert, das Zeugnis einer sich herausbildenden, "fast experimentell zu nennenden männlichen Sensibilität".
© Perlentaucher Medien GmbH
© Perlentaucher Medien GmbH