»In den gängigen Russland-Büchern taucht Korruption nur als Verweis oder Klischee auf. Welche Gestalt das Phänomen hat und in welchem Ausmaß Politik, Wirtschaft und Gesellschaft davon betroffen sind, wird erst durch Kerstin Holms Buch greifbar.« die tageszeitung
Nichts schweißt die russische Gesellschaft so eng zusammen wie das Prinzip der Korruption. Wer über Macht und Geld verfügt, kann nicht nur träge Beamte in Bewegung setzen, sondern auch Recht und Gesetz umgehen, wo es den eigenen Interessen im Weg steht. Gegen »angemessene Bezahlung« kann man sich den Wehrdienst ersparen oder sich allerhand ausgefallene Wünsche wie etwa ein eigenes Blaulicht auf dem Wagen erfüllen.
Das Schattenreich von staatlichen Institutionen, Wirtschaft und organisierter Kriminalität ist ein kaum zu durchdringender Dschungel geworden, die Alltagskorruption der kleinen Leute notwendige Überlebenstechnik. Kerstin Holm sieht in diesem Phänomen mehr als die gesteigerte Form der Bestechlichkeit, die ja auch in Westeuropa grassiert. Die russische Spielart erfasst die gesamte Gesellschaft, so z.B. auch die Kirche, und ist eine wesentliche Ursache der sozialen, politischen und ökonomischen Probleme, unter denen das Land von der Zarenzeit bis heute leidet. Kerstin Holm bietet ein aktuelles Porträt der russischen Gesellschaft und macht darüber hinaus deutlich, warum es für Russland so schwierig ist, den Anschluss an Europa zu finden.
Nichts schweißt die russische Gesellschaft so eng zusammen wie das Prinzip der Korruption. Wer über Macht und Geld verfügt, kann nicht nur träge Beamte in Bewegung setzen, sondern auch Recht und Gesetz umgehen, wo es den eigenen Interessen im Weg steht. Gegen »angemessene Bezahlung« kann man sich den Wehrdienst ersparen oder sich allerhand ausgefallene Wünsche wie etwa ein eigenes Blaulicht auf dem Wagen erfüllen.
Das Schattenreich von staatlichen Institutionen, Wirtschaft und organisierter Kriminalität ist ein kaum zu durchdringender Dschungel geworden, die Alltagskorruption der kleinen Leute notwendige Überlebenstechnik. Kerstin Holm sieht in diesem Phänomen mehr als die gesteigerte Form der Bestechlichkeit, die ja auch in Westeuropa grassiert. Die russische Spielart erfasst die gesamte Gesellschaft, so z.B. auch die Kirche, und ist eine wesentliche Ursache der sozialen, politischen und ökonomischen Probleme, unter denen das Land von der Zarenzeit bis heute leidet. Kerstin Holm bietet ein aktuelles Porträt der russischen Gesellschaft und macht darüber hinaus deutlich, warum es für Russland so schwierig ist, den Anschluss an Europa zu finden.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.12.2006KERSTIN HOLM, Kulturkorrespondentin dieser Zeitung in Moskau, erkennt in der Korruption das, was Rußland im Inneren zusammenhält. In ihrem Buch hat sie korrupte Kunstfertigkeiten der Übergangszeit bis in die günstlingskapitalistische Gegenwart gesammelt. Sie findet das Korruptionsproblem, das auch die russische Kultur beschäftigt, in allen Geschichtsepochen. Da die russische Gesellschaft stark hierarchisch verfaßt und staatlich gegängelt ist, wird Beamtenkorruption zwangsläufig zum Leiden - oder zum Schmerzmittel. Die Obrigkeit hat weitreichende Vollmachten, man kann sich aber davon loskaufen. Auf Perioden relativer Korruptionstoleranz folgen Phasen grimmiger Korruptionsbekämpfung. Russische Korruptionsjäger von Peter dem Großen bis Präsident Putin haben in der Sache stets kapituliert. Der Kampf gegen Korruptionäre bedroht die Machtpyramide. So wurde Korruption zur Regierungsform. Wo alle Akteure kompromittiert sind, kann man sie nach Bedarf erpressen und lenken (Kerstin Holm: "Das korrupte Imperium". Deutscher Taschenbuch Verlag, München 2006. 272 S., br., 12,50 [Euro]).
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