Ein Mann stürzt sich in Las Vegas in den Tod. Der Journalist John D'Agata soll darüber eine Reportage schreiben und beginnt mit seiner Recherche. Journalistischer Alltag, sollte man meinen, bis Jim Fingal ins Spiel kommt. Zwischen den beiden entspinnt sich eine Diskussion, die zu einem grundsätzlichen Problem führt: Was wissen wir und was vermuten wir nur, wenn wir eine Geschichte erzählen? Auch der beste Journalist bewegt sich auf dem schmalen Grad zwischen Tatsachen und Vermutungen. Fingal und D'Agata haben ihre Gespräche in einem ungewöhnlichen Buch festgehalten und liefern erstaunliche Antworten auf die Frage, wie Journalismus funktioniert.
Voller Hochachtung schreibt Jörg Häntzschel über die Institution des Fact-Checkers, ohne den der amerikanische Journalismus nicht vorstellbar wäre. An einen besonders gründlichen, der seine Reportage über einen jungen Selbstmörder aus Las Vegas nach Strich und Faden auseinandernahm, ist offenbar der Autor John D'Agata geraten, wie Häntzschel erzählt: Windgeschwindigkeit, Dauer des Falls aus dem Fensters, Anzahl der Striplokale in der Stadt, die Zusammensetzung des Konzils von Orleans, das den Selbstmord ächtete - allem misstraute der junge Jim Fingal, Praktikant des Magazins "Believer", und wie sich herausstellte, zu Recht. Am Schluss weist Häntzschel, leider kommentarlos, auf eine seltsame Volte des Buches hin: Der hier dokumentierte E-Mail-Wechsel zwischen Autor und Fact-Checker hat so überhaupt nicht stattgefunden.
© Perlentaucher Medien GmbH
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