Produktdetails
  • suhrkamp taschenbuch
  • Verlag: Suhrkamp
  • Abmessung: 177mm x 109mm x 19mm
  • Gewicht: 206g
  • ISBN-13: 9783518371619
  • ISBN-10: 3518371614
  • Artikelnr.: 23926541
Autorenporträt
Juan Carlos Onetti (_1909 in Montevideo, Uruguay, 1994 in Madrid, Spanien) ist vielfach und zu Recht als einer der bedeutendsten lateinamerikanischen Schriftsteller bezeichnet worden. 1932 erschien im Rahmen eines Literaturwettbewerbs eine Erzählung von ihm in der argentinischen Tageszeitung La Prensa. Sein erster Roman, El Pozo (dt. Der Schacht, 1989), folgte 1939 in einer Auflage von 500 Exemplaren. Er veröffentlichte insgesamt elf Romane und zahlreiche Erzählungen sowie zwei Sammlungen von Artikeln, von denen die Mehrzahl ins Deutsche übersetzt wurde.

Bis 1975 lebte er abwechselnd in Buenos Aires und Montevideo, arbeitete unter anderem für die Nachrichtenagentur Reuters, war lange Jahre als Direktor der städtischen Bibliotheken in Montevideo tätig und publizierte regelmäßig in verschiedenen uruguayischen Zeitschriften. Erst mit dem Roman La vida breve (1950, dt. Das kurze Leben, 1978) erlangte er einen gewissen Bekanntheitsgrad, blieb aber noch viele Jahre lang eine Art »Geheimtipp« und erst in relativ hohem Alter wurden ihm Ruhm und Achtung zuteil. In La vida breve erschuf er den fiktiven Kosmos um die Stadt Santa María, der in vielen weiteren Romanen und Erzählungen auftauchen sollte.

Während der Diktatur, die seit 1973 in Uruguay herrschte, wurde Onetti einige Monate lang in Haft gehalten. 1975 ging er mit seiner vierten Frau, der Geigerin Dorothea Muhr, ins Exil nach Madrid, wo er bis zu seinem Tod blieb und die Romane Dejemos hablar al viento (dt. Lassen wir den Wind sprechen, 1986), Cuando entonces (dt. Magda, 1989) und Cuando ya no importe (dt. Wenn es nicht mehr wichtig ist, 1996) veröffentlichte.

Der uruguayische Nationalpreis für Literatur wurde ihm gleich zweimal verliehen: 1962 und nach der Rückkehr der Demokratie noch einmal 1985. Außerdem erhielt er 1980 den wichtigsten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt: den Cervantes-Preis.

1994 erschien die erste Ausgabe der Cuentos completos (dt. Willkommen, Bob. Gesammelte Erzählungen, 1999) in Buenos Aires. Am 30. Mai desselben Jahres starb Juan Carlos Onetti 84-jährig in Madrid.

Fast alle großen Autoren Lateinamerikas erkennen Onettis Einfluss auf ihr eigenes Werk an, und von vielen wird er für den größten lateinamerikanischen Schriftsteller gehalten.

Im Frühjahr 2005 erschien bei Suhrkamp der erste Band der Onetti-Werkausgabe mit Leichensammler und Die Werft in einer revidierten Übersetzung. In den nächsten Jahren folgten die vier weiteren Bände der Werkausgabe, zuletzt erschienen 2015 mit Band 5 sämtliche Erzählungen Onettis.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 01.07.1999

Aufgelesen

Der Suhrkamp Verlag bringt seit einiger Zeit innerhalb seiner Taschenbuchreihe "suhrkamp taschenbücher" eine kleine Serie "Die Romane des Jahrhunderts" heraus, die - im Gegensatz zu den unbekümmert eklektischen Entdeckungen des weiland "Rowohlt Jahrhundert" - mit "Ulysses", "Eine Liebe von Swann" und "Das Schloß" sich schon früh kanonische Maßstäbe gesetzt hat, angesichts derer verlagspolitisch naheliegende Titel wie "Narziß und Goldmund" oder "Halbzeit" eine etwas kuriose Figur machen. Nun ist jedoch ein neuer Titel hinzugekommen, der auch in der nobelsten Romangesellschaft des Säculums das Entrée hat: Juan Carlos Onettis Roman "La vida breve" aus dem Jahre 1950, 1978 von Curt Meyer-Clason übersetzt - eine phantastische und wirklichkeitsgetreue Meditation über die unzulängliche Kürze des Menschenlebens und über den Irrealis, der uns treibt, lebend und schreibend andere Existenzen zusammenzuträumen, ein leuchtend schwarzes und gewalttätig stilles Buch. Durs Grünbein stellt nun, in seinem begeisterten Nachwort zur Neuauflage, der beim deutschen Lesepublikum endemischen Begeisterung für den magischen Realismus à la García Márquez die lange Zeit unerschütterliche Ignoranz desselben Publikums für Onetti entgegen. Der Suhrkamp Verlag hat für diesen Autor, der heute neunzig Jahre alt geworden wäre, viel getan; man wünscht dem schön ausgestatteten neuen Buch endlich viele Leser. Denn was ist ein Klassiker? Laut Calvino ein Buch, von dem man nie gestehen würde: "Ich lese das . . .", sondern nur sagen wollte: "Ich lese jetzt wieder das . . ." Tun wir es wenigstens in diesem Falle, in unserem kurzen Leben. (Juan Carlos Onetti: "Das kurze Leben". Roman. Aus dem Spanischen übersetzt von Curt Meyer-Glason. Mit einem Nachwort von Durs Grünbein. Suhrkamp Verlag, Frankfurt 1999. 438 S., geb., 22,80 DM.)

JOACHIM KALKA

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