Die drei Vorgängerbände haben mich zu einem Stålenhag-Fan gemacht und entsprechend gespannt war ich auf „Das Labyrinth“. Dieses Mal spielt die Geschichte nicht in einer alternativen Gegenwart, sondern in einer dystopischen Zukunft, in der die Menschen nur noch unter der Erdoberfläche existieren
können. Die Ursache für die Zerstörung aller Ökosysteme kommt erst im Lauf der Erzählung langsam ans…mehrDie drei Vorgängerbände haben mich zu einem Stålenhag-Fan gemacht und entsprechend gespannt war ich auf „Das Labyrinth“. Dieses Mal spielt die Geschichte nicht in einer alternativen Gegenwart, sondern in einer dystopischen Zukunft, in der die Menschen nur noch unter der Erdoberfläche existieren können. Die Ursache für die Zerstörung aller Ökosysteme kommt erst im Lauf der Erzählung langsam ans Licht, wie es sich für einen guten SciFi-Plot gehört, aber das eigentliche Drama ist zwischenmenschlicher Natur: Charlie, ein kleiner, offenbar traumatisierter Junge, lebt in seiner eigenen, kaum erreichbaren Welt und verschließt sich jeder Kontaktaufnahme. Ist er Autist? Lange bleibt der Leser im Unklaren, bis im Finale plötzlich alle Dämme brechen und Charlie aus seiner Lethargie erwacht.
Die Geschichte ist zu kurz, als dass ich hier noch mehr Details verraten kann ohne die Spannung zu zerstören, aber mir ist aufgefallen, dass „Das Labyrinth“ erzähltechnisch deutlich mehr Ebenen besitzt als die beiden Vorgängerbände. Es gibt symbolistische Referenzen (das schwarze Wasser steht z. B. für die verdrängten dunklen Geheimnisse), Psychologie spielt eine große Rolle, es geht um moralische Entscheidungen, grundsätzliche Abwägungen zwischen Gut und Böse und letztlich darum, was einen Menschen zum Menschen macht.
Die Zeichnungen sind wieder in Stålenhags hyperrealistischem Stil gehalten, wobei die gruseligen Bilder diesmal weniger mit SciFi-Elementen spielen als mit der trostlosen Einsamkeit menschenverlassener Gänge und Räume. Wer „Shining“ kennt, weiß, was ich meine. Es ist das Gefühl einer subtilen Bedrohung, die man nicht richtig fassen kann, die aber immer präsent ist.
„Das Labyrinth“ ist ganz anders als die „Loop“ Stories. Die Geschichte ist insgesamt psychologisch feiner gestrickt, die Bilder sind weniger futuristisch aber nicht weniger bedrohlich. Ich bin und bleibe Stålenhag-Fan.