Die Gewalt gegen die Zivilbevölkerung war im Ersten Weltkrieg keineswegs nur auf die Exzesse Einzelner zurückzuführen. Die Übergriffe waren systematisch geplant und offiziell angeordnet. Sie waren Teil der Kriegsführung. Seit dem Ersten Weltkrieg, das dokumentiert dieser Band auf eindrückliche Weise, gehört der Krieg gegen Zivilisten zum Instrumentarium eines jeden modernen Krieges.Anton Holzer hat in jahrelangen Forschungen Fotodokumente zusammengetragen und analysiert, die von diesem brutalen Feldzug gegen die Zivilbevölkerung berichten. Viele der Hinrichtungen sind in Fotografien festgehalten. Aufgenommen wurden die Bilder von Soldaten und Offizieren, die als Schaulustige und Voyeure Zeugen der Gewalttaten waren. Immer wieder stoßen wir auf ein und dieselbe Szene: Henker und Schaulustige umringen den Getöteten und lächeln triumphierend in die Kamera. Warum, so fragt der Autor, wurde an den Schauplätzen der Gewalt so häufig fotografiert? Ausgehend von Fotos aus dem Ersten Weltkrieg und weiteren Beispielen aus der Geschichte des Krieges beschäftigt er sich mit der Faszination der Gewalt in Bildern. Unweigerlich endet diese Rekonstruktion bei den Fotos aus Abu Ghraib.
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Sehr interessiert hat sich Historiker Gerd Krumeich mit dem jüngsten Buch Anton Holzers auseinandergesetzt, der als bedeutender Kenner der Fotogeschichte des Ersten Weltkriegs gilt. Mit seinem Buch will der Autor die These belegen, dass der Erste Weltkrieg nicht, wie allgemein angenommen, vor allem ein Krieg unter Soldaten gewesen ist, sondern dass er von Anfang an massiv gegen die Zivilbevölkerung gerichtet war, lässt uns der Rezensent wissen. Insbesondere die Fotos, die gerade für die Ostfront zahlreiche Kriegsgräuel an Zivilisten belegen, untermauern den Befund, wie Krumeich herausstreicht. Für den Ersten Weltkrieg im Ganzen gesehen allerdings ist der Rezensent nicht überzeugt, und er meint, dass hier noch "viele Fragen offen" bleiben. Die "anti-kritische" Frage danach, ob es beispielsweise an der österreichisch-serbischen Front, wo viele Zivilisten als angebliche Spione gehängt wurden, tatsächlich Spione gegeben hat, hätte sich Krumeich gewünscht. Ärgerlich findet der Rezensent den reißerischen Titel des Bandes. Hier zeigt er sich vom Autor als ausgewiesene Autorität der Fotogeschichte enttäuscht, denn vom "Lächeln der Henker" könne bei Sichtung der Fotos keine Rede sein.
© Perlentaucher Medien GmbH
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