In „Das Lächeln der Mona Lisa“ gibt es gleich im Prolog die erste Leiche. Auch wenn nach der Obduktion des Kunstmalers ein natürlicher Tod festgestellt wird, die ermittelnden Polizisten um Kriminaloberkommissar Thomas Lenz und Hauptkommissar Barnebey Kern vermuten, daß sich hinter diesem Vorfall
mehr verbirgt, denn warum sind sowohl die Lithografie als auch der Druckstein zerstört? Hat der…mehrIn „Das Lächeln der Mona Lisa“ gibt es gleich im Prolog die erste Leiche. Auch wenn nach der Obduktion des Kunstmalers ein natürlicher Tod festgestellt wird, die ermittelnden Polizisten um Kriminaloberkommissar Thomas Lenz und Hauptkommissar Barnebey Kern vermuten, daß sich hinter diesem Vorfall mehr verbirgt, denn warum sind sowohl die Lithografie als auch der Druckstein zerstört? Hat der Stiefsohn des Kunstmalers etwas damit zu tun? Vieles spricht dafür, doch während seiner Verhöre rücken weitere Personen als Täter ins Rampenlicht.
Ein Einbruch in eine Dresdener Galerie sowie ein Doppelmord an einem Kunstsammler und seiner Lebensgefährtin, bei denen ebenfalls Bildnisse von „Das Lächeln der Mona Lisa“ beschädigt und zerstört werden, bringen weitere interessante Fakten zum Vorschein, denn sowohl der Galeriebesitzer als auch das Nachbarspärchen der Ermordeten haben brisante Geschichten zu erzählen. Langsam fügt sich ein Indiz ans andere und es wird sehr fraglich, ob es für die Taten wirklich nur einen Täter gibt, obwohl es jedes Mal um das gleiche Bild geht. Es stellt sich zudem die Frage, was an dem Bild so besonders ist und wen es darstellt. Da es insgesamt 25 Abzüge dieses Bildes gibt, ist zu befürchten, daß weitere Straftaten folgen werden.
Es ist wohl sehr gut erkennbar, daß es bei diesem Krimi um sehr verzwickte und miteinander verstrickte Verbrechen geht, die aufzuklären gar nicht so leicht sind. Es ist äußerst interessant, mitzuerleben, wie die Polizeiarbeit von statten geht. Es gibt Verhöre, Befragungen, Recherchen und teamübergreifende Zusammenarbeit, wobei sich langsam aber stetig Puzzleteil an Puzzleteil fügt, die letztendlich zur Aufklärung führen wird. Doch bis dahin dreht sich die Spannungsspirale permanent. Der Leser wird bereits im Prolog an das Buch gefesselt und es läßt ihn bis zur letzten Seite auch nicht wieder los. Zu spektakulär sind die Ermittlungsergebnisse.
Wer sich jedoch einmal mit dem Autor beschäftigt und sich seine Biografie zu Gemüte führt, der wird erkennen, daß George Tenner hier sehr viel selbst Erlebtes und Recherchiertes eingebaut hat. Das läßt seinen Krimi in einem ganz anderen Licht erscheinen. Beeindruckend sind auch die Passagen, in denen es um Kunstmalerei, speziell um die Anfertigungen von Lithographien und derer Druckplatten geht. Hier erkennt man das fundierte Fachwissen, über welches der Autor von Hause aus verfügt.
Was jedoch diesen Krimi so spektakulär und brisant wie einen Thriller macht, sind die Ermittlungsergebnisse der Polizei, denn dem Leser werden hier die grenzübergreifenden Machenschaften zwischen DDR und BRD zu Zeiten des Kalten Krieges geschildert. Es geht hierbei insbesondere um die Praktiken und schmutzigen Geschäfte der StaSi, um Kunstschmuggel russischer Banden und auch um die Sizilianische Mafia. Hierzu werden Namen bekannter Persönlichkeiten genannt und Fakten aufgelistet. Im Anhang zum Buch findet man entsprechende Quellen, die den Wahrheitsgehalt dieser Aussagen bestätigen. Das regt einen unheimlich zum Nachdenken an und vielleicht auch dazu, selbst einmal in diesen Angelegenheiten zu recherchieren.
Des Weiteren greift George Tenner in seinem Krimi Thematiken auf, wie zum Beispiel Fluchthilfe, Homosexualität und häusliche Gewalt. Auch hier wird der Leser angeregt, sich Gedanken dazu zu machen.
Ja, dieser Dresden-Krimi ist nicht einfach nur eine spannende und unterhaltsame Lektüre, er ist ein vielseitiges und vielschichtiges Gesamtkunstwerk, welches den Leser auch lange nach Auslesen des Buches nicht in Ruhe läßt. Die Idee, einen Kriminalroman mit derartigen brisanten Tatsachen zu spicken und ihm auch so viel Autobiographisches hinzuzufügen, finde ich unheimlich interessant und speziell in diesem Fall großartig gelungen.