Lucile ist tot, sie hat am 25. Januar 2008 ihrem Leben selbst ein Ende bereitet. Ein Schock für ihre Tochter Delphine, der Schriftstellerin und Verfasserin dieser Biographie, die sie fünf Tage später in ihrer Wohnung im Bett liegend findet. Lange, sehr lange, ist sie nicht fähig zu begreifen, zu
verstehen was geschehen ist. Um diesen Zustand zu beenden beschließt sie Jahre später, ein Buch über…mehrLucile ist tot, sie hat am 25. Januar 2008 ihrem Leben selbst ein Ende bereitet. Ein Schock für ihre Tochter Delphine, der Schriftstellerin und Verfasserin dieser Biographie, die sie fünf Tage später in ihrer Wohnung im Bett liegend findet. Lange, sehr lange, ist sie nicht fähig zu begreifen, zu verstehen was geschehen ist. Um diesen Zustand zu beenden beschließt sie Jahre später, ein Buch über ihre Mutter zu schreiben. Was war sie für ein Mensch, wie war ihr Leben, hat sie sie überhaupt richtig gekannt? Sie beginnt zu recherchieren, liest Briefe und Tagebücher aus ihrem Nachlass, fragt in der Verwandtschaft nach, schaut sich Familienfotos und Schmalfilme an. Allmählich beginnt sich ein Bild der Mutter zu formen, einer Frau, die so ganz anders war.
Lucile war eine Schönheit. Bereits als Kind war sie ein gefragtes Model, das nicht unwesentlich zum Unterhalt der Großfamilie beitrug. Den Tod zweier Brüder und die sexuellen Übergriffe des Vaters hatte sie wohl nie ganz verarbeitet. Eine in sehr jungen Jahren geschlossene Ehe ging schief, es folgten zahlreiche Liebhaber. Als erwachsene Frau litt sie unter bipolaren Störungen, verbrachte viele Jahre in Nervenkliniken, verlor das Sorgerecht für ihre Kinder und musste öfters ihren Arbeitsplatz wechseln. Sie wurde nur einundsechzig Jahre alt …
Für die Autorin Delphine de Vigan war dieser Versuch, ihrer Mutter näher zu kommen und sie zu verstehen, eine schmerzliche Erfahrung. Immer wieder fügt sie, neben der Lebens- und Leidensgeschichte Luciles, ihre eigenen Empfindungen ein. Zweifel und Unsicherheit das Richtige zu tun machen sich breit, Schreibblockaden wechseln mit euphorischem Schaffen. Wie weit geht die Privatsphäre? Darf sie alles preisgeben, was sie erfahren hat? Man spürt als Leser, wie die Tochter während des Schreibens dieser Biographie sich ihrer Mutter annähert, sie zu verstehen lernt und letztendlich ihren Frieden schließen kann.
Fazit: Ein empfehlenswertes Buch, tiefgründig und berührend, über eine beeindruckende Frau und deren authentische Lebensgeschichte.