Für das Selbstbewußtsein der Offiziere von Royal Navy und Kaiserlicher Marine war der Erste Weltkrieg ein Fiasko. Die britische Blockadestrategie verhinderte ein direktes Kräftemessen der beiden stärksten Schlachtflotten der Welt. Die einzige größere Seeschlacht 1916 vor dem Skagerrak führte keine Entscheidung herbei. Beide Flotten blieben weiter wie bisher in Wartestellung. Die Seeoffiziere, Angehörige einer besonders ausgeprägten militärischen und gesellschaftlichen Elite, mussten sich damit zufrieden geben, beinahe wie im Frieden Dienst zu tun, obwohl beide Seiten das große Treffen sehnlichst erwarteten. Das lange Warten wurde so zur prägenden Erfahrung des Krieges für sie. Auf Grundlage zahlreicher Tagebücher und Briefe beschreibt Nicolas Wolz, wie Alltag und Lebenswelt der Offiziere beider Nationen beschaffen waren und wie sie versuchten, ihr 'Nichtstun' zu verarbeiten, zu rechtfertigen und ihm einen Sinn zu geben.
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Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 26.05.2008Als im November 1918 der Erste Weltkrieg mit der revolutionären Erhebung der Matrosen in Kiel und Wilhelmshaven endete, standen die Offiziere der Kaiserlichen Marine vor einem Scherbenhaufen. Während des gesamten Krieges war die Flotte kaum in Erscheinung getreten, zu dem ersehnten Kräftemessen mit der Royal Navy war es nur ein einziges Mal - 1916 vor dem Skagerrak - gekommen. Die meiste Zeit musste das "Elitekorps des Kaisers" sich damit zufriedengeben, beinahe wie im Frieden seinen Dienst zu tun. Nicolas Wolz, Politikredakteur dieser Zeitung, beschreibt auf Grundlage zahlreicher Tagebücher und Briefe Alltag und Lebenswelt deutscher wie britischer Seeoffiziere und untersucht, wie der auf beiden Seiten als unbefriedigend empfundene Kriegsverlauf verarbeitet und gedeutet wurde. (Nicolas Wolz: Das lange Warten. Kriegserfahrungen deutscher und britischer Seeoffiziere 1914 bis 1918. Schöningh Verlag, Paderborn 2008. 519 S., 34,90 [Euro].)
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