Simone de Beauvoir kämpfte ihr Leben lang gegen Mythen, Vorurteile, Gewohnheiten. Dass man nicht als Frau zur Welt kommt, sondern dazu gemacht wird, ist der Satz, der sie berühmt gemacht hat. Doch Beauvoir ist selbst zum Mythos geworden: zur Ikone des Feminismus, zum Vorbild der modernen, emanzipierten Frau, zur Königin des Existentialismus, zur selbstbewussten Partnerin an der Seite Jean-Paul Sartres. Dabei wollte sie in ihrem Leben nichts verklären. Ihrer Überzeugung folgend, dass man nichts verheimlichen darf, alles offengelegen muss, hat sie sich nicht davor gescheut, auch Enttäuschungen und die dunklen Seiten ihrer Persönlichkeit zu zeigen. Simone de Beauvoir wollte vom Leben alles, Luxus und Entsagung, Stetigkeit und Wandel. Sie glaubte, dass wir Menschen an Hoffnungen und Versprechen festhalten müssen, die letztendlich unerfüllbar sind. Alois Prinz erzählt ihr Leben zwischen dem Verlangen nach Glück und der Treue zu einer Wirklichkeit, die keine Flucht erlaubt.
»[Es] wird deutlich, wie viele der heute virulenten Debatten - Rassismus, Kolonialismus, Geschlechterpolitik, Cancel Culture - durch dieses Jahrhundertleben hindurchgegangen sind.« Harry Nutt Berliner Zeitung 20211110
Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Rezensentin Johanna Adorjan ist enttäuscht von Alois Prinz' Beauvoir-Biografie, gerade weil ihm die Darstellung ihres Lebensgefährten Sartre doch so gelinge. Die Stationen des Lebens der revolutionären Denkerin flüssig nacherzählen kann sie nach der Lektüre zwar, und Prinz gibt sich auch alle Mühe, erkennt sie an. Aber was sie erfährt über de Beauvoirs Privatleben, über ihre Lebensfreude, ihre quälende Eifersucht, ihre Panikattacken, klingt "behauptet", wird nicht spürbar, bedauert sie. Auch die "Wucht" der Radikalität, die etwa in ihrem berühmten Werk "Das andere Geschlecht" stecke (und eigentlich auch noch heute gelte, findet Adorján), wird für die Kritikerin nicht vermittelt, und dass de Beauvoir höchstwahrscheinlich auch Sex mit Frauen hatte, werde "keusch ausgespart". Sartre gerate Prinz hingegen charismatisch und voller Leben, seufzt Adorján - für ihn wecke das Buch leider deutlich mehr Begeisterung.
© Perlentaucher Medien GmbH
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