Zu den weitgehend vergessenen Protagonistinnen in der erziehungswissenschaftlichen Historiografie zählt die Pädagogin Anna Siemsen. In doppelter Hinsicht - als Frau und Sozialistin - durch patriarchalische und politische Repressionen benachteiligt, sind ihre Schriften heute kaum noch bekannt. Dabei hat sie ein umfangreiches, insbesondere publizistisches, Werk hinterlassen, das sowohl pädagogische, literaturwissenschaftliche, kunsthistorische und feministische als auch politische Themen in Theorie und Praxis beinhaltet. Aus christlich-bürgerlichem Hause stammend, entwickelte sie sich zu einer überzeugten Sozialistin mit historisch-materialistischem Theorieansatz. Hauptaugenmerk legte sie zeitlebens auf die Arbeiterschaft sowie auf Kinder und Jugendliche. Deren Lage und dadurch langfristig die gesamtgesellschaftliche Situation zum Besseren zu wenden, war ihr ganz persönliches Anliegen. Den Schlüssel zu allem sah sie in der Erziehung des Menschen. Die vorliegende Arbeit hat es sich zur Aufgabe gemacht, Anna Siemsens Schaffen aufzuarbeiten, schulhistorisch einzuordnen und insbesondere ihre Leistungen für die Mädchen- und Frauenbildung deutlich zu machen.