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Eine anekdotenreiche, literarisch besonders schöne Biographie Vasaris: das Leben Leonardo da Vincis, des größten Universalgenies der Renaissance. Neu übersetzt und kommentiert. Mit den heutigen Standorten der Kunstwerke.

Produktbeschreibung
Eine anekdotenreiche, literarisch besonders schöne Biographie Vasaris: das Leben Leonardo da Vincis, des größten Universalgenies der Renaissance.
Neu übersetzt und kommentiert. Mit den heutigen Standorten der Kunstwerke.
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Autorenporträt
Giorgio Vasari, 1511-1574, der große Mann aus Arezzo in der Toskana, war ein Universalgenie: Maler, Architekt (Baumeister der Uffizien), Berater der Medici, Kunstsammler und Historiker. Die Leben der berühmtesten Künstler, kurz: Le vite, sind sein Hauptwerk.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 10.08.2007

Größe und Schrullen
Giorgio Vasaris Viten in einer neuen Übersetzung
Wenn Giorgio Vasari in seinen 1568 erschienen Viten zu einer Rede über das Allgemeinmenschliche anhebt, bedeutet das meistens nichts Gutes. Jedenfalls nicht für den Künstler, den der Kunstschriftsteller und Maler im Folgenden vorführt. Seine Lebensbeschreibung des Bildhauers Pietro Torrigiani (1472 bis 1528) beginnt Vasari mit scheinbar mitfühlenden Bemerkungen über den Seelenzustand älterer Männer, die in ihrem Metier von Jüngeren übertroffen werden: „Unglaubliche Kraft” habe ihre Empörung, „kein Eisen, das solche Menschen aus Wut nicht zernagen, kein Unheil, das sie nicht anrichten würden.” So auch der „hochmütige und cholerische” Torrigiani. Anstatt Steinköpfe zu formen gab er dem jungen Michelangelo aus Neid „einen solchen Fausthieb auf die Nase, daß er sie ihm in einer Weise zertrümmerte, die sie Zeit seines Lebens platt gedrückt bleiben ließ”. Dass Torrigiani später aus anderen Gründen von der Inquisition verfolgt wurde, geschieht ihm in Vasaris moralisierendem Bericht nur recht.
Nun hat der Autor nichts grundsätzlich gegen ruppige Charaktere; Michelangelos terribiltà bewundert er. Es sind die Maler und Bildhauer der zweiten und dritten Reihe, die bei ihm für das Abgründige im Künstlertum einstehen müssen.
Etwa der Maler Giovan Antonio, genannt Sodoma (1477 bis 1549), „ein „fröhlicher, ungezwungener Mann, der andere mit seiner wenig ehrenhaften Lebensweise amüsierte.” Kurzerhand führt Vasari den Spitznamen Sodoma auf die Freundschaften des Künstlers mit bartlosen Jünglingen zurück, „die er auf unnatürliche Weise liebte”. Nun pflegten viele Renaissancekünstler Männerbeziehungen, angeblich auch Vasari selbst. Aus Sodoma aber macht er einen Skandalfall und behauptet, der Maler sei wegen seines „schändlichen Namens” beinahe vom Volk gesteinigt worden. Aufgefallen sei er zudem durch seine „immense Eitelkeit”: Er kleidete sich in Brokat und Gold; auf der Schulter trug er einen Berberaffen. Unzählige Viecher gehörten ihm, darunter ein sprechender Rabe. Im Laufe der Vita nimmt auch die Figur des Sodoma immer animalischere Züge an: „ein Tier” nennt Vasari ihn und einen „Unmenschen”.
Der einflussreichste Kunsthistoriker der Neuzeit beschädigte den Ruf dieses Malers nachhaltig, so wie auch den anderer Kollegen, die er in seinen Viten verleumdete. Doch war Mobbing nicht sein Anliegen. Vielmehr betont er alles Bizarre, um das Außerordentliche des Künstlerberufes aufzuzeigen – und schreibt den Malern und Bildhauern so eine Rolle als „Außenseiter der Gesellschaft” (Wittkower) zu, die sie bis in die Moderne behalten sollten.
Was die Sonderlinge hervorbringen und leisten, ist in der ebenfalls neu übersetzten Vita Leonardos nachzulesen. Auch den Künstler-Wissenschaftler faszinierte das Tierische; er klebte einer Eidechse Flügel an und füllte einen Raum bis unter die Decke mit aufgeblähten Hammeldärmen. Der „bewundernswerte und göttliche” Leonardo war eben laut Vasari „ständig damit beschäftigt, Neues auszutüfteln” und im Übrigen ein angenehmer Mensch. Die Größe des Künstlers rechtfertigt seine Schrullen.
Vier Viten-Bände pro Jahr erscheinen in der großen Edition des Wagenbach Verlages, herausgegeben von Alessandro Nova und seinen Mitarbeitern. Sie entschlüsseln das System Vasari wie nie zuvor in deutscher Sprache. Die kenntnisreichen wie konzentrierten Fußnoten und Kommentare behandeln kunsthistorische, soziologische und literarische Fragen gleichermaßen. In der Zusammenschau der Bände werden so die weltanschaulichen Prämissen und Hierarchien Vasaris deutlich – besonders, wenn man seine erstmals übersetzte „Einführung in die Künste” hinzuzieht. Auch sie strotzt vor harten Urteilen, etwa, wenn der Autor die Kunst der Holzintarsie „vergeudete Zeit” nennt. Nicht nur sie hat sich von Vasaris böser Zunge nie wieder erholt. KIA VAHLAND
GIORGIO VASARI: Das Leben der Bildhauer des Cinquecento, kommentiert von Katja Lemelsen u.a. 320 Seiten, 16,90 Euro; Sodoma und Beccafumi, kommentiert von Katja Lemelsen u.a. 160 Seiten, 12,90 Euro; Das Leben des Leonardo da Vinci, kommentiert von Sabine Feser. 144 Seiten, 12,90 Euro; Einführung in die Künste der Architektur, Bildhauerei und Malerei, kommentiert von Matteo Burioni, 176 Seiten, 13,90 Euro.
Alle im Wagenbach Verlag erschienen, Berlin 2006 und 2007. Übersetzungen von Sabine Feser und Victoria Lorini.
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