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Giulia Becker, Autorin beim Neo Magazin Royal, erzählt in ihrem Debütroman eine grandiose Geschichte voller Wärme und Humor, mit wunderbar wundersamen Charakteren. Vier Menschen stehen vor Problemen: Silke vor ihrem Exmann, Willy-Martin vor einem sabbernden Hund, Renate vor einem Berg Teleshopping-Impulskäufen und Frau Goebel vor dem Tod. Alle vier beschließen davonzulaufen; auf einem turbulenten Abenteuertrip vom beschaulichen Borken ins ostdeutsche Paradies Tropical Islands und zurück. Giulia Beckers Figuren bewegen sich in einer Welt, die zu viele Fallstricke legt und zu wenig Hauptgewinne…mehr

Produktbeschreibung
Giulia Becker, Autorin beim Neo Magazin Royal, erzählt in ihrem Debütroman eine grandiose Geschichte voller Wärme und Humor, mit wunderbar wundersamen Charakteren. Vier Menschen stehen vor Problemen: Silke vor ihrem Exmann, Willy-Martin vor einem sabbernden Hund, Renate vor einem Berg Teleshopping-Impulskäufen und Frau Goebel vor dem Tod. Alle vier beschließen davonzulaufen; auf einem turbulenten Abenteuertrip vom beschaulichen Borken ins ostdeutsche Paradies Tropical Islands und zurück. Giulia Beckers Figuren bewegen sich in einer Welt, die zu viele Fallstricke legt und zu wenig Hauptgewinne zu verteilen hat. Sie verlieren viel, aber gewinnen einander, und welches Glück könnte größer sein?

Ausgezeichnet mit dem Debütpreis der lit.Cologne 2019!
Autorenporträt
Becker, Giulia
Giulia Becker, geboren 1991, arbeitet im Autorenteam von Jan Böhmermann. Sie bricht seit Jahren immer mal wieder ihr Medien- und Literaturwissenschaftsstudium in Siegen ab, lebt und arbeitet stattdessen in Köln. 2019 gewann sie mit «Das Leben ist eins der Härtesten» den Debütpreis der lit.Cologne und erhielt das Märkische Stipendium für Literatur.
Rezensionen

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.07.2019

Fettnäpfchen, Amarena-Becher und andere Gefahren
Der Unterschied zwischen lustig sein und lächerlich machen wäre entscheidend: Giulia Beckers preisgekröntes Debüt „Das Leben ist eins der Härtesten“
Die Protagonistin Silke und ihr Sidekick Willy-Martin lernen sich bei einer Selbsthilfegruppe mit sperrigem Namen kennen: „Für durch Eigenverschulden in Not Geratene“. Ob es für solche Menschen tatsächlich eine Selbsthilfegruppe gibt, wie in Giulia Beckers Roman „Das Leben ist eins der Härtesten“, ist nicht bekannt. Silke jedenfalls hat vor fast 30 Jahren während eines Panikanfalls die Notbremse in einem Regionalzug gezogen. Unfallkosten, Geldstrafe, Schmerzensgeld – eigenes Verschulden und große Not. Die Schulden konnte sie zum Teil in Sozialstunden umwandeln. Seitdem arbeitet sie bei der Bahnhofsmission in Borken, einer kleinen Ortschaft im Münsterland.
Willy-Martin hat den Hund eines Försters erschossen, weil ihn der bedrohlich anbellte und in seinen Schuh biss. Willy-Martins Mutter hatte nämlich schon in seiner Kindheit scharenweise Hunde zu Hause, die ihre komplette Aufmerksamkeit beanspruchten, sodass sich eine Mischung aus Hundehass und -phobie tief in seine Psyche eingebrannt hat. Seine Tat kostet ihn viel Geld und viele Jahre Schuldgefühle. Und jetzt fährt er mit Silke, ihrer Freundin Renate und der Nachbarin Frau Goebel in den Freizeitpark „Tropical Islands“ in Brandenburg, wo er von einem Fettnäpfchen ins nächste stapft.
Wenn es einem an dieser Stelle schon zu viel der Verrücktheit, oder auch der menschlichen Belanglosigkeit ist, wird man mit Beckers Buch nicht mehr glücklich. Die Geschichten von Silke und Willy-Martin sind nämlich nur zwei winzige episodenhafte Anekdoten in einem ganzen Witzuniversum, das die Autorin zu einem Roman gemacht hat. Jede Anekdote für sich würde über all die Seiten nicht tragen, zusammen sind sie eine amüsante Unterhaltung. „Das Leben ist eins der Härtesten“ ist also vor allem denjenigen zu empfehlen, die sich gern berieseln lassen. Es ist quasi buchgewordene Doku-Soap, ein bisschen was zum Lachen, ein bisschen was zum Seufzen, wie feinste Privatfernsehunterhaltung. Besondere Aufmerksamkeit bekommt das Pech der Protagonisten, oder, wie Willy-Martins Mutter es an einer Stelle selbst formuliert: „Wie das so ist, kommt man von einer Scheiße in die nächste.“
Da stellt sich aber ein merkwürdiger Effekt ein beim Lesen. Silke, Willy-Martin, die megapeinliche Renate und die ärmliche Frau Goebel sind auf ihre je eigene Art und Weise Helden der Geschichte. Alltagsmenschen, denen ihre Probleme über den Kopf gewachsen sind, einsame, tollpatschige, kränkliche Menschen. Eine bunt zusammengewürfelte Runde, die den Wert der Freundschaft trotz schwelender Konflikte erkennt. Das erinnert im ersten Augenblick an Anna Gavaldas „Zusammen ist man weniger allein“ und weckt wohlig-warme Empathie.
Man freut sich, dass auch solche Kleinstverdiener, kranke Rentner und klobige Pechvögel zu Hauptfiguren gemacht werden. Der Leser lernt sie gut kennen, versteht sie, fiebert mit ihnen. Aber Becker schreibt so über sie, dass man sich nicht nur mit ihnen, sondern vor allem auch über sie lustig machen kann, nach Herzenslust. Und das ist einfach nur gemein.
Renate, zum Beispiel, verliert ihren Hund (Name: Mandarine Schatzi), weil er im Flaschenhals einer Punica-Flasche erstickt. Sie ist darüber so traurig, dass sie impulsives Teleshopping auf dem Sofa betreibt. Becker beschreibt das so, dass man sich nur noch an den Kopf fassen und gleichzeitig nicht aufhören kann, sich die Szene reinzuziehen. Willy-Martin muss immer niesen und sich drehen, wenn ihm etwas peinlich ist. Becker wirft ein: „Einmal, als ihm sein Wechselgeld auf den Boden gefallen war und er sich danach bückte, riss ihm die Hose, und man sah seine Unterwäsche, er wurde purpurrot und musste so oft niesen und sich drehen, dass ihm danach schwindelig und kotzübel war. Er erbrach seinen Amarena-Becher mit extra Sahne in eine von Silkes Einkaufstüten, und Silke musste ihre neu gekaufte Seidenbluse ungetragen entsorgen.“ An anderer Stelle erinnert sich Silke daran, wie ihr in der siebten Klasse von einem Apfelsaft so übel wurde, dass sie sich im Religionsunterricht im „harten Strahl“ übergeben musste.
Abgesehen davon, dass Becker offenbar ein Faible für kotzende Loser hat, tragen diese Episoden nichts anderes zur Geschichte oder zur Charakterisierung bei, als die Demütigung. Das mag bei Scripted-Reality-Shows gängige Praxis sein, um die Gier des Zuschauers auf das Scheitern anderer zu bedienen. Im Roman kommt das dem Verrat an seinen Protagonisten gleich. Die Autorin erschafft sie ja selbst. Wozu sie also derart dissen?
Giulia Becker ist 28 Jahre alt und Mitglied im Autorenteam der Sendung „Neo Magazin Royal“. Dort gibt es bekanntlich Diss zuhauf. Becker ist aber zunächst im textenden Hintergrund geblieben, auch als „Schwester Ewald“ konnte sie lange quasi anonym über alles twittern, was sie aufregt, Sexismus im Alltag zum Beispiel. Die Veröffentlichung des Songs „Verdammte Schei*e“, der innerhalb weniger Tage via Youtube als „Scheidensong“ das Prädikat frech-feministisch in der Popkultur erhielt, hat die junge Becker als Sängerin und Netzprominenz ins Rampenlicht katapultiert. Ein Jahr später folgte der nächste Song: „Monstertruck“, in dem sie Übergrößen-Mode parodiert. Erst ihre Scheide, dann ihr Übergewicht – Becker geht die Sachen gern direkt an. So auch in ihrem Buch, das jüngst auf dem internationalen Literaturfestival Lit.Cologne in Köln mit dem Debütpreis ausgezeichnet wurde.
Die Sprache des Romans ist auffallend einfach, der Leser wird mit sehr vielen Adjektiven versorgt. Die Probleme werden unmittelbar auf den Tisch gepackt: Der obdachlose Zippo hat Hodenkrebs und kein Geld für eine Behandlung. Silke stürzt aus maximaler Nächstenliebe in eine Depression, die in der Organisation eines grandios gescheiterten Spendenlaufs gipfelt. Dass das Geld erst verschwindet und dann auf den letzten Seiten mirakulöserweise doch wieder auftaucht, ist so vorhersehbar wie verkitscht und gibt dem Roman, der trotz unsympathischem Gedisse einen starken erzählerischen Sog hat, den sonderbaren Beigeschmack eines Märchens.
Kurz vor Beginn von Beckers Lesereise hat die Feministin und Kolumnistin Margarete Stokowski das Buch bei Twitter gelobt und ihren Followern als Mittel gegen schlechte Laune empfohlen. „Es hat keine Nebenwirkungen“, schrieb sie. Eben.
EKATERINA KEL
Giulia Becker: Das Leben ist eins der Härtesten. Roman. Rowohlt, Hamburg 2019. 221 Seiten, 20 Euro.
Was zum Lachen, was zum
Seufzen, wie feinste
Privatfernsehunterhaltung
Dass am Ende mirakulöserweise
alles gut geht, gibt dem Buch
den Beigeschmack eines Märchens
Giulia Becker gehört zu den Autoren der Fernsehsendung von Jan Böhmermann. Für ihren Roman bekam sie den Debütpreis der Lit.Cologne.
Foto: imago/Migglesworth
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Was für's Herz, wie man so sagt, und auch sehr lustig und wunderschön. Margarete Stokowski 20200406