Die geheime Sprache des Blutes
„Es hat eine medizinische Revolution begonnen, in ihrem Mittelpunkt steht das Blut.“ (8) Autor Ulrich Bahnsen, Diplom-Biologe, macht deutlich, worum es in dem Buch geht. Im Fokus stehen die versteckten Botschaften, die sich im Blut befinden und die entschlüsselt
werden können. Der geheime Code gibt Aufschluss über Erkrankungen, die im Entstehen begriffen sind.…mehrDie geheime Sprache des Blutes
„Es hat eine medizinische Revolution begonnen, in ihrem Mittelpunkt steht das Blut.“ (8) Autor Ulrich Bahnsen, Diplom-Biologe, macht deutlich, worum es in dem Buch geht. Im Fokus stehen die versteckten Botschaften, die sich im Blut befinden und die entschlüsselt werden können. Der geheime Code gibt Aufschluss über Erkrankungen, die im Entstehen begriffen sind. Aber das ist noch nicht alles. Gesucht werden im Blut die Stoffe, die den Verfall des Körpers aufhalten können. Ist die Entdeckung einer Methusalem-Formel im Bereich des möglichen?
Bahnsen beschreibt den Aufbau des Blutes, soweit er für das Verständnis seiner Thesen erforderlich ist. In der Blutflüssigkeit befinden sich Erbmoleküle toter Zellen. Wissenschaftler sprechen hier von zellfreier DNA. Diese spiegelt jede Krankheit wider, die mit dem Untergang der Zellen verbunden ist. Das gilt für Krebszellen und bei einer Schwangeren auch für die Zellen des Fötus. Damit wird Leben transparent. Zum Verständnis der Thematik stellt Bahnsen die Entwicklung der Entschlüsselung der Gene vor.
Die Frühdiagnostik wirft Fragen auf, die in Politik und Gesellschaft zu Diskussionen führen. Sollen Krankheiten bzw. Anfälligkeiten für Krankheiten ermittelt werden, wenn eine Heilung nicht möglich ist? Manche Kritiker sehen in der vorgeburtlichen Diagnostik eine „Perfektionierung der Selektion ungeborenen Lebens“. (93) Der Autor untersucht Fragen der Ethik und Moral im Hinblick auf vorgeburtliche Testverfahren. Deutlich wird, dass es keine einfachen Antworten gibt.
Dem Thema Früherkennung von Krebs widmet der Autor ein ganzes Kapitel. „Es ist tatsächlich möglich, einen Krebsherd im Körper mit einem Bluttest aufzuspüren. Und noch mehr: Die Erbmoleküle darin verraten nicht nur, dass ein Tumor wächst, sie geben auch Auskunft darüber, in welchem Organ er zu suchen ist.“ (132) Da die Testverfahren nicht perfekt sind und auch im Hinblick auf Heilungschancen, gilt es abzuwägen, in welchen Fällen eine Früherkennung im Interesse des Patienten ist.
„Das Altern ist nach der Entstehung des Lebens auf der Erde das größte Mysterium der Biowissenschaften.“ (200) Aus dem Blickwinkel der Evolution ist Sterben notwendig, damit eine Entwicklung stattfinden kann – ohne Tod keine Evolution. Dennoch ist der Mensch auf der Suche nach Möglichkeiten, die Lebenszeit zu verlängern und bei Fruchtfliegen ist das auch schon gelungen. Die Wissenschaft ist auf dem Weg, dieses Ziel auch für Menschen zu erreichen.
Der Schlüssel liegt im jungen Blut. Parabiose-Experimente, bei denen der Blutkreislauf zweier unterschiedlich alter Mäuse verbunden wird, bestätigen, dass eine Verjüngung stattfindet. Experimente mit Mäusen sind nicht übertragbar auf Menschen. Dennoch tun sich Chancen auf, Krankheiten wie Alzheimer in den Griff zu bekommen und darüber hinaus der Vergreisung insgesamt entgegen zu wirken. Sollte das tatsächlich gelingen, wäre das eine gesellschaftliche Revolution. Der derzeitige Stand der Forschung liefert Stoff für Romane.
Im Blut stecken Informationen, die bei üblichen Untersuchungen nicht erfasst und nicht ausgewertet werden. Ulrich Bahnsen macht deutlich, was sich an der Front der Forschung abzeichnet. Die Krankendiagnostik wird sich verändern und auch die Behandlung von Krankheiten. Das „Drehen an der Lebensuhr“ wird gesellschaftliche Diskussionen auslösen. Forscher Tony Wyss-Coray weist darauf hin, was das Ziel sein sollte. Es gehe nicht darum dem Tod auszuweichen, sondern darum, die guten Jahre zu verlängern.