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»... ich bin jetzt, indem ich gehe, ganz besonders da, und ich bin alle.« In Elfriede Jelineks Theatermonolog Das Lebewohl (Les Adieux) rekapituliert Jörg Haider seinen Rückzug nach Kärnten, eine strategische Heimkehr, die die Inbesitznahme Österreichs befestigen soll. Haider, das ist, frei nach Marx, politische Tragödie und Farce in einem, und Elfriede Jelinek sampelt, um beide zusammenzubringen, einen Originaltext Haiders mit Zitaten aus der Orestie des Aischylos, setzt gegen das kalte Pathos der griechischen Tragödie einer anderen Zeitenwende (von Matriarchat zu Patriarchat) das kalte…mehr

Produktbeschreibung
»... ich bin jetzt, indem ich gehe, ganz besonders da, und ich bin alle.« In Elfriede Jelineks Theatermonolog Das Lebewohl (Les Adieux) rekapituliert Jörg Haider seinen Rückzug nach Kärnten, eine strategische Heimkehr, die die Inbesitznahme Österreichs befestigen soll. Haider, das ist, frei nach Marx, politische Tragödie und Farce in einem, und Elfriede Jelinek sampelt, um beide zusammenzubringen, einen Originaltext Haiders mit Zitaten aus der Orestie des Aischylos, setzt gegen das kalte Pathos der griechischen Tragödie einer anderen Zeitenwende (von Matriarchat zu Patriarchat) das kalte Pathos einer im Grunde lächerlichen Figur, eines Mannes, »der, wenn er einmal wirklich von sich selbst spricht, nur Klischees und Pappe von sich gibt«. Ein Gegenstück zum Politikerstück, in dem ohne Luft zu holen geredet wird, ist der Künstlertext «Das Schweigen». Ein Autor spricht über das Werk, das die Welt des Geistes und der Wissenschaft umwälzen würde, das aber nie geschrieben, immer nurbenannt wird. «Der Tod und das Mädchen II» ist ein Teil aus dem Prinzessinnen-Zyklus. (Elfriede Jelinek: Der Tod und das Mädchen I-V, Berliner Taschenbuch Verlag 2003) »Ich bin ja als Prinzessin eingeweckt und von einem Prinzen aufgeweckt worden«, sagt Dornröschen - und das Dornröschen, das ist auch »das kleine, dicke, hübsche, unschuldige, harmlose Land, das vom Prinzen Haider wachgeküßt wird. So ein Kuß ist diesem Land schon einmal passiert, und schon damals hat es sich bekanntlich willig hingelegt.«
Autorenporträt
Elfriede Jelinek wurde am 20.10.1946 in Mürzzuschlag/Steiermark geboren. Sie studiert Komposition am Wiener Konservatorium, ab 1964 Theaterwissenschaft und Kunstgeschichte. Erste Gedichte entstehen, 1968 der Roman »bukolit«. Erste Romanpublikation 1970 mit »wir sind lockvögel, baby!«. Berühmt wird Elfriede Jelinek mit dem 1983 erschienenen Roman »Die Klavierspielerin«, dessen Verfilmung mit Isabelle Huppert in Cannes preisgekrönt wird. Daneben tritt sie als politisch engagierte Theatermacherin an die Öffentlichkeit. Seit der Uraufführung ihres Theaterstücks »Burgtheater« (1985) wird Elfriede Jelinek in Österreich als Nestbeschmutzerin diffamiert, »Das Lebewohl« (Berlin Verlag 2000) ist eine kritische Auseinandersetzung mit der Haider-Partei. 1990 entsteht in Zusammenarbeit mit Werner Schroeter das Filmdrehbuch zu »Malina«, nach dem Roman von Ingeborg Bachmann. »Die Kinder der Toten«, das Opus magnum der Autorin, erscheint 1995. Einar Schleefs Inszenierung von »Ein Sportstück«feiert 1998 am Burgtheater Triumphe. 2004 wird Elfriede Jelinek mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet. Sie lebt in Wien und München.