Als ich das Thema des Buches, die Klonierung von Jesus, zum ersten Mal wahrgenommen habe, dachte ich: "Au Backe, muss das sein?". - Ja, musste es. Weniger wegen des Inhalts als vielmehr, weil der Thriller in meiner Lieblingsstadt Basel spielt, musste ich das Buch einfach lesen. Ich setzte mich also
mit einiger Skepsis an die Lektüre, weil ich selber zwar zur Kirche ein ziemlich distanziertes…mehrAls ich das Thema des Buches, die Klonierung von Jesus, zum ersten Mal wahrgenommen habe, dachte ich: "Au Backe, muss das sein?". - Ja, musste es. Weniger wegen des Inhalts als vielmehr, weil der Thriller in meiner Lieblingsstadt Basel spielt, musste ich das Buch einfach lesen. Ich setzte mich also mit einiger Skepsis an die Lektüre, weil ich selber zwar zur Kirche ein ziemlich distanziertes Verhältnis habe, es aber doch nicht mag, wenn sich Menschen verletzt fühlen, weil man sich über den Glauben lustig macht.
Ich bin aber sehr positiv überrascht. Aus meiner Sicht hat Thomas Kowa diese heikle Klippe sehr souverän umschifft. Obwohl das Buch durchaus kritische Fragen aufwirft zum Thema Gentechnologie, Glauben, Kirche und der Position des Papstes, geschieht es immer auf sehr sachliche Weise und stellt jeweils die Sicht von einzelnen Figuren dar, die eine völlig verschiedene Position einnehmen, so dass die Auseinandersetzung mit den Fragen sehr glaubhaft und ohne Verallgemeinerung vermittelt wird.
Die Ermittlerkonstellation, ein junges sympathisches Paar, bestehend aus einem attraktiven Latino und einer nicht weniger exotischen Partnerin empfand ich sehr erfrischend. Den etwas granteligen Chef, der vorwiegend auf seinen eigenen Vorteil aus ist, habe ich in letzter Zeit schon etwas zu oft in Krimis erlebt. Er ist zwar wirklich authentisch gezeichnet und verschafft immer mal wieder Grund zum Schmunzeln, aber für mich war diese Spezies einfach schon zu oft da gewesen.
Der Plot ist etwas von schweizerischer Gemächlichkeit geprägt, aber keineswegs langatmig oder gar langweilig. Ich fand es sehr angenehm, dass die Aufklärung der Verwicklungen um das genetische Material ohne hektischen Aktionismus ausgekommen ist. Auf sehr unterhaltsame Weise erfährt man einiges über die Geschichte der katholischen Kirche im Allgemeinen und die Jesuiten im Besonderen.
Da ich selber schon molekularbiologisch gearbeitet habe, kann ich nicht beurteilen, ob die Erklärungen in diesem Bereich genau genug sind. Ich fand es auf jeden Fall nicht langatmig und der Autor ist offensichtlich sehr gut informiert. Ich habe nur einen, wirklich sehr nebensächlichen zahlenmäßigen Ausrutscher gefunden.
Die einzelnen Handlungsstränge werden jeweils von einem allwissenden Erzähler in der dritten Person aus verschiedenen Perspekiven erzählt, die durch relativ kurze Kapitel deutlich voneinander abgesetzt sind. Die polizeilichen Ermittlungen spielen zum großen Teil in Basel und Bern, während die Medienpräsentation des "Jesusklons" den Leser nach Rom in den Vatikan führt. Die Schauplätze sind sehr anschaulich beschrieben. Besonders positiv ist mir aufgefallen, wie gut es dem Autor gelungen ist, die Stimmung der Schauplätze von Basel und Bern einzufangen. Erfreulicherweise kommt das Buch dennoch ohne verbalen Lokalkolorit aus. Die Sprache liest sich sehr flüssig, für mich genau der richtig Mix aus Dialogen und Beschreibungen.
Mein Fazit:
Ich habe mich mit diesem Erstlingswerk sehr gut unterhalten gefühlt. Ich konnte einiges über Kirchengeschichte lernen und fand es sehr spannend, in dem mir eher ungewohnten Umfeld der Kirche, mit zu rätseln. Aus der Art und Weise wie die Ermittler angelegt sind, schließe ich, dass eine Serie geplant ist und freue mich schon auf weitere Fälle.