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Die unvergessliche Geschichte eines Sámi-Mädchens, das in einer im Verschwinden begriffenen Welt für seinen Platz im Leben kämpft. Ein Roman, so fesselnd und bezaubernd wie die schneebedeckte Weite, in der er spielt.
Die Sámi Elsa ist neun Jahre alt, als sie allein Zeugin des Mordes an ihrem Rentierkalb wird. Der Täter zwingt sie, zu schweigen. Sie kann nichts tun und fühlt sich doch schuldig, gegenüber ihrer Familie und allen, die ihr nah sind, denn wieder einmal sieht die Polizei keinerlei Anlass, in einem Verbrechen zu ermitteln. Elsas Rentier gilt schlicht als "gestohlen". Als die…mehr

Produktbeschreibung
Die unvergessliche Geschichte eines Sámi-Mädchens, das in einer im Verschwinden begriffenen Welt für seinen Platz im Leben kämpft. Ein Roman, so fesselnd und bezaubernd wie die schneebedeckte Weite, in der er spielt.

Die Sámi Elsa ist neun Jahre alt, als sie allein Zeugin des Mordes an ihrem Rentierkalb wird. Der Täter zwingt sie, zu schweigen. Sie kann nichts tun und fühlt sich doch schuldig, gegenüber ihrer Familie und allen, die ihr nah sind, denn wieder einmal sieht die Polizei keinerlei Anlass, in einem Verbrechen zu ermitteln. Elsas Rentier gilt schlicht als "gestohlen". Als die Bedrohung der Sámi und ihrer Herden dramatisch zunehmen und auch Elsa selbst ins Visier des Haupttäters gerät, findet sie endlich die Kraft, sich ihrer lange unterdrückten Schuld, Angst und Wut zu stellen. Aber wird sie etwas ausrichten können gegen die Gleichgültigkeit der Behörden und die Brutalität der Täter?

»Was immer Sie sonst noch im Leben vorhaben: Diesen Roman müssen Sie lesen!« Dagens Nyheter
Autorenporträt
Ann-Helén Laestadius, geboren 1971, ist eine schwedische Journalistin, preisgekrönte Autorin und gebürtige Sámi. Ihr internationaler Bestseller Das Leuchten der Rentiere wurde von Netflix verfilmt.
Rezensionen
»Ein zarter Hauch von Magie übertupft den Realismus wie frischer Puderschnee matschige Rentierspuren.« Katrin Dörsken FAZ 20221004

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 04.10.2022

Am besten laut singen

Ann-Helén Laestadius führt in den hohen Norden, ins Land der samischen Rentierhirten. Dort herrscht nicht nur das Patriarchat, dort gelten auch für Verbrechen ganz eigene Gesetze.

Einschusslöcher, Messerspuren am Bauch, Gekröse, abgetrennte Köpfe und Gliedmaßen in Plastiksäcken. Normalerweise enden in Krimis so die schönen jungen Frauen. Hier nicht: "Rentiere waren stumm. Sie schrien nicht, wenn sie von jemandem mit dem Messer gestochen wurden, sie schrien nicht, wenn ein Vielfraß ihnen den Nacken zerbiss und ihren Körper lähmte, es steckte kein Schrei in ihnen." Die Herdentiere sind in "Das Leuchten der Rentiere" die offensichtlichen, aber bei Weitem nicht einzigen Opfer in einer Geschichte, in der die Probleme schon damit anfangen, dass die Morde und Quälereien nicht als schwere Verbrechen eingestuft werden.

In Schweden kategorisiert die Polizei - in den nördlichen Territorien des Landes ohnehin heillos überfordert angesichts der schieren Größe der Areale, die eine einzelne Streife zu betreuen hat - das Wildern von Rentieren lediglich als Diebstahl. Lebensweise und Selbstverständnis der Sámi wird das nicht im Ansatz gerecht, für welche die Tiere einen zentralen Teil ihrer Kultur, eine Grundfeste ihrer Existenz bedeuten. Nicht nur in der Fiktion: Für ihre Recherchen zu "Das Leuchten der Rentiere" hatte Ann-Helén Laestadius Einsicht in eine Sammlung Hunderter nicht weiter verfolgter Anzeigen samischer Rentierhirten.

Sie selbst stammt aus einer samischen, einen finnischen Dialekt sprechenden Familie, arbeitete zunächst als Journalistin und Kriminalreporterin und begann schließlich Kinder- und Jugendliteratur zu schreiben. In ihrem ersten Buch für eine erwachsene Leserschaft fließen diese Erfahrungen zusammen und manifestieren sich in der neunjährigen Elsa, die Zeugin des Mordes an Nástegallu wird, ihrem Rentierkalb mit dem weißen Fleck auf der Stirn.

Der Täter droht auch ihr, und so schweigt sie, obwohl ihre Aussage den entscheidenden Ausschlag geben und endlich einmal zu einer Festnahme führen könnte, lebt über Jahre hinweg mit der Angst und der Schuld. Das Alter ist für ihre Figur klug gewählt. Genau an jener Kippstelle, an der man deutlich spürt, wenn etwas ganz und gar nicht in Ordnung ist. Nur dass man es noch nicht konkret benennen kann. Elsa merkt, dass nur am Ende des Dorfes, wo ihre Familie lebt, niemals jemand die kaputten Straßenlampen repariert. Dass die Nachbarn mit den akkuraten Blumenrabatten sich ständig über die Unordnung auf dem Hof ihrer Eltern beschweren, den kläffenden Hütehund. Dass sie nur eine einzige Freundin hat. Dass ihre Großmutter Schweißausbrüche bekommt, wenn sie Elsa aus dem alten Schulgebäude abholen muss, das sie früher selbst besuchte.

Was sie genau in der sogenannten Nomadenschule durchmachen musste, erzählt Laestadius nicht aus, aber ihr Bild einer alten Frau, die sich zitternd an den Wänden festhält, entwickelt eine starke Suggestionskraft. Als strukturellen, über Generationen hinweg weitervererbten Rassismus kann Elsa diese Erfahrungen erst zehn Jahre später benennen, wohin das Narrativ für den zweiten und dritten Teil des Buches springt. 2018 ist die Welt eine andere, und Elsa ist vor allem wütend. Auf den Rentiermörder, der nach wie vor unbehelligt im Nachbardorf lebt, auf die Touristen, die ungefragt ihre Trachten fotografieren, auf den Klimawandel, der Regen im Februar bringt, und den subventionierten Bergbau, der die Weidegründe der Sámi immer noch weiter schrumpfen lässt.

Der Zeitsprung ist ein Wagnis für Laestadius, weil er die Autorin zwingt, einen anderen Tonfall anzuschlagen. Sie fühlt sich merklich wohl damit, die diffuse Weltwahrnehmung eines kleinen Mädchens zu schildern, doch jetzt gilt es, konkreter zu werden, nüchterner. Mehrfach greift sie auf Parallelhandlungen zurück, um das Tempo anzuziehen, auf Elsas finale Konfrontation mit dem Rentiermörder hinzuleiten, und gelegentlich geht dabei die Kinderbuchautorin mit ihr durch; ein Satz zu viel im Erklärmodus, die Vorausdeutungen ein bisschen zu freigebig. Egal, ein Hintertürchen lässt sich Laestadius jedenfalls offen, um das kindliche Gefühl des Staunens beizubehalten: Ein zarter Hauch von Magie übertupft den Realismus wie frischer Puderschnee matschige Rentierspuren. Die Faszination ob dieser Welt der Widersprüche bleibt bis zum Ende bestehen.

Unfassbar groß und dabei regelrecht klaustrophobisch scheint Elsas Universum, zugleich heimelig und lebensfeindlich. Nur knapp hinter dem Dorf beginnen die Moore, wo man am besten laut singt, um keine Bären zu überraschen. Diese Art Umgebung bringt es mit sich, dass die Polizei weit weg ist und in jeder Garage ein gut gefüllter Waffenschrank hängt. Aber die Probleme kommen alles andere als nur von außen: Das Patriarchat ist nach wie vor stark in Lappland, und dass Elsa mit den Rentieren genauso geschickt umzugehen weiß wie ihr Vater, sehen viele der Ältesten im Sameby genauso wenig gern wie den Kontakt zu einer Journalistin, den sie auf eigene Faust sucht, um ihre Stimme zu erheben, noch mehr Aufmerksamkeit auf die Sonderstellung der Sámi zu lenken.

Einfühlsam beschreibt Laestadius, was es bedeutet, in einer Gemeinschaft zu leben, die so eng miteinander verbunden ist, dass wirklich jeder jeden kennt, in der das Individuum im Zweifel immer weniger zählt als die Tradition. "Samisch zu sein bedeutete, seine Geschichte in sich zu tragen, als Kind vor dem schweren Rucksack zu stehen und sich zu entscheiden, ihn zu schultern oder nicht", erklärt Elsa. Hoffentlich retten die Drehbuchautoren diese Komplexität auch in die Verfilmung hinüber, die Netflix derzeit produziert. KATRIN DOERSKEN

Ann-Helén Laestadius: "Das Leuchten der Rentiere". Roman.

Aus dem Schwedischen von Maike Barth und Dagmar Mißfeldt.

Hoffmann und Campe Verlag, Hamburg 2022. 448 S., geb., 25,- Euro.

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Rezensentin Katrin Doersken findet Ann-Helén Laestadius' unter den finnischen Samen spielenden Krimi recht originell, denn hier werden nicht nur, aber in erster Linie Rentiere zu Opfern eines Mörders, der bei einer seiner Taten von der neunjährigen Elsa beobachtet wird, während sich die Polizei für diese Vergehen nicht sonderlich interessiert. Verglichen mit der gelungen kindlichen Sprache im ersten Buchteil gelingt es der Journalistin und Kinderbuch-Autorin im zweiten und dritten Handlungsabschnitt des Buches stellenweise nicht ganz, aus der Perspektive der gereiften, nüchtern betrachtenden Elsa zu schreiben, aber die Rezensentin kann ihr das verzeihen, wenn der "zarte Hauch von Magie" den Realismus wie Pulverschnee verziert.

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