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Produktdetails
  • Verlag: Wirtschaft und Finanzen
  • Seitenzahl: 407
  • Abmessung: 245mm
  • Gewicht: 984g
  • ISBN-13: 9783878811541
  • ISBN-10: 3878811543
  • Artikelnr.: 24604838
  • Herstellerkennzeichnung
  • Die Herstellerinformationen sind derzeit nicht verfügbar.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 30.10.2000

Das liberale Programm der individuellen Freiheit
Ein Lexikon, das für die Freie Marktwirtschaft begeistert

Fred E. Foldvary: Das Lexikon der Freien Marktwirtschaft. Herausgegeben und ergänzt von Detmar Doering. Verlag Wirtschaft und Finanzen, Düsseldorf 2000, 408 Seiten, 128 DM.

Jeder Anhänger der Marktwirtschaft weiß, daß die freie Einfuhr aus dem Ausland das beste Mittel gegen die Knappheit im Inland ist. Diese freihändlerische Logik gilt auch in bezug auf intellektuellen Mut. Er ist in unserem Lande eher knapp, wenn es um die Verteidigung des freien Marktes gegen den Glauben an die Wohltätigkeit des Staates geht. Deshalb ist es eine kluge Entscheidung des Verlages gewesen, mit dem "Lexikon der freien Marktwirtschaft" von Fred E. Foldvary ein wenig von diesem Mut aus Amerika zu importieren.

Dort gibt es offenbar mehr davon. Das Nachschlagen und Lesen in diesem Lexikon vertreibt jedenfalls jeden Kleinmut. Selbstbewußt spricht Foldvary von einer freien Marktwirtschaft ohne das Anhängsel "sozial". Das entspricht wohl seinem Anspruch, nicht nur die "technischen" Aspekte der Marktwirtschaft wissenschaftlich zu erläutern, sondern auch für die Sache zu begeistern. Es ist das liberale Programm der individuellen Freiheit, das in diesem Buch umfassend und mit Schwung zum Vorschein kommt. Der in der öffentlichen Diskussion oft vernachlässigte Wertekontext der Marktwirtschaft wird hier gebührend berücksichtigt. Deshalb findet man erfreulicherweise auch Stichworte wie "Rechtsstaatlichkeit", "Selbstverwaltung" oder sogar die "Zehn Gebote" (die durchaus einige wesentliche Voraussetzungen für eine funktionierende freie Wirtschaft postulieren). Das Lexikon enthält nicht nur die großen Ökonomen wie Adam Smith, David Ricardo oder Friedrich August von Hayek, sondern auch Thomas Jefferson, den Autor der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung.

Foldvarys erfrischende und bisweilen durchaus subjektive Plädoyers für den Wert der Freiheit mindern kaum die akademische Qualität des Buches. Vom "Abnehmenden Grenznutzen" über "Reaganomics" bis zum "Zyklischen Steuersystem" findet sich alles in dem Lexikon, was sich ein Wirtschaftsfachmann oder ein interessierter Laie an Erläuterung wünschen kann.

In einer Zeit, in der es modisch ist, dem "Neoliberalismus" zwar alles Schlechte - von Krieg bis zum Elend in der Dritten Welt - zu unterstellen, ihm aber nicht zuzugestehen, daß alle historische Erfahrung die Marktwirtschaft als die wesentliche Grundlage für Massenwohlstand, Frieden und Rechtsstaatlichkeit erweist, ist ein solches sachliches und zugleich engagiertes Buch wichtiger denn je. Die Horrorszenarien der Medien über "Globalisierungsfallen" und den "Terror der Ökonomie" lassen in der Tat manchmal den Eindruck entstehen, der Sozialismus sei 1989 nicht gescheitert. Das wirre Gedankengebräu der Antiglobalisierungs-Aktivisten, die vor einiger Zeit die Gipfelkonferenz der Welthandelsorganisation WTO in Seattle ins Chaos gestürzt haben (und seither jeden internationalen Wirtschaftsgipfel bedrängen), darf nicht nur mit Polizeieinsatz beantwortet werden. Man muß auch auf die Kraft der Aufklärung im klassischen Sinne setzen und darf den mühsamen Weg des Argumentierens nicht verlassen. Das "Lexikon der freien Marktwirtschaft" kann gerade dabei äußerst nützlich sein.

Der typisch amerikanische Freiheitsoptimismus des Buches liefe jedoch ohne eine Überarbeitung für den deutschen Markt Gefahr, in Deutschland unverstanden beiseite gelegt zu werden. Vieles hat der Autor ursprünglich nur an ein amerikanisches Publikum gerichtet, das an radikalere Thesen gewöhnt ist und sich an anderen Leitbildern orientiert als das deutsche. Hier hatte der Herausgeber der deutschen Ausgabe Aufbauarbeit zu leisten - vor allem, wenn es um die Wiederaufdeckung einstmals stolzer Traditionsstränge marktwirtschaftlich-liberalen Denkens in Deutschland geht. Die zusätzlichen Einträge enthalten daher nicht nur die noch einigermaßen bekannten Theorien des Ordo-Liberalismus, der Freiburger Schule oder der Väter des "Wirtschaftswunders" von Walter Eucken über Wilhelm Röpke bis Ludwig Erhard. Sie widmen sich auch den vergessenen Helden der Freiheit in der Vorkriegszeit und im neunzehnten Jahrhundert. Da findet man den fortschrittsliberalen Politiker Eugen Richter, der gegen Bismarcks Sozial- und Schutzzollpolitik opponiert und schon 1891 einen sozialistischen deutschen Staat vorausgesehen hat, der seine Bürger durch eine Mauer an der Flucht hindert. Da findet man den Revolutionär von 1848 und Bankier Ludwig Bamberger, der die deutsche Währungsunion von 1876 geschaffen hat und gegen den Antisemitismus und Militarismus der Zeit zu Felde gezogen ist. Da findet man den fast vergessenen Ökonomen Hermann Heinrich Gossen, der erstmals die moderne Grenznutzentheorie entwickelt hat - und damit eines der effektivsten wissenschaftlichen Argumente für die Marktwirtschaft. Und da findet man den gebürtigen Engländer John Prince-Smith, der mit dem "Kongreß deutscher Volkswirthe" 1858 die einflußreichste Organisation zur Propagierung und Durchsetzung der Freihandelsidee mitgegründet hat.

Auch in Deutschland gibt es eine liberale Tradition. Wir sollten uns ihrer mehr erinnern. Dann wäre vielleicht auch hierzulande der Mut zur Marktwirtschaft kein knappes Gut mehr.

OTTO GRAF LAMBSDORFF

(Vorstandsvorsitzender der Friedrich-Naumann-Stiftung)

Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
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Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension

Otto Graf Lambsdorff hält diesen Band für ein mutiges Buch und begrüßt es sehr, dass es nun auch in Deutschland erhältlich ist. Mutig deswegen, weil Foldvary hier mit ansteckender Begeisterung nicht einschränkend von "sozialer" Marktwirtschaft spricht, sondern von der "freien" Marktwirtschaft - ohne dabei jedoch ethische Aspekte unberücksichtigt zu lassen. Dass der Autor bisweilen subjektiv argumentiert, tut nach Ansicht des Rezensenten der Qualität des Buchs keinen Abbruch. Der Band sei "sachlich und zugleich engagiert" und helfe mit Argumenten, die Vorteile der Marktwirtschaft plausibel zu machen. Als Nachschlagewerk findet es Lambsdorff sowohl für Laien als auch für Fachleute durchaus empfehlenswert. Lambsdorff betont, dass der Herausgeber sinnvollerweise ergänzende Beiträge angefügt hat, da sich die ursprüngliche Fassung an amerikanische Leser richtete, die "radikalere Thesen gewöhnt sind" als das deutsche Publikum. So finden sich Einträge über Wilhelm Röpke, über Ludwig Erhard bis hin zu den Thesen des Ordo-Liberalismus. Eine Besinnung auf die "liberale Tradition" in Deutschland findet Lambsdorff durchaus wünschenswert, weil dies den "Mut zur Marktwirtschaft hierzulande beflügeln könnte.

© Perlentaucher Medien GmbH
'Nicht zuletzt mit seinen sehr präzisen und anschaulichen Definitionen vieler ökonomischer Grundbegriffe ist Foldvary zweifellos vielen Lesern entgegengekommen, die sich näher über die Marktwirtschaft informieren wollen.' (Handelsblatt)