Früher konnte man sich in politischen Diskursen darauf verlassen, dass sich die sich streitenden Menschen auf einem Teppich von Fakten befanden. Wenn wir heute etwa darüber streiten wollen, wie schlimm der Flugverkehr fürs Klima ist, sieht die Situation anders aus. Da sind einerseits die ausgestoßenen Treibhausgase, die alles schlimmer machen, andererseits aber die wundersamen Kondensstreifen, die die Sonneneinstrahlung reduzieren. Jeder Dritte würde uns nun aber sagen, dass das gar keine Kondensstreifen sind, sondern durch eine globale Elite organisierte Giftschwaden namens Chemtrails, die uns irgendwie ausrotten sollen.Eisheilige, Hagelflieger, Ozonloch, Wärmepumpen, Windräder. Zu kaum einem Thema wird nicht kübelweise hirnverbrannter Quatsch verbreitet. Wo kommt neuerdings all dieser Blödsinn her? Und warum glauben so viele Menschen daran? Wie konnte systematische Desinformation deutschsprachige Staaten infiltrieren, die früher nicht empfänglich für Hokuspokus aller Art schienen? Illustriert von Nadia Menze ordnet Jörg Kachelmann die Räubergeschichten, die eine gesellschaftliche Auseinandersetzung heute oft unmöglich machen, weil sich die Kontrahentinnen und Kontrahenten nicht mal mehr auf die Fakten einigen können. Er hofft, dass wir uns trotz Internet und sozialen Medien auf eine wichtige Voraussetzung verständigen: Wir dürfen nicht (mehr) jeden Scheiß glauben.