Ein faszinierendes Kompendium wundersamer Ereignisse und unerklärlicher Phänomene.
Die Welt ist voller Rätsel. Wie kann es beispielsweise sein, dass im New York des Jahres 1955 ein Mannüberfahren wird, der 1876 als vermisst gemeldet wurde?
Und wo ist der Passagier geblieben, der kurz vor der Landungdie Flugzeugtoilette aufsuchte und seither nie wieder gesehen wurde?
Mysteriöse Ereignisse haben die Phantasie der Menschen zu allen Zeiten beschäftigt. Vor den Augen eines staunenden Publikums entfaltet Werner Fuld eine wundervolle Welt. Man erfährt von Spukschlössern, Poltergeistern und Phantomkutschen, von der in England gegründeten Gesellschaft zur Erforschung von Elfen oder von den vielen Wundern der christlichen Mythologie wie weinenden Madonnenstatuen, blutenden Stigmata oder heilenden Quellen.
Auf unterhaltsame Weise hat der Autor unerklärliche Phänomene kenntnisreich zusammengetragen und erstaunliche Geschichten brillant, humorvoll und mit leichter Hand erzählt.
Die Welt ist voller Rätsel. Wie kann es beispielsweise sein, dass im New York des Jahres 1955 ein Mannüberfahren wird, der 1876 als vermisst gemeldet wurde?
Und wo ist der Passagier geblieben, der kurz vor der Landungdie Flugzeugtoilette aufsuchte und seither nie wieder gesehen wurde?
Mysteriöse Ereignisse haben die Phantasie der Menschen zu allen Zeiten beschäftigt. Vor den Augen eines staunenden Publikums entfaltet Werner Fuld eine wundervolle Welt. Man erfährt von Spukschlössern, Poltergeistern und Phantomkutschen, von der in England gegründeten Gesellschaft zur Erforschung von Elfen oder von den vielen Wundern der christlichen Mythologie wie weinenden Madonnenstatuen, blutenden Stigmata oder heilenden Quellen.
Auf unterhaltsame Weise hat der Autor unerklärliche Phänomene kenntnisreich zusammengetragen und erstaunliche Geschichten brillant, humorvoll und mit leichter Hand erzählt.
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 27.12.2003Fauler Zauber
Werner Fuld recycelt Wundertüten
Wunder über Wunder. Von Bern bis Lengede, von Luther bis zu „Unseren Besten” leuchten die Wunderkerzen. Kaum bleibt noch etwas zu wünschen übrig, außer ein neues Fräuleinwunder, vielleicht, und ein kleines bisschen Wirtschaftswunder. Bis es so weit ist, befassen wir uns notgedrungen mit dem wundersamen Anwachsen des Bücherbergs. Was noch fehlte, bringt „Das Lexikon der Wunder” aus der Hand des Kritikers Werner Fuld. „Ungeklärte Phänomene von Auferstehung bis Zwerg” verheißt der Untertitel, doch beim Nachschlagen stößt man seltsamerweise zunächst auf „Allah” und „Altötting”. Fürchtete der Verlag den Zorn der Muslime und der Bajuwaren? Nach den sonderbaren Eintragungen „Amityville”, „Anatolien”, „Antikythira”, „Arzt” und „Athelhampton” folgt die erwartete „Auferstehung”, die durch einen ziemlich faden Kakao gezogen wird. Bis am Ende ein „Zwerg” zu Grabe getragen wird, muss sich der Leser durch ein albernes Kunterbunt quälen, das allein durch die alphabetische Ordnung der willkürlich gesetzten Inhalte und durch den bloßen Verdacht auf Humbug zusammengehalten wird.
Im wunderlichen Bohlen-Jahr darf der gleichnamige Popsänger nicht fehlen, über den an Ort und Stelle berichtet wird, sein Lied habe ein im Koma liegendes Mädchen nach monatelangem Abspielen über Walkman und Kopfhörer wieder ins Leben befördert. Der ordentliche Enzyklopäde weist seine Quellen nach: Bei Bohlen war es die Bild-Zeitung, beim Eintrag „Elvis” und der Nachricht, dass der Hüftschwinger auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod einmal monatlich mit seinem Psychiater telefoniert, ist es die Münchner Abendzeitung. Neben der Tagespresse wurden allerhand Anthologien, Lexika und Kuriositätensammlungen konsultiert: „Das große Buch der Geistererscheinungen”, „Das große Gespensterlexikon”, „Das neue Lexikon des Unerklärlichen”, „Das Jahrhundert der Rätsel und Phänomene” sowie das sicher unentbehrliche Standardwerk „Die Geister Großbritanniens”. Moral wird ebenfalls verköstigt, wenn Fuld für die fatalen Folgen mancher Wunder das Beispiel der europäischen Religionskriege anführt, die sich am Streit um das Dogma der Transsubstantiation entzündet haben sollen. Wie ein wundergläubiger Prophet rechnet er dagegen mit dem Vatikan ab, der den wahrhaft apokalyptischen Gehalt des so genannten „dritten Geheimnisses” von Fatima entweder entstellt oder unterschlagen habe. Wenn es derzeit so schlecht um den Atheismus steht, möchte man lieber wieder fromm werden.
Wollte es der Zufall, oder war es das schlechte Gewissen eines Literaturkritikers, der seine Leseabfälle unter sorgsamer Mülltrennung in den Bücherkreislauf zurückführte, dass unter der Eintragung „Zufall” ausgerechnet von vielen merkwürdigen Begebenheiten um zugefallene und zugeflatterte Buchmanuskripte die Rede ist? Zur Erklärung beruft sich Fuld auf den Experimentalbiologen Paul Kammerer, der hinter solchen Vorkommnissen „ein ,Gesetz der Serie‘” vermutet habe. Und Arthur Koestler habe zeitlebens „Beweise für die Existenz eines nur mit den Schicksalen von Büchern beschäftigten Zufallsengels” gesammelt. Wenn das mal kein serieller Bücherteufel war.
Anders als von einem Lexikon zu erwarten, wird der Leser dieses Recyclingprodukts nichts von alledem finden, was er sucht und worüber es größeren Aufklärungsbedarf als über „Hallstadt”, „Halluzination”, „Hampton Court” und „Hanging Rock” gebe. Lang ist die Liste der Fehlanzeigen: „Achtundsechziger”, „Adenauer”, „Aufschwung”, „Bestseller”, „Buchumlaufgeschwindigkeit”, „Busenwunder”, „Diät”, „Deutsche Tüchtigkeit”, „Fortschritt”, „Friedensbewegung”, „Fußball”, „Generation Golf”, „Judith Hermann”, „Käfer”, „Kapitalismus”, „Konjunktur”, „Made in Germany”, „New Economy”, „Revolution”, „Soraya”, „Sozialismus”, „Trabi”, „Uns Uwe”, „Viagra”, „Wiedervereinigung. Alles fehlt, was uns einmal bewegte und worüber wir uns wunderten.
VOLKER BREIDECKER
WERNER FULD: Das Lexikon der Wunder. Ungeklärte Phänomene von Auferstehung bis Zwerg. Eichborn Verlag, Frankfurt 2002. 292 Seiten, 19,90 Euro.
SZdigital: Alle Rechte vorbehalten - Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung exklusiv über www.diz-muenchen.de
Werner Fuld recycelt Wundertüten
Wunder über Wunder. Von Bern bis Lengede, von Luther bis zu „Unseren Besten” leuchten die Wunderkerzen. Kaum bleibt noch etwas zu wünschen übrig, außer ein neues Fräuleinwunder, vielleicht, und ein kleines bisschen Wirtschaftswunder. Bis es so weit ist, befassen wir uns notgedrungen mit dem wundersamen Anwachsen des Bücherbergs. Was noch fehlte, bringt „Das Lexikon der Wunder” aus der Hand des Kritikers Werner Fuld. „Ungeklärte Phänomene von Auferstehung bis Zwerg” verheißt der Untertitel, doch beim Nachschlagen stößt man seltsamerweise zunächst auf „Allah” und „Altötting”. Fürchtete der Verlag den Zorn der Muslime und der Bajuwaren? Nach den sonderbaren Eintragungen „Amityville”, „Anatolien”, „Antikythira”, „Arzt” und „Athelhampton” folgt die erwartete „Auferstehung”, die durch einen ziemlich faden Kakao gezogen wird. Bis am Ende ein „Zwerg” zu Grabe getragen wird, muss sich der Leser durch ein albernes Kunterbunt quälen, das allein durch die alphabetische Ordnung der willkürlich gesetzten Inhalte und durch den bloßen Verdacht auf Humbug zusammengehalten wird.
Im wunderlichen Bohlen-Jahr darf der gleichnamige Popsänger nicht fehlen, über den an Ort und Stelle berichtet wird, sein Lied habe ein im Koma liegendes Mädchen nach monatelangem Abspielen über Walkman und Kopfhörer wieder ins Leben befördert. Der ordentliche Enzyklopäde weist seine Quellen nach: Bei Bohlen war es die Bild-Zeitung, beim Eintrag „Elvis” und der Nachricht, dass der Hüftschwinger auch ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod einmal monatlich mit seinem Psychiater telefoniert, ist es die Münchner Abendzeitung. Neben der Tagespresse wurden allerhand Anthologien, Lexika und Kuriositätensammlungen konsultiert: „Das große Buch der Geistererscheinungen”, „Das große Gespensterlexikon”, „Das neue Lexikon des Unerklärlichen”, „Das Jahrhundert der Rätsel und Phänomene” sowie das sicher unentbehrliche Standardwerk „Die Geister Großbritanniens”. Moral wird ebenfalls verköstigt, wenn Fuld für die fatalen Folgen mancher Wunder das Beispiel der europäischen Religionskriege anführt, die sich am Streit um das Dogma der Transsubstantiation entzündet haben sollen. Wie ein wundergläubiger Prophet rechnet er dagegen mit dem Vatikan ab, der den wahrhaft apokalyptischen Gehalt des so genannten „dritten Geheimnisses” von Fatima entweder entstellt oder unterschlagen habe. Wenn es derzeit so schlecht um den Atheismus steht, möchte man lieber wieder fromm werden.
Wollte es der Zufall, oder war es das schlechte Gewissen eines Literaturkritikers, der seine Leseabfälle unter sorgsamer Mülltrennung in den Bücherkreislauf zurückführte, dass unter der Eintragung „Zufall” ausgerechnet von vielen merkwürdigen Begebenheiten um zugefallene und zugeflatterte Buchmanuskripte die Rede ist? Zur Erklärung beruft sich Fuld auf den Experimentalbiologen Paul Kammerer, der hinter solchen Vorkommnissen „ein ,Gesetz der Serie‘” vermutet habe. Und Arthur Koestler habe zeitlebens „Beweise für die Existenz eines nur mit den Schicksalen von Büchern beschäftigten Zufallsengels” gesammelt. Wenn das mal kein serieller Bücherteufel war.
Anders als von einem Lexikon zu erwarten, wird der Leser dieses Recyclingprodukts nichts von alledem finden, was er sucht und worüber es größeren Aufklärungsbedarf als über „Hallstadt”, „Halluzination”, „Hampton Court” und „Hanging Rock” gebe. Lang ist die Liste der Fehlanzeigen: „Achtundsechziger”, „Adenauer”, „Aufschwung”, „Bestseller”, „Buchumlaufgeschwindigkeit”, „Busenwunder”, „Diät”, „Deutsche Tüchtigkeit”, „Fortschritt”, „Friedensbewegung”, „Fußball”, „Generation Golf”, „Judith Hermann”, „Käfer”, „Kapitalismus”, „Konjunktur”, „Made in Germany”, „New Economy”, „Revolution”, „Soraya”, „Sozialismus”, „Trabi”, „Uns Uwe”, „Viagra”, „Wiedervereinigung. Alles fehlt, was uns einmal bewegte und worüber wir uns wunderten.
VOLKER BREIDECKER
WERNER FULD: Das Lexikon der Wunder. Ungeklärte Phänomene von Auferstehung bis Zwerg. Eichborn Verlag, Frankfurt 2002. 292 Seiten, 19,90 Euro.
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Perlentaucher-Notiz zur Süddeutsche Zeitung-Rezension
Die weihnachtliche Gnädigkeit ist vorbei: Rezensent Volker Breidecker zerreißt Werner Fulds "Lexikon der Wunder" in der Luft. Die im Titel verheißene Auferstehung werde "durch einen faden Kakao" gezogen, dafür erfahre man alles, was sich durch verschiedene Quellen - Tagespresse und einschlägige Wunder-Enzyklopädien - beglaubigen lasse, und was man doch nie wissen wollte. Der Leser quäle sich durch ein "albernes Kunterbunt", dessen "willkürliche" Themensetzung allein durch ihre alphabetische Anordung und durch den allgemeinen "Verdacht auf Humbug" zusammengehalten werde. In diesem öden "Recyclingprodukt", so Breidecker entnervt, fehlt alles, "was uns einmal bewegte und worüber wir uns wunderten".
© Perlentaucher Medien GmbH
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