Der Arzt und Schriftsteller Oskar Panizza (1853-1921) debütierte mit den grotesk-phantastischen Erzählungen "Dämmerungsstücke" im Stil von Edgar Allan Poe, wandte sich dann aber zusehends der antireligiösen Polemik zu. Sein 1895 veröffentlichtes, radikal antikatholischen Bühnenstück "Das Liebeskonzil" löste einen beispiellosen Kulturskandal aus. Einerseits wurde das Werk von Autoren wie Fontane und später Freud und Walter Benjamin positiv gesehen, Thomas Mann hingegen, der Panizza persönlich kannte, lehnte es ab. Panizza wurde zu einer einjährigen Haftstrafe verurteilt, danach verließ er Deutschland. Weitere literarische Provokationen führten schließlich zu seiner Entmündigung. Die letzten 16 Jahre seines Lebens verbrachte der zunehmend von Wahnvorstellungen und Halluzinationen heimgesuchte Autor in einer Heilanstalt.