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»Wenn es so etwas wie ein zentrales Buch für unsere Zeit gibt, dann ist es dieses. Brillant und Eindringlich« The Observer
An einem regennassen Abend in Dublin öffnet die Wissenschaftlerin und vierfache Mutter Eilish Stack ihre Haustür und steht zwei Beamten der neu gegründeten irischen Geheimpolizei gegenüber. Sie sind gekommen, um ihren Mann Larry, einen bekannten Gewerkschafter, zu verhören. Kurz nach dieser Begegnung verschwindet Larry, und sehr schnell beginnen die Dinge in Eilishs Welt aus dem Ruder zu laufen.
Irland befindet sich in der Gewalt einer Regierung, die auf dem Weg in
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Produktbeschreibung
»Wenn es so etwas wie ein zentrales Buch für unsere Zeit gibt, dann ist es dieses. Brillant und Eindringlich« The Observer

An einem regennassen Abend in Dublin öffnet die Wissenschaftlerin und vierfache Mutter Eilish Stack ihre Haustür und steht zwei Beamten der neu gegründeten irischen Geheimpolizei gegenüber. Sie sind gekommen, um ihren Mann Larry, einen bekannten Gewerkschafter, zu verhören. Kurz nach dieser Begegnung verschwindet Larry, und sehr schnell beginnen die Dinge in Eilishs Welt aus dem Ruder zu laufen.

Irland befindet sich in der Gewalt einer Regierung, die auf dem Weg in die Tyrannei ist. Eilish findet sich in der alptraumhaften Logik einer kollabierenden Gesellschaft wieder, angegriffen von unsichtbaren Kräften, die sich ihrer Kontrolle entziehen. Sie ist gezwungen, alles zu tun, um ihre Familie zu schützen und alle zusammenzuhalten. Wie soll sie ihren Kindern erklären, was passiert ist, wenn sie nach dem Vater fragen? Wie wird ihr eigener zunehmend dementer Vater auf die gravierenden Veränderungen seines Alltags reagieren? Und wie weit wird Eilish selbst gehen, um sich und ihre Familie zu retten? »Das Lied des Propheten« ist ein atemloses Porträt einer Familie am Rande der Katastrophe, das stilistisch und emotional seinesgleichen sucht. Paul Lynchs meisterhafter Roman ist das Buch der Stunde - und ein Appell, die entstehenden autoritären Regime der Gegenwart zu bekämpfen.

»Ein Triumph des emotionalen Erzählens, mutig und anregend« Booker Prize Jury

»Ein wichtiges und unvergessliches Leseerlebnis.« The Guardian

»Einer der erschütterndsten und provokativsten Romane, die ich seit langem gelesen habe.« Scotsman

»Paul Lynch ist einer der meistgefeierten irischen Schriftsteller seiner Generation und 'Das Lied des Propheten' ist Irlands '1984'.« Telegraph

»Ein Meisterwerk« Big Issue

»Erschreckend plausibel« Irish Times
Autorenporträt
Paul Lynch, geb. 1977 in Limerick, wuchs in Donegal auf und lebt in Dublin. Von 2007 bis 2011 war er Chef-Filmkritiker der irischen Zeitung 'Sunday Tribune' und schrieb regelmäßig für die 'Sunday Times'. Seitdem ist er hauptberuflich Autor. Seine Werke wurden mit zahlreichen Preisen in Irland und UK ausgezeichnet. Für seinen aktuellen Roman 'Das Lied des Propheten' erhielt er den Booker Prize 2023.
Rezensionen

Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension

Rezensent Michael Wolf wird hineingezogen in das Buch von Paul Lynch, das in einem vom Bürgerkrieg zerrütteten Irland spielt. Die Heldin ist eine junge Mutter, die ihren Mann in den Wirren des Krieges verliert, aber Heldin ist laut Wolf gar nicht das richtige Wort, denn der Autor ist mehr an der Dynamik von Gewalt interessiert denn an Figuren, erklärt der Rezensent. Die Lektüre findet Wolf bedrückend, weil es ein Kampf auf Leben und Tod ist, dem er als Leser beiwohnt. Ziel des Buches ist für ihn die Aufforderung zur Empathie, auch da es Parallelen zu Syrien und Afghanistan gibt. Bedauerlich findet er, dass die Botschaft sehr didaktisch rüberkommt, fast wie in einem Jugendroman. Das ginge auch besser, ergreifender, glaubt er.

© Perlentaucher Medien GmbH

Süddeutsche Zeitung - Rezension
Süddeutsche Zeitung | Besprechung von 24.07.2024

Der Spiegelvorhalter
In Paul Lynchs Faschismus-Parabel „Das Lied
des Propheten“ stürzt Irland in eine Diktatur.
Die Utopie ist das Bild der fiktiven guten Welt; die Dystopie ist ihr Gegenteil. Ohne die Erzählungen vom „üblen Ort“, so die Übersetzung der altgriechischen Wortbestandteile von Dystopie, kommen Literatur, Theater, Malerei, Tanz, Musik, Kino, Computerspiele, Streamingkunst und was es an Kreativem noch so gibt, heute nicht mehr aus. Die Dystopie ist der Geschmack der Gegenwart, auch weil die Gegenwart so vielen, zumal solchen, die sich selbst zu den Kreativen zählen, ein so übler Ort zu sein scheint.
Wie soll man angesichts von Klimawandel, Rechtsradikalismus, Kriegstreiberei und Kriegführung, Massenmord, Terrorismus sowie wuchernder allgemeiner Dummheit sich auch mit Utopia beschäftigen? Schon Fleetwood Mac haben das 1969, als sie noch Fleetwood Mac und keine Pop-Trällerband waren, erkannt. The world’s all in a tangle, die Welt ist im Chaos, I’m gonna build myself a cave, ich baue mir eine Höhle, hieß es in dem Song „World’s a tangle“. Die Höhle ist heute nicht mehr angesagt, denn das wäre Eskapismus, den die Dystopie-Kreativen dem Volk nur zu gerne vorwerfen.
Nun könnte man sagen, Künstler und Künstlerinnen waren schon immer Pessimisten, allein weil viele von ihnen das Gefühl haben, sie seien unbehaust in dieser Welt. Oder sie werden, oft als zornige Pädagogen, bewegt davon, dass sie der Welt, die nicht sieht oder sehen will, wie schlecht es steht, einen Spiegel vorhalten wollen.
In diesem Spiegel allerdings erkennen Teile des aufzurüttelnden Publikums nicht sich selbst oder ihre auf die Dystopie zutreibende Welt, sondern sie sehen nur die Pessimisten, die ihnen andauernd Spiegel entgegenhalten. So wie das Land sich von der Stadt entfremdet, entfremden sich Künstler von Teilen des Publikums (oder umgekehrt).
Paul Lynch ist ein großer Dystop. Und der 1977 geborene Ire ist auch ein erfolgreicher Dystop. Für seinen Roman „Das Lied des Propheten“ hat er 2023 den Booker Preis erhalten, der auf den britischen Inseln einschließlich Irlands als der renommierteste Literaturpreis gilt. Generell gesagt, gehören zu Literaturpreis-Jurys immer wieder auch Spiegelvorhalter, also Menschen, welche die von ihnen als „groß“ empfundenen Themen der Gesellschaft – Dystopisches, Diskriminierung, Autoritäres – in den preiswürdigen Büchern unbedingt sehen wollen. Form follows function, manchmal ist das Thema wichtiger als die literarische Qualität.
Lynchs Dystopie: Irland, die Republik, gerät unter die Herrschaft einer autoritären, nationalistischen Partei, die nach und nach einen Stasi-Staat mit Gestapo-Zügen aufbaut. Warum das geschieht, was vorher geschehen ist und wie es innerhalb der EU überhaupt passieren kann, wird nicht erläutert, sondern es wird nur gelegentlich erwähnt.
Nun gehört es eindeutig zu den Privilegien der Literatur, dass sie ihre Annahmen, die auch Fantasien sein können, nicht erläutern muss. Die schwarze Wolke in und unter der sich Lynchs Protagonisten bewegen, ist einfach da, sie ist aufgezogen als Folge einer Art politischer Klimakatastrophe. Und wer nur ein wenig dystopisches Gefühl in sich verspürt, diesen Es-könnte-auch-bei-uns-passieren-Schauder, wird sich ohnehin bald nur noch auf das schlimme Schicksal der Familie Stack einlassen.
Eilish Stack ist eine promovierte Biologin, ihr Mann Larry, Vater von vier gemeinsamen Kindern zwischen 17 Jahren und wenigen Monaten, ist hauptberuflicher Funktionär der Lehrergewerkschaft. Eilishs Vater, eine Nebenhauptperson, lebt allein im Anfangsstadium einer Demenz und braucht die Aufmerksamkeit seiner Tochter, die er eigentlich nicht haben will. Am Anfang des Buchs verschwindet Larry, der eine Demonstration gegen die Regierung organisiert hat, als Gefangener der neuen Spezialpolizei.
Im Rest des Buchs taucht er nur noch als stetiger Gedanke seiner Frau auf, nicht mehr als Mensch. Was mit ihm passiert ist, weiß man nicht, ob er lebt, auch nicht. Ein ähnliches Muster verfolgt Lynch auch beim ältesten Sohn Mark, der zur Armee der irisch-faschistischen Regierung eingezogen werden soll, in den Untergrund geht und sich dann den Rebellen anschließt. Auch er verschwindet als – jedenfalls im Roman – reale Person, bleibt aber als Erinnerung, Hoffnung und stetige Sorge im Kopf seiner Mutter präsent.
Das Buch ist eine oft atemlose, Seite um Seite auch absatzlose Begleitung der Eilish Stack, in deren Kopf und Seele die Leserschaft blicken kann. Lynch entwickelt seine Protagonistin von der skeptischen, aber wohlwollenden Mittelschichtbürgerin, die der etwas linken Reihenhausbourgeoisie angehört, zur verzweifelten, aber auch mutigen, von Gewalt und Bürgerkrieg geschlagenen Flüchtlingsfrau.
Diesen Prozess schildert Lynch intensiv, bisweilen zu Herzen gehend. Zwar zerbricht ihre Familie nicht, aber sie erodiert gewaltig, sie verschwindet allmählich im Gefängnis, bei den Rebellen, im Hospital. Eilish Stack steht nicht nur für Lynchs dystopisches Irland, sondern für all jene, die nach fürchterlichen Erfahrungen keinen anderen Ausweg mehr sehen als die Flucht – bis hin zu den abstoßenden Diensten von Schleppern. Es könnte auch Syrien, die Ukraine oder Gaza sein, üble Orte, die keine Dystopien sind.
Leider geht einem Lynchs Erzählweise mit der Zeit etwas auf die Nerven. Nicht jeder, der absatzlos schreibt, Anführungszeichen scheut oder den innermonologischen Gedankenstrom fließen lässt, ist James Joyce, selbst wenn er in Dublin und nicht in Paris lebt. Der Prophet Song wirkt, vor allem in der zweiten Hälfte, wie die Vorlage eines Drehbuchs für eine Netflix-Serie.
Es gibt eindeutige Cliffhanger-Abschnitte, die das Ende einer Folge wären, bevor dann die nächste Folge mit dem Luftangriff vom Ende der letzten Folge wieder beginnt. Diese gelegentliche Es-gabat-a-Leich-Dramaturgie verstimmt, weil sie so durchschaubar ist. Nichts gegen Netflix-Drehbücher. Literatur allerdings sind die nicht, auch wenn sie manchmal die gute Grundlage dystopischer Unterhaltung sind.
Gewöhnen muss man sich auch an Lynchs manchmal nahezu blumige Wortwahl (die sicher auch mit der Übersetzung zu tun hat). Es gibt Raunendes („die Namenlosen haben das Gegenwärtige ins Leben gerufen ...“), und es gibt adjektivstarke Verirrungen: „Und da offenbart sich der Tag in jäher Helle durch die Zierscheibe, fällt in geblümter Farbe auf Carole ...“. Weil vorher von James Joyce die Rede war: Gertrude Stein, Urtante der englischsprachigen Schriftstellerbohème in Paris, soll Ernest Hemingway vom Gebrauch zu vieler Adjektive abgeraten haben (wozu Hemingway ohnehin nicht neigte).
Paul Lynch hätte für diesen Roman Steins Ratschlag besser befolgen sollen. Es wimmelt von flachen und hohlen Händen, von „äffisch lachenden“ Zähnen, von stapelbaren Stühlen, von geblähten Flammen und flackernden Blicken. Es gibt Menschen, die mögen das, weil sie es für farbig, authentisch oder intensiv erzählt halten. Andere Menschen sehen das anders, weil sie das Gefühl haben, auf den Seiten des Buchs klappert es zu häufig.
Übrigens ist das Ende des Romans so offen wie das Ende einer Staffel im Streaming-Fernsehen. Es könnte sein, dass es eine Fortsetzung gibt. Es könnte aber auch bedeuten, dass Dystopien kein Ende haben – und vor allem kein gutes Ende.
KURT KISTER
Der im Jahr 1977
geborene Ire ist ein
erfolgreicher Dystop
Literatur muss
Annahmen und Fantasien
nicht erläutern
Leider geht einem die
Erzählweise mit der Zeit
etwas auf die Nerven
Er bekam für seinen jüngsten Roman den Booker Prize: der 1977 in Limerick geborene Schriftsteller Paul Lynch.
Foto: Massimo Valicchia / IMAGO / NurPhoto
Paul Lynch:
Das Lied des Propheten.
Aus dem Englischen von Eike Schönfeld.
Klett-Cotta, Stuttgart 2024. 310 Seiten, 26 Euro
DIZdigital: Alle Rechte vorbehalten – Süddeutsche Zeitung GmbH, München
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über www.sz-content.de
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»'Das Lied des Propheten' ist große Literatur. Absolut lesenswert.« Claudia Kuhland, NDR Kultur, 09. September 2024 Claudia Kuhland NDR Kultur 20240909