Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.10.1996Literarisches Bankett
Das Essen ist in Frankreich vor allem Selbstzweck. Die Deutschen haben ein verschämteres Verhältnis zu kulinarischen Genüssen, weshalb bei Schlemmerfestivals zum Menü stets ein wenig Kultur serviert wird. Daß jedoch auch Poesie und Prosa kulinarisch sein können, beweist "Das literarische Bankett", herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold und Christiane Freudenstein. Statt kaltem Todeshauch oder süßen Veilchendüften wehen dem Leser der Geruch von Bratkartoffeln entgegen, das Aroma chinesischer Gewürze und scharfer Zwiebeldunst. Die Anthologie umfaßt achtzig Gedichte und Essays rund um die Nahrungsaufnahme, von praktischen Ratschlägen ("Würzen ist, gleichwie der Kuß / Kunst, die man verstehen muß!") bis zur schwermütigen Betrachtung der Vergänglichkeit: "Grundlos, wie Leben entsteht, ist es bereit / Zu vergehn in den Kehlen". Werke von Carl Amery, Bertolt Brecht, Durs Grünbein oder Sarah Kirsch, aber auch von weniger bekannten Autoren, dazu eine große Anzahl von Erstveröffentlichungen machen das Buch zu einer literarisch-kulinarischen Entdeckungsreise. ("Das literarische Bankett". Herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold und Christiane Freudenstein. Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 1996. 272 S., geb., 39,90 DM.) mle.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Das Essen ist in Frankreich vor allem Selbstzweck. Die Deutschen haben ein verschämteres Verhältnis zu kulinarischen Genüssen, weshalb bei Schlemmerfestivals zum Menü stets ein wenig Kultur serviert wird. Daß jedoch auch Poesie und Prosa kulinarisch sein können, beweist "Das literarische Bankett", herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold und Christiane Freudenstein. Statt kaltem Todeshauch oder süßen Veilchendüften wehen dem Leser der Geruch von Bratkartoffeln entgegen, das Aroma chinesischer Gewürze und scharfer Zwiebeldunst. Die Anthologie umfaßt achtzig Gedichte und Essays rund um die Nahrungsaufnahme, von praktischen Ratschlägen ("Würzen ist, gleichwie der Kuß / Kunst, die man verstehen muß!") bis zur schwermütigen Betrachtung der Vergänglichkeit: "Grundlos, wie Leben entsteht, ist es bereit / Zu vergehn in den Kehlen". Werke von Carl Amery, Bertolt Brecht, Durs Grünbein oder Sarah Kirsch, aber auch von weniger bekannten Autoren, dazu eine große Anzahl von Erstveröffentlichungen machen das Buch zu einer literarisch-kulinarischen Entdeckungsreise. ("Das literarische Bankett". Herausgegeben von Heinz Ludwig Arnold und Christiane Freudenstein. Gustav Kiepenheuer Verlag, Leipzig 1996. 272 S., geb., 39,90 DM.) mle.
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