Produktdetails
  • btb
  • Verlag: btb
  • Abmessung: 190mm
  • Gewicht: 205g
  • ISBN-13: 9783442720989
  • ISBN-10: 3442720982
  • Artikelnr.: 06490708
Autorenporträt
Georg M. Oswald, geboren 1963, arbeitet als Schriftsteller und Jurist in München. Seine Romane und Erzählungen zeigen ihn als gesellschaftskritischen Schriftsteller, sein erfolgreichster Roman »Alles was zählt«, ist mit dem International Prize ausgezeichnet und in zehn Sprachen übersetzt worden. Zuletzt erschienen von ihm der Roman »Vom Geist der Gesetze« und der Band »Wie war dein Tag, Schatz?«.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 21.03.1995

Stilleben mit Kleinbürger
Georg M. Oswald holzt sich durch bayerische Idyllen

Werbe- und Klappentexte taugen nicht zu Versatzstücken von Buchtiteln. Dem Debütanten Georg M. Oswald ist kaum damit gedient, daß seine Erzählungen und Kurzgeschichten als "Romane aus der Nachbarschaft" angeboten werden, auch nicht damit, daß der schwächste Text als Titelerzählung rangiert. In der Skizze "Das Loch" nämlich tarnt sich der Erzähler unter einer künstlichen Einfachheit, die man rasch durchschaut; und literarisch abgegriffen als Symbol der Vergangenheitsverdunklung und -verdrängung ist die vergrabene SA- oder Parteiuniform im Jahre 1945. Der Leser wünscht nicht in die politische Klippschule geschickt zu werden.

Weitaus besser avisiert wird das Atmosphärische der Erzählungen durch Michael Sowas Gemälde "Stammtisch", das für den Schutzumschlag verwendet wurde. Der Leser kommt an stiernackigen Biertrinkern und einer drallen Kellnerin vorbei, bevor er die Welt des Buches betritt. Fast überall in den Erzählungen tummeln sich bayerische, münchnerische Kleinbürger, gutmütige, beschränkte und kauzige, manchmal auch hinterhältige, aber im ganzen doch brave Kleinbürger - ein bißchen mit den Augen von Ludwig Thoma, ein bißchen aus der Perspektive der "Kleinbürgerhochzeit" von Brecht und ein bißchen mit dem schiefen Blick der Grotesken Karl Valentins gesehen.

Zu einem Münchner Original freilich fehlt dem zweiunddreißigjährigen Juristen Oswald noch vieles. Von seinem renommierten Fachkollegen, dem Richter und Schriftsteller Herbert Rosendorfer, kennt er zumindest die "Briefe in die chinesische Vergangenheit", die aus dem München der Gegenwart kommen. Auch Oswald läßt einen parodistischen Abstand zur eigenen Fachsprache erkennen, wenn er mit einem umständlich genauen Schriftdeutsch das Denken seiner Figuren kennzeichnet.

Seine eigentliche Domäne ist aber die Familienfete, auf der er Klein- und Mittelstandsbürger zum humoristischen Arrangement zusammenführt. "Grabpflege" ist eine Erzählung mit Pfiff, "Tante Gertis letzter Satz" ein sprachlicher Balanceakt am Rande des Makabren. Für die endgültige "Einvernahme" wird dem schreibenden Juristen Aufschub bis zum nächsten Buch gewährt. WALTER HINCK

Georg M. Oswald: "Das Loch. Neun Romane aus der Nachbarschaft". Albrecht Knaus Verlag, München 1995. 192 S., geb., 34,- DM.

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