Angepriesen wird das Buch als Mischung aus Thriller und Liebesgeschichte. Da hatte ich ehrlich gesagt mehr Kitsch befürchtet, aber tatsächlich ist die Liebe zwar die grundlegende Motivation für Raphaël, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen, die Thrillerhandlung muss dahinter jedoch nicht
zurückstehen. Meines Erachtens eine gelungene Kombination!
Die Geschichte wartet auf mit raschen…mehrAngepriesen wird das Buch als Mischung aus Thriller und Liebesgeschichte. Da hatte ich ehrlich gesagt mehr Kitsch befürchtet, aber tatsächlich ist die Liebe zwar die grundlegende Motivation für Raphaël, auf eigene Faust Nachforschungen anzustellen, die Thrillerhandlung muss dahinter jedoch nicht zurückstehen. Meines Erachtens eine gelungene Kombination!
Die Geschichte wartet auf mit raschen Perspektivenwechseln, geschickten Cliffhangern und unerwarteten Wendungen. Sie führt die Charaktere von Frankreich nach Amerika und zurück und entpuppt sich dabei als erstaunlich vielschichtig: es geht nicht nur um Annas Verschwinden – ja, es geht nicht einmal nur um den Fall der drei Leichen, deren Foto sie ihrem Verlobten mit den Worten »Das habe ich getan« präsentiert. Hier kommt alles zusammen, von persönlichem Trauma über die Frage nach Verantwortlichkeit und Schuld bis hin zu politischen Verstrickungen im großen Stil.
Der Autor erzeugt Spannung ohne Klischees, ich empfand die Handlung als originell und unverbraucht. Es gibt allerdings die ein oder andere Szene, in der ich das Verhalten der Charaktere nicht hundertprozentig glaubhaft oder stimmig fand, und gelegentlich war mir etwas auch des Zufalls zuviel – aber das hielt sich in Grenzen, so dass ich es noch verschmerzen konnte. Nur eine Sache lag mir schwer im Magen: da wird fast schon gleichgültig abgehakt, dass einer der Charaktere ein Leben auslöschen muss, um selber zu überleben. Sollte das nicht eine größere emotionale Reaktion hervorrufen?
Die Auflösung ist in meinen Augen schlüssig und gut konstruiert, und am Schluss tischt Musso dann die ganz große Überraschung auf, sozusagen als Tüpfelchen auf dem i. Am Ende verirrt sich das Buch kurz über die Grenze zum Kitsch – aber da es die Gratwanderung bis dahin gut gemeistert hatte, war das für mich verzeihlich.
Das Buch konzentriert sich vor allem auf Raphaël, Anna und Marc.
Raphaël Barthélémy ist alleinerziehender Vater, und da er mit der Mutter seines Sohnes eine enorme Enttäuschung erlebt hat, drängt er seine Verlobte Anna darauf, keine Geheimnisse vor ihm zu haben. Als sie dann endlich nachgibt, ist er sich indes nicht mehr sicher, ob er mit ihren Geheimnissen leben kann... Mir war Raphaël sehr sympathisch, weswegen ich ihm auch die ein oder andere merkwürdige Entscheidung oder Reaktion nicht angekreidet habe. Ihn lernt man von den Protagonisten wohl am besten kennen.
Sein kleiner Sohn Theo ist scheinbar das pflegeleichteste Kind aller Zeiten, immer gut gelaunt und ständig am Futtern. So ganz realistisch fand ich das nicht, aber Theo spielt nur nebenher eine Rolle.
Über Anna – ihr bisheriges Leben, ihre Emotionen – hätte ich gerne noch deutlich mehr erfahren, denn ihre persönliche Geschichte hat es in sich und man bekommt sie über lange Strecken des Buches nicht richtig zu fassen. Das ist jedoch kein Versagen des Autors: Dreh- und Angelpunkt der Geschichte ist, dass Anna nicht die ist, die sie auf den ersten Blick zu sein scheint. Raphael, durch dessen Augen man sie hauptsächlich sieht, ist sich selber nicht mehr sicher, ob er sie wirklich kennt. "Wer wirst du sein, wenn wir uns wiederfinden?", fragt er sich in einer Szene.
Marc Caradec ist ein enger Freund von Raphaël. Als ehemaliger Polizist mit den entsprechenden Connections steht er Raphaël bei seinen Ermittlungen hilfreich zur Seite. Auch er war für mich zunächst schwer zu fassen, zeigt im Laufe des Buches dann aber doch noch, dass er ein komplexer, gut geschriebener Charakter ist.
Der Autor erzählt seine Geschichte locker und unterhaltsam, mit stimmungsvollen Details, ohne dabei ausufernd zu wirken, und lebendigen Beschreibungen von Charakteren und Orten. Mich hat der Schreibstil sehr angesprochen!
Normalerweise gehe ich in meinen Rezensionen nicht näher auf das Cover ein, daher nur soviel: ich war sehr enttäuscht davon, dass der Verlag auf dem Cover eine weiße Frau abbildet, obwohl Anna im Buch als dunkelhäutig beschrieben wird!