Zu einem Buch von Thomas Franke zu greifen ist nie verkehrt, es erwartet einen immer eine originelle Geschichte mit Tiefgründigkeit. Auch hier stellt der Autor wieder einmal sein Einfallsreichtum und seine Wortgewandtheit unter Beweis.
In „Das Mädchen, das nicht verschwinden wollte“ lernen wir
Miriam kennen, eine nach außen selbstbewusste toughe Geschäftsfrau, die sich ihren beruflichen Erfolg…mehrZu einem Buch von Thomas Franke zu greifen ist nie verkehrt, es erwartet einen immer eine originelle Geschichte mit Tiefgründigkeit. Auch hier stellt der Autor wieder einmal sein Einfallsreichtum und seine Wortgewandtheit unter Beweis.
In „Das Mädchen, das nicht verschwinden wollte“ lernen wir Miriam kennen, eine nach außen selbstbewusste toughe Geschäftsfrau, die sich ihren beruflichen Erfolg hart und zielstrebig erkämpft hat. Längst vergangen und in sich vergraben sind die Kindheitstage, in denen sie sich von ihrem strengen Elternhaus gefangen und kontrolliert fühlte. Doch die traumatischen Erlebnisse und Erinnerungen brodeln in ihrem Unterbewusstsein und drohen an die Oberfläche zu kommen. Um diese ein für alle Mal abzustreifen, beschließt sie, an einer neuen Therapieform teilzunehmen. Dabei geht jedoch etwas schief und Miriam wird ab da von ihrem 9-jährigen Ich begleitet, welches nur sie sehen kann. Eine herausfordernde und gleichzeitig heilsame Reise beginnt, in der Miriam erkennen darf, dass sie geborgen in Gottes Hand ihre Vergangenheit anschauen und hinter sich lassen kann, um neuen Erfahrungen entstehen zu lassen.
Die Geschichte liest sich leicht und flüssig. Dem Autor gelingt es außerordentlich gut, sehr anschaulich, treffend und humorvoll zu erzählen. Ich musste viel schmunzeln. Die Figuren sind lebensnah und authentisch beschrieben, sodass man leicht mit Miriam sympathisieren kann – und es geht an einigen Stellen auch gar nicht anders, wenn man sich vor Augen führt, welch zerstörerisches Gottesbild sie in ihrer Kindheit vermittelt bekommen hat. Behutsam und sensibel hat der Autor Miriams traumatische Ereignisse behandelt und eingearbeitet und dabei etwas sehr entscheidendes beachtet: Er stellt niemanden als alleinigen Schuldner hin, keiner wird angeklagt. Vielmehr bietet er einen Perspektivwechsel an – denn meistens ist ein Täter gleichzeitig ein Opfer. Weiterhin zeigt der Autor auf, welch eine toxische Macht das Bild eines strafenden ungnädigen Gottes, der nur darauf wartet, bis man einen Fehler begeht, auf das Leben eines Menschen haben kann. Doch nicht nur das – der Kern der Geschichte geht zurück auf die nüchterne Tatsache, dass die gesamte Menschheit „krank“ ist in Form von Neid, Missgunst, Machtgier usw. Für all das braucht es einen Heiler, jemand, der davon befreien und erneuern kann.
Die Auseinandersetzung um die Frage, wie Gott ist, ist wundervoll gestaltet. Ich fand es faszinierend und gleichzeitig inspirierend, welche treffenden Beispiele der Autor dem kindlichen Ich in den Mund legt, um Gottes Wesen und die Suche nach ihm zu beschreiben. Meine Lieblingsstelle dazu aus dem Roman: „Wenn mir jemand trübes Teichwasser als Apfelsaft verkauft, dann kann ich daraus schließen, dass Apfelsaft scheußlich schmeckt, und nie wieder welchen trinken. Ich kann zu folgendem Schluss kommen: All das Gerede vom süßen Apfelsaft ist eine Lüge. In Wirklichkeit ist es bloß muffig schmeckendes Wasser (…) Die Wahrheit über Apfelsaft werde ich in jedem Fall nur dann herausfinden, wenn ich mich selbst auf die Suche begebe.“
Die wunderschönen berührenden Dialoge zwischen Miriam und ihrem kindlichen Ich sind voll mit biblischen Wahrheiten. „Das Evangelium ist eine Einladung, keine Vorladung. (…) Es kommt nicht drauf an, was du für Gott tust, sondern was er für dich getan hat.“
So nervig es für Miriam auch anfangs ist, dass sie sich mit ihren negativen Kindheitserlebnissen mit dem ständig auftauchendem Mädchen auseinandersetzen muss – sie ergreift die Chance, ihr Leben und ihre Glaubenssätze neu zu ordnen und sich ihrer Vergangenheit zu stellen. Vergebung wird möglich.
Letztendlich geht es um die Frage: Wer bin ich und was macht mich aus? Der Autor hat darauf im Roman eine klare Antwort: „Was dich im tiefsten Inneren ausmacht, ist die Art, wie Gott dich ansieht.“ Was für eine Hoffnung, was für eine wunderbare Zusage.
Die Aussagen in diesem Roman haben mich zutiefst bewegt, sehr beschäftigt und werden es auch weiterhi