Basierend auf einem Sexualverbrechen in Dessau, bei dem 2016 eine junge chinesischeStudentin zu Tode gekommen ist, hat Luo Lingyuan einen Roman verfasst,der auf zwei Handlungssträngen beruht: Einerseits die Ankunft der jungenchinesischen Studentin in Deutschland und ihr Werdegang an der Dessauer Universität,ihre Freundschaften und ihre erste, zarte Liebe. Andererseits das Aufwachsendes Täters, sein soziales Umfeld, sein Konsum von Pornografie, sein brutalesDenken und sein immer stärker wachsender Wahn einer Allverfügbarkeitdes weiblichen Körpers.Sprachlich fein, schlicht und unverstellt, bietet dieser Text einen Einblick in dieGenese von Gewalt und mag als warnende Lektüre dienen.
Perlentaucher-Notiz zur F.A.Z.-Rezension
Nicht uneingeschränkt positiv bespricht Rezensentin Katrin Doerksen dieses Buch, das sie gleichwohl für einen relevanten Beitrag zu drängenden Debatten hält. Es basiert, erfahren wir, auf einem realen Kriminalfall, nämlich auf dem Mord an einer chinesischen Architekturstudentin in Dessau im Jahr 2016. Die Schriftstellerin Luo Lingyuan macht daraus, beschreibt Doerksen, einen True-Crime-Roman, der in einer Stadt namens K. in Mitteldeutschland spielt, und sich um die Studentin Yanyan sowie ihren späteren Mörder Ben dreht. Wie nicht unüblich im True-Crime-Genre gibt es ein Missverhältnis zwischen Täter- und Opferperspektive, moniert die Rezensentin, der Werdegang des früh kriminell und zum Vergewaltiger werdenden Ben ist um einiges spektakulärer als die Passagen zu Yanyan, die letztlich ein Opfer bleibt, das seinen Leidensweg hier ein zweites Mal gehen muss - inklusive expliziter Gewaltszenen. Stilistisch bleibt das Buch ambivalent, findet Doerksen, als Auseinandersetzung mit rassistischen Mechanismen und den unterschiedlichen Perspektiven darauf von Betroffenen und Mehrheitsgesellschaft ist das Buch für sie freilich hochgradig aktuell.
© Perlentaucher Medien GmbH
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