Hamburg 1767. Jan Kock ist ein intelligenter Junge, der nichts mehr möchte als zu studieren und Arzt zu werden. Obwohl er der Sohn eines Scharfrichters ist, darf er aufs Gymnasium gehen scheitert aber an seinen Mitschülern und deren Grausamkeit.
So tritt der sechzehnjährige Jan am letzten Tag des
August 1767 in die Fußstapfen seines Vaters und macht seine Prüfung zum Scharfrichter.
Jan bleibt…mehrHamburg 1767. Jan Kock ist ein intelligenter Junge, der nichts mehr möchte als zu studieren und Arzt zu werden. Obwohl er der Sohn eines Scharfrichters ist, darf er aufs Gymnasium gehen scheitert aber an seinen Mitschülern und deren Grausamkeit.
So tritt der sechzehnjährige Jan am letzten Tag des August 1767 in die Fußstapfen seines Vaters und macht seine Prüfung zum Scharfrichter.
Jan bleibt sensibel und leidet unter seinem ererbten Beruf. In seiner Freizeit bietet er seine Dienste als Art an und kultiviert Heilkräuter. 1773 verliebt Jan sich der nun zweiundzwanzigjährige das erste Mal. Sie ist wunderschön, 19 Jahre jung und Jan liebt ihr lachen. Hanna Kranz ist mit ihren kobaltblauen Augen eine ausgesprochene Schönheit und Dienstmädchen bei Senator Broderjahn. Sie liebt es, dem Puppenspieler zuzusehen und dort wartet Jan, verkleidet als normaler Mensch, auf sie, nur um sie zu sehen, sie zu betrachten, bei ihr zu sein, bis er ihr eines Tages näher kommt als ihm liebt ist. Hanna wird beschuldigt ihr uneheliches Kind nach der Geburt getötet zu haben, und Jan soll sie köpfen. Hanna hat nur einen Fürsprecher, der zwischen ihr und den sensationsgierigen Massen steht: ihren Anwalt F. König, einen Anhänger der Aufklärung, der gegen die Todesstrafe ist, und alles versucht, Hannas Leben zu retten.
Henker als literarische Figuren wie Oliver Plötzsch Henker Jakob Kuisl erfreuen sich derzeitig großer Beliebtheit. So wie Jakob Kuisl ist auch Jan Kock ein sensibler Mann, der seinen Opfern so wenig Schmerzen zufügen möchte wie möglich. Von seinem Vater hat er dazu die notwenigen Tinkturen, Tränke und Vorgehensweisen erlernt. Worauf ihn sein Vater jedoch nicht vorbereiten konnte ist die Ablehnung auf die er überall stößt und mit der Jan sein Leben lang umgehen muss. Obwohl er viele, für die Stadt lebenswichtige Aufgaben unter sich hat, wie die Beseitigung von Tierkadavern aus den Straßen, ist er dennoch ein ausgestoßener, zu dem die Menschen nur heimlich kommen, um sich Heilung zu erbitten.
Um sich zumindest manchmal wie ein normaler Mensch zu fühlen, verkleidet sich Jakob und wandert durch die Stadt und die Cafés, die in gerade in Mode kommen.
Dieses Buch ist ein Plädoyer gegen die Todesstrafe. Nicht nur leiden die möglicherweise unschuldigen Opfer, auch der Täter, der Henker, leidet für etwas, dass nicht seine Schuld ist.
Dagmar Fohl bezieht in diesem Buch keine Stellung zu Schuld oder Unschuld von Hanna. Es wird nicht untersucht, ob sie ihr Kind wirklich getötet hat oder wer der Vater des Kindes ist, das ist nicht wichtig. Es geht darum, dass ein Mensch, der schon gestraft genug ist durch den Verlust des eigenen Kindes, auch noch sein eigenes Leben verlieren soll, nur damit sich die braven Bürger in ihrer eigenen Tugend sonnen können. Die Todesstrafe ist keine Gerechtigkeit, sie spricht kein Recht, sie ist selber eine Straftat, die Schuldige und Unschuldige zugleich trifft und zur Belustigung der Massen verkommt.
Die Autorin arbeitet mit vielen historischen Texten, die geschickt in den Roman eingewoben sind. Die Sprache, besonders in den Briefen ist angemessen altertümlich. Mein Lieblingssatz findet sich auf Seite 101 als Schlußfloskel eines Briefes „In anhoffender hocheigenster Willfahrung habe die Ehre mit vollkommenster Verehrung allseits zu Verharren. Treu gehorsam […]“
Dieser Roman ist melancholisch und düster. Fast alle Protagonisten sind unglücklich und auf die eine oder andere Art schuldig. Trotzdem einige Charaktere, besonders Jan Kock, teilweise zweidimensional bleiben, ist dieses Buch spannend geschrieben und durchaus empfehlenswert.