Wir leben in Deutschland in der scheinbar besten aller Welten, doch schon bald werden wir feststellen, dass wir nicht das reiche Land sind, das uns Medien und Politik glauben machen wollen. Denn der Boom der hiesigen Wirtschaft ist nicht unser Verdienst, sondern in erster Linie eine Folge der tiefen Zinsen, des schwachen Euro und des Verschuldungsexzesses im Rest der Welt. Um unseren Wohlstand zu sichern, müssten die regierenden Politiker den aktuellen Aufschwung nutzen, um in Infrastruktur, Bildung und Digitalisierung und somit in die Zukunft des Landes zu investieren. Doch stattdessen werfen sie das Geld für höhere Renten und Sozialausgaben zum Fenster raus.In seinem neuen Buch zeigt Daniel Stelter, einer der klarsten und profiliertesten Denker in Sachen Ökonomie: Wenn wir weitermachen wie bisher, wird nicht nur unsere Wirtschaftskraft in den kommenden Jahren rapide sinken, sondern nachfolgende Generationen werden die finanziellen Lasten, die uns heutige Politiker aufbürden, nicht stemmen können. Es droht der volkswirtschaftliche Kollaps. Doch der Bestsellerautor entlarvt nicht nur das Märchen vom »reichen Land« als eben solches, er zeigt auch konkrete Wege auf, wie wir dem Albtraumszenario entgehen können.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 18.03.2019Ruiniertes Deutschland
Warum wir nicht so reich sind, wie wir denken
Der Finanzexperte und Publizist Daniel Stelter hat schon mehrere Bücher über Schulden und Vermögen geschrieben. Das sind offensichtlich eng miteinander zusammenhängende Themen. Denn was mancher für sein Vermögen hält, sind ja manchmal anderer Leute Schulden, hängt ja davon ab, ob Schuldner zahlen können und wollen. In seinem jüngsten Buch analysiert Stelter in elf Kapiteln, was im ergrauenden Deutschland alles schiefgelaufen ist, wobei unsere herrschenden Politiker den Löwenanteil der Verantwortung tragen. Die demographische Entwicklung ist zwar nicht Thema, aber dem Autor allzeit präsenter Hintergrund der Analyse.
Denn ein alterndes Land muss sich auf eine schrumpfende oder zumindest langsamer wachsende Wirtschaft einstellen, sollte durch Vermögensbildung vorsorgen, darf und muss keine Angst vor technologischem Fortschritt haben, der Arbeitsplätze gefährdet, weil es immer weniger einheimische Arbeitskräfte geben wird. In den ersten drei Kapiteln beschreibt Stelter das neue deutsche Wunder. Wir arbeiten gut, was sich an einem höheren Bruttoinlandsprodukt pro Kopf als in Frankreich oder Italien ablesen lässt, sparen mehr als die Menschen in diesen Nachbarländern, erreichen aber trotzdem ein geringeres Haushaltsvermögen. Wer den Unterschied zwischen Flussgrößen und Bestandsgrößen kennt, darf uns eigentlich nicht für reich halten, solange man eher Frankreich und Italien als Afghanistan oder Kongo als Vergleichsmaßstab wählt. Unsere Politiker möchten uns allerdings einreden, dass wir reich seien und deshalb immer hilfsbereit sein sollten.
Dabei wird nicht nur die demographische Entwicklung ausgeblendet, sondern auch, dass unser Exporterfolg aus vielen Gründen nicht dauerhaft ist: vom für Deutschland niedrigen Außenwert des Euros über den Zusammenhang von unseren Exporterfolgen und einer langfristig nicht tragbaren Verschuldung anderswo bis hin zu schwachen Produktivitätszuwächsen und schleichend abnehmender Wettbewerbsfähigkeit. Danach zeigt Stelter, dass es in einer Welt mit hoher und dynamisch wachsender Verschuldung problematisch ist, Kreditgeber zu sein. Deutschland ist nicht nur Weltmeister beim Exportieren von Waren, sondern auch von Ersparnissen. Die Schuldentragfähigkeit darf man nicht nur im Falle Griechenlands bezweifeln. Auch die Targetkredite, die sich in der Nähe der Hälfte des Auslandsguthabens bewegen, sind alles andere als sicher.
Um den im Ausland immer wieder angefeindeten Exporterfolg und damit zusammenhängend schwer durchsetzbare Forderungen zu verringern, möchte Stelter auch um den Preis mäßig steigender Staatsverschuldung lieber die heimische Infrastruktur sanieren, in Bildung und Digitalisierung investieren. Nach Stelter senken wir zwar bisher die expliziten Staatsschulden erfolgreich, aber zu Lasten von Zukunftsinvestitionen und mit einer dynamisch wachsenden impliziten Verschuldung, die mit nicht tragfähigen Alterseinkünften nur beginnen, sich mit der Euro-Rettung und der humanitären Zuwanderungspolitik aber fortsetzen.
Im achten bis zehnten Kapitel wird die Verschleierung von Kosten näher beschrieben. Dass die Zuwanderung von jungen Sozialleistungsbeziehern unsere demographische Krise nicht mildert, sollte klar sein. Stelter schätzt die Folgekosten der Zuwanderung seit 2015 auf die Größenordnung von 900 bis 1500 Milliarden Euro. Nach Stelters Schätzung liegen die Folgekosten der verfehlten Euro-Rettungspolitik in der Größenordnung von 1000 bis 2000 Milliarden Euro. Die Rentenreformen der großen Koalition dürften ebenfalls eine implizite Last in der Größenordnung von 1000 Milliarden Euro beinhalten.
Stelters Liste ist noch länger. Um Deutschland zu sanieren, bedenkt er viele Möglichkeiten: ein Ausscheiden aus der Eurozone, Änderung des Asylrechts, Steuerreformen vor allem auch unter dem Gesichtspunkt, Leistungsträger und damit Steuerzahler im Lande zu halten oder zur Einwanderung zu bewegen, weniger, aber studierfähige Abiturienten, einen Staatsfonds für Deutschland. Dass vernünftige Lösungen für die EU und den Euro Deutschland etwas kosten werden, ist Stelter klar. Er denkt an die Größenordnung von 1000 Milliarden Euro. Aber werden die Politiker den Mut haben, uns Deutschen die Illusion zu nehmen, wir seien reich, um uns auf die Zukunft vorzubereiten, dafür fit zu machen? Stelters Buch zu lesen, obwohl es sicher "nicht hilfreich" dabei ist, die nächste Wahl zu gewinnen, wäre ein Anfang.
ERICH WEEDE
Daniel Stelter: Das Märchen vom reichen Land. Wie die Politik uns ruiniert. FinanzBuch Verlag, München 2018, 256 Seiten, 22,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
Warum wir nicht so reich sind, wie wir denken
Der Finanzexperte und Publizist Daniel Stelter hat schon mehrere Bücher über Schulden und Vermögen geschrieben. Das sind offensichtlich eng miteinander zusammenhängende Themen. Denn was mancher für sein Vermögen hält, sind ja manchmal anderer Leute Schulden, hängt ja davon ab, ob Schuldner zahlen können und wollen. In seinem jüngsten Buch analysiert Stelter in elf Kapiteln, was im ergrauenden Deutschland alles schiefgelaufen ist, wobei unsere herrschenden Politiker den Löwenanteil der Verantwortung tragen. Die demographische Entwicklung ist zwar nicht Thema, aber dem Autor allzeit präsenter Hintergrund der Analyse.
Denn ein alterndes Land muss sich auf eine schrumpfende oder zumindest langsamer wachsende Wirtschaft einstellen, sollte durch Vermögensbildung vorsorgen, darf und muss keine Angst vor technologischem Fortschritt haben, der Arbeitsplätze gefährdet, weil es immer weniger einheimische Arbeitskräfte geben wird. In den ersten drei Kapiteln beschreibt Stelter das neue deutsche Wunder. Wir arbeiten gut, was sich an einem höheren Bruttoinlandsprodukt pro Kopf als in Frankreich oder Italien ablesen lässt, sparen mehr als die Menschen in diesen Nachbarländern, erreichen aber trotzdem ein geringeres Haushaltsvermögen. Wer den Unterschied zwischen Flussgrößen und Bestandsgrößen kennt, darf uns eigentlich nicht für reich halten, solange man eher Frankreich und Italien als Afghanistan oder Kongo als Vergleichsmaßstab wählt. Unsere Politiker möchten uns allerdings einreden, dass wir reich seien und deshalb immer hilfsbereit sein sollten.
Dabei wird nicht nur die demographische Entwicklung ausgeblendet, sondern auch, dass unser Exporterfolg aus vielen Gründen nicht dauerhaft ist: vom für Deutschland niedrigen Außenwert des Euros über den Zusammenhang von unseren Exporterfolgen und einer langfristig nicht tragbaren Verschuldung anderswo bis hin zu schwachen Produktivitätszuwächsen und schleichend abnehmender Wettbewerbsfähigkeit. Danach zeigt Stelter, dass es in einer Welt mit hoher und dynamisch wachsender Verschuldung problematisch ist, Kreditgeber zu sein. Deutschland ist nicht nur Weltmeister beim Exportieren von Waren, sondern auch von Ersparnissen. Die Schuldentragfähigkeit darf man nicht nur im Falle Griechenlands bezweifeln. Auch die Targetkredite, die sich in der Nähe der Hälfte des Auslandsguthabens bewegen, sind alles andere als sicher.
Um den im Ausland immer wieder angefeindeten Exporterfolg und damit zusammenhängend schwer durchsetzbare Forderungen zu verringern, möchte Stelter auch um den Preis mäßig steigender Staatsverschuldung lieber die heimische Infrastruktur sanieren, in Bildung und Digitalisierung investieren. Nach Stelter senken wir zwar bisher die expliziten Staatsschulden erfolgreich, aber zu Lasten von Zukunftsinvestitionen und mit einer dynamisch wachsenden impliziten Verschuldung, die mit nicht tragfähigen Alterseinkünften nur beginnen, sich mit der Euro-Rettung und der humanitären Zuwanderungspolitik aber fortsetzen.
Im achten bis zehnten Kapitel wird die Verschleierung von Kosten näher beschrieben. Dass die Zuwanderung von jungen Sozialleistungsbeziehern unsere demographische Krise nicht mildert, sollte klar sein. Stelter schätzt die Folgekosten der Zuwanderung seit 2015 auf die Größenordnung von 900 bis 1500 Milliarden Euro. Nach Stelters Schätzung liegen die Folgekosten der verfehlten Euro-Rettungspolitik in der Größenordnung von 1000 bis 2000 Milliarden Euro. Die Rentenreformen der großen Koalition dürften ebenfalls eine implizite Last in der Größenordnung von 1000 Milliarden Euro beinhalten.
Stelters Liste ist noch länger. Um Deutschland zu sanieren, bedenkt er viele Möglichkeiten: ein Ausscheiden aus der Eurozone, Änderung des Asylrechts, Steuerreformen vor allem auch unter dem Gesichtspunkt, Leistungsträger und damit Steuerzahler im Lande zu halten oder zur Einwanderung zu bewegen, weniger, aber studierfähige Abiturienten, einen Staatsfonds für Deutschland. Dass vernünftige Lösungen für die EU und den Euro Deutschland etwas kosten werden, ist Stelter klar. Er denkt an die Größenordnung von 1000 Milliarden Euro. Aber werden die Politiker den Mut haben, uns Deutschen die Illusion zu nehmen, wir seien reich, um uns auf die Zukunft vorzubereiten, dafür fit zu machen? Stelters Buch zu lesen, obwohl es sicher "nicht hilfreich" dabei ist, die nächste Wahl zu gewinnen, wäre ein Anfang.
ERICH WEEDE
Daniel Stelter: Das Märchen vom reichen Land. Wie die Politik uns ruiniert. FinanzBuch Verlag, München 2018, 256 Seiten, 22,99 Euro.
Alle Rechte vorbehalten. © F.A.Z. GmbH, Frankfurt am Main
»Werden die Politiker den Mut haben, uns Deutschen die Illusion zu nehmen, wir seien reich, um uns auf die Zukunft vorzubereiten, dafür fit zu machen? Stelters Buch zu lesen, obwohl es sicher 'nicht hilfreich' dabei ist, die nächste Wahl zu gewinnen, wäre ein Anfang.« Erich Weede, Frankfurter Allgemeine Zeitung »Mit dem Märchen vom reichen Land stellt endlich einmal ein profilierter Ökonom die deutsche Selbstzufriedenheit infrage, die sich immer mehr in Lethargie auszuwachsen droht.« Steffen Klusmann, Chefredakteur manager magazin »Euro-Rettung, Energiewende, Massenzuwanderung und zukunftsvergessener Ausbau des Sozialstaats - faktenreich analysiert Daniel Stelter die folgenschweren Fehler der Wirtschaftspolitik unter Angela Merkel. Wer wissen will, warum Deutschland bald wieder zum kranken Mann Europas zu werden droht und wie wir dies verhindern können, der sollte dieses Buch lesen. Bleibt nur zu hoffen, dass das Buch seinen Weg auf den Schreibtisch der Kanzlerin und diese die Zeit findet, es zu lesen. Denn die Zeit drängt.« Malte Fischer, Chefvolkswirt WirtschaftsWoche »Daniel Stelter reißt dem Leser den Schleier von den Augen und seziert in gewohnter Präzision die Lage: Die Deutschen leben in einer Wohlstandsillusion, die von billigem Geld und der geistigen Monokultur unserer Eliten genährt wird. Der Echoraum der Mainstream-Medien stützt verzweifelt die ökonomische Blase. Diese Willfährigkeit ermöglicht es der Politik, auf dem Pfad schlechter Entscheidungen viel zu lange voranzuschreiten. Doch die Rechnung dafür wird bitter werden. Politik und Geldpolitik sollen nicht sagen, dass dies alles nicht schon lange ausgesprochen wurde. Sie wurden gewarnt.« Dr. Markus Krall, Risiko- und Strategieberater, Bestsellerautor »Das deutsche Erfolgsmodell ist schwer beschädigt: Die Mittelschicht schrumpft, die Gesellschaft ist polarisiert, unsere Reserven werden angegriffen und unsere Zukunftsfähigkeit wird zerstört. Daniel Stelter zeichnet das Punkt für Punkt nach und zerstört dabei die Sandmännchen-Mythen, die von Politik und Medien verbreitet werden. Und er unterbreitet fundierte Vorschläge, was zu ändern ist. So klar und verständlich, schonungslos und doch ökonomisch nüchtern hat es noch niemand geschrieben. Daniel Selter ist für mich aktuell der Krisenökonom Nummer eins.« Prof. Dr. Max Otte, Wirtschafts- und Finanzexperte, Bestsellerautor »Vom Weltmeister zum Verlierer - was wir beim Fußball erleben mussten steht uns in der Wirtschaft bevor. In seinem lesenswerten Buch zeigt Daniel Stelter, wie die in der Ära Merkel aufgelaufenen Politikfehler auf den Gebieten der Eurorettung, Energieversorgung, Migrationssteuerung, Sozialversicherung und Infrastrukturinvestitionen unweigerlich den wirtschaftlichen Abstieg Deutschlands einleiten werden. Eine Korrektur dieser Fehler, wie Stelter sie fordert, dürfte mit dem für die Fehler verantwortlichen politischen Personal nicht mehr möglich sein.« Prof. Dr. Thomas Mayer, Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Instituts