Mit der Veröffentlichung des Gefährten-Manifests von Donna Haraway wird ein Text auf Deutsch zugänglich gemacht, der längst zum Kanon feministischer Literatur gehört. Haraways Stärke liegt darin, genre- und diskursübergreifend wichtige persönliche, philosophische und politische Fragen zu verhandeln und dabei leidenschaftlich die Freude am Schreiben und Lesen zu zelebrieren. Durch persönliche Beobachtung und philosophische Analyse, historische Neuerzählung und politische Hinterfragung entwirft das Manifest in erzählerischer Leichtigkeit und Eleganz ein Panorama des Zusammenlebens und Zusammenwerdens der Gefährtenspezies Hund und Mensch, das neue Perspektiven auf Beziehungen und Geschichte/n in lebbareren, zukünftigen Welten ermöglich.
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 27.05.2017Zottelige Geschichten
Um die engen Beziehungen zwischen zwei Akteurinnen geht es in diesem schmalen Band. So stellt sie die Autorin vor: "Eine von uns verfügt über ein schriftliches Verzeichnis ihrer Vorfahren über zwanzig Generationen, die andere kennt die Namen ihrer Urgroßeltern nicht. Eine von uns ist das Produkt einer beachtlichen reinrassigen Mischung. Die andere, ebenso Produkt einer beachtlichen Mischung, wird ,weiß' genannt." Die eine Akteurin ist die Autorin selbst, die prominente Wissenschaftshistorikerin und Feministin Donna Haraway, die andere ihre Rassehündin Cayenne Pepper. Und wie die Vorstellung gleich vorführt, geht es darum, scheinbar klare Entgegensetzungen zu korrigieren. Durchaus nicht die zwischen Mensch und Hund, denn gerade um eine ethisch und politisch relevante Aufmerksamkeit für die Verschiedenheit, für die "Andersartigkeit-in-Verbindung" zwischen zwei miteinander lebenden Spezies, ist es Haraway in diesem "Manifest der Gefährten" zu tun. Das aber verlangt, sich die Vorstellung abzugewöhnen, dass die eine Spezies im kulturell-historischen Raum verortet ist, welcher der anderen vollkommen äußerlich bleibt; Naturkultur ist vielmehr die Matrix von beiden. Zwar kann man über Naturkulturen auch bei anderen Wissenschaftsforschern lernen, aber kaum je so elegant, witzig und bündig, wie Haraway es hier an Hundehaltern und ihren Pyrenäenberghunden vorführt: in "Geschichten von Evolution, Liebe, Training und Züchtungen", erzählt mit Passion, Witz und, wie es sich für ein Manifest gehört - es erschien ursprünglich 2003, vor Haraways Buch "When Species Meet" -, mit hohen Einsätzen.
hmay.
Donna Haraway: "Das Manifest der Gefährten". Wenn Spezies sich begegnen - Hunde, Menschen und signifikante Andersartigkeit. Aus dem Englischen von Jennifer Sophia Theodor. Merve Verlag, Berlin 2017. 128 S., Abb., br., 15,- [Euro].
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Um die engen Beziehungen zwischen zwei Akteurinnen geht es in diesem schmalen Band. So stellt sie die Autorin vor: "Eine von uns verfügt über ein schriftliches Verzeichnis ihrer Vorfahren über zwanzig Generationen, die andere kennt die Namen ihrer Urgroßeltern nicht. Eine von uns ist das Produkt einer beachtlichen reinrassigen Mischung. Die andere, ebenso Produkt einer beachtlichen Mischung, wird ,weiß' genannt." Die eine Akteurin ist die Autorin selbst, die prominente Wissenschaftshistorikerin und Feministin Donna Haraway, die andere ihre Rassehündin Cayenne Pepper. Und wie die Vorstellung gleich vorführt, geht es darum, scheinbar klare Entgegensetzungen zu korrigieren. Durchaus nicht die zwischen Mensch und Hund, denn gerade um eine ethisch und politisch relevante Aufmerksamkeit für die Verschiedenheit, für die "Andersartigkeit-in-Verbindung" zwischen zwei miteinander lebenden Spezies, ist es Haraway in diesem "Manifest der Gefährten" zu tun. Das aber verlangt, sich die Vorstellung abzugewöhnen, dass die eine Spezies im kulturell-historischen Raum verortet ist, welcher der anderen vollkommen äußerlich bleibt; Naturkultur ist vielmehr die Matrix von beiden. Zwar kann man über Naturkulturen auch bei anderen Wissenschaftsforschern lernen, aber kaum je so elegant, witzig und bündig, wie Haraway es hier an Hundehaltern und ihren Pyrenäenberghunden vorführt: in "Geschichten von Evolution, Liebe, Training und Züchtungen", erzählt mit Passion, Witz und, wie es sich für ein Manifest gehört - es erschien ursprünglich 2003, vor Haraways Buch "When Species Meet" -, mit hohen Einsätzen.
hmay.
Donna Haraway: "Das Manifest der Gefährten". Wenn Spezies sich begegnen - Hunde, Menschen und signifikante Andersartigkeit. Aus dem Englischen von Jennifer Sophia Theodor. Merve Verlag, Berlin 2017. 128 S., Abb., br., 15,- [Euro].
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