Hommage an die Poesie
Meckel nähert sich Eichendorff in seinen Miniaturen über das poetische Mittel. Dabei darf dem Leser mitunter der Begriff poème en prose in den Sinn kommen, verwandelt zu einem Versuch in Poesie, mit den Stationen Freiheit und Imagination, Landschaft und Seele, Urbild und Utopie. Jugend- und Alterswerk, die hier vereint sind, verdeutlichen nicht nur die Vielseitigkeit Eichendorffs. Meckels essayistische Sequenzen berühren auch neuralgische Punkte unserer Gegenwart: Umwelt und Politik.
Eine erste und eine letzte Prosa, die 1819 veröffentlichte Novelle Das Marmorbild und das 1857 vollendete Kapitel Der Adel und die Revolution eines geplanten Memoirenbuches, verleihen Joseph von Eichendorff (1788-1857) eine erstaunlich frische und plastische Kontur.
Sie zeigen ihn unverbraucht trotz Schulbuch, völkischem Missbrauch, Verhäuslichung , wie Christoph Meckel in seinem diese Texte begleitenden Essay bemerkt.
Das Marmorbild ist die klassische Venus als Untote im katholischen Marienland. Florio, ein junger Edelmann, begegnet ihr bei seinem Aufenthalt in Lucca. Der erst 21-jährige Eichendorff formuliert traumhaft. Ein wahrer Dichter, führt er Florio sehnsuchtsvoll, erschauernd, die Utopie des Vergangenen ahnend, den Zauber der Liebesgöttin schließlich überwindend und mit dem Christenkind Bianca durch die überglänzten Auen in das blühende Mailand hinunterziehend.
Wie wenig enthoben seiner Zeit, ein wie kluger Beobachter seiner Epoche dieser auf Schloss Lubowitz in Oberschlesien geborene und sich als preußischer Regierungsrat bescheidende Eichendorff im Gegenteil war, erhellt der Essay Der Adel und die Revolution . Lockeren Schrittes geht hier ein Weiser das zeit- und geistesgeschichtliche Terrain ab, betrachtet unaufgeregt den vorrevolutionären Adel, der bei Strafe der sozialen Exkommunikation unter sich bleiben wollte, und ebenso die revolutionäre allgemeine Seligsprechung der Menschheit , die eine Religion des Egoismus hervorbringe.
Ausdrücklichsagt sich Eichendorff in dieser letzten Prosa von romantischen Illusionen los, ohne sich freilich als Republikaner oder Demokraten zu erklären. Er bekennt wie folgt: Aber nur die völlige Barbarei kann ohne Adel bestehen. In jedem Stadium der Zivilisation wird es, gleichviel unter welchen Namen und Formen, immer wieder Aristokraten geben. [ ] Denn der Adel ist seiner unvergänglichen Natur nach das ideale Element der Gesellschaft; er hat die Aufgabe, das ewig wandelbare Neue mit dem ewig Bestehenden zu vermitteln und somit erst wirklich lebensfähig zu machen.
Eichendorffs Landschaft ist Urlandschaft der Seele, und ist voll Zauber. Zum Zauber gehören Licht und Zwielicht, Glanz und Unheimlichkeit. Sie haben heute nichts mehr zu tun mit Beseeltheit und Innigkeit von Naturbetrachtung, die der deutsche Bürger bis gestern für möglich hielt. Man könnte heute oder morgen entdecken, dass Eichendorffs Landschaften Utopien sind, wie Mörikes Orplid und Watteaus Cythère. Man könnte heute schon süchtig werden nach soviel Zauber und Reinheit der Seele, denn Urbilder wird man brauchen, um weiter zu leben, und ohne Seele wird man zugrunde gehn.
Der Band enthält die beiden Novellen Das Marmorbild und Der Adel und die Revolution von Joseph von Eichendorff sowie den Essay Merkmalminiaturen zu Eichendorff von Christoph Meckel; abgeschlossen wird er mit einer Synopse für Neugierige , in der der Leser Bekanntes und Unbekanntes aus dem Leben Joseph von Eichendorffs und dessen geschichtlich-kulturellem Umfeld aufspüren kann.
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Meckel nähert sich Eichendorff in seinen Miniaturen über das poetische Mittel. Dabei darf dem Leser mitunter der Begriff poème en prose in den Sinn kommen, verwandelt zu einem Versuch in Poesie, mit den Stationen Freiheit und Imagination, Landschaft und Seele, Urbild und Utopie. Jugend- und Alterswerk, die hier vereint sind, verdeutlichen nicht nur die Vielseitigkeit Eichendorffs. Meckels essayistische Sequenzen berühren auch neuralgische Punkte unserer Gegenwart: Umwelt und Politik.
Eine erste und eine letzte Prosa, die 1819 veröffentlichte Novelle Das Marmorbild und das 1857 vollendete Kapitel Der Adel und die Revolution eines geplanten Memoirenbuches, verleihen Joseph von Eichendorff (1788-1857) eine erstaunlich frische und plastische Kontur.
Sie zeigen ihn unverbraucht trotz Schulbuch, völkischem Missbrauch, Verhäuslichung , wie Christoph Meckel in seinem diese Texte begleitenden Essay bemerkt.
Das Marmorbild ist die klassische Venus als Untote im katholischen Marienland. Florio, ein junger Edelmann, begegnet ihr bei seinem Aufenthalt in Lucca. Der erst 21-jährige Eichendorff formuliert traumhaft. Ein wahrer Dichter, führt er Florio sehnsuchtsvoll, erschauernd, die Utopie des Vergangenen ahnend, den Zauber der Liebesgöttin schließlich überwindend und mit dem Christenkind Bianca durch die überglänzten Auen in das blühende Mailand hinunterziehend.
Wie wenig enthoben seiner Zeit, ein wie kluger Beobachter seiner Epoche dieser auf Schloss Lubowitz in Oberschlesien geborene und sich als preußischer Regierungsrat bescheidende Eichendorff im Gegenteil war, erhellt der Essay Der Adel und die Revolution . Lockeren Schrittes geht hier ein Weiser das zeit- und geistesgeschichtliche Terrain ab, betrachtet unaufgeregt den vorrevolutionären Adel, der bei Strafe der sozialen Exkommunikation unter sich bleiben wollte, und ebenso die revolutionäre allgemeine Seligsprechung der Menschheit , die eine Religion des Egoismus hervorbringe.
Ausdrücklichsagt sich Eichendorff in dieser letzten Prosa von romantischen Illusionen los, ohne sich freilich als Republikaner oder Demokraten zu erklären. Er bekennt wie folgt: Aber nur die völlige Barbarei kann ohne Adel bestehen. In jedem Stadium der Zivilisation wird es, gleichviel unter welchen Namen und Formen, immer wieder Aristokraten geben. [ ] Denn der Adel ist seiner unvergänglichen Natur nach das ideale Element der Gesellschaft; er hat die Aufgabe, das ewig wandelbare Neue mit dem ewig Bestehenden zu vermitteln und somit erst wirklich lebensfähig zu machen.
Eichendorffs Landschaft ist Urlandschaft der Seele, und ist voll Zauber. Zum Zauber gehören Licht und Zwielicht, Glanz und Unheimlichkeit. Sie haben heute nichts mehr zu tun mit Beseeltheit und Innigkeit von Naturbetrachtung, die der deutsche Bürger bis gestern für möglich hielt. Man könnte heute oder morgen entdecken, dass Eichendorffs Landschaften Utopien sind, wie Mörikes Orplid und Watteaus Cythère. Man könnte heute schon süchtig werden nach soviel Zauber und Reinheit der Seele, denn Urbilder wird man brauchen, um weiter zu leben, und ohne Seele wird man zugrunde gehn.
Der Band enthält die beiden Novellen Das Marmorbild und Der Adel und die Revolution von Joseph von Eichendorff sowie den Essay Merkmalminiaturen zu Eichendorff von Christoph Meckel; abgeschlossen wird er mit einer Synopse für Neugierige , in der der Leser Bekanntes und Unbekanntes aus dem Leben Joseph von Eichendorffs und dessen geschichtlich-kulturellem Umfeld aufspüren kann.
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