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  • Verlag: Ott
  • ISBN-13: 9783722569154
  • Artikelnr.: 28203407
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 11.10.1999

Des Menschen Maß
Ein Wilhelm-Röpke-Brevier

Gerd Habermann (Herausgeber): Das Maß des Menschlichen. Ein Wilhelm-Röpke-Brevier. Ott Verlag, Thun 1999, 203 Seiten, 24,80 DM.

Der Nationalökonom Wilhelm Röpke zählt zu den Architekten der Sozialen Marktwirtschaft in Deutschland. Gemeinsam mit anderen Vertretern der Freiburger Schule um Walter Eucken hat Röpke schon in der Zeit des Nationalsozialismus unter persönlichen Risiken und Entbehrungen dazu beigetragen, den Boden für einen freiheitlichen, zugleich wirtschaftlichen und moralischen Neubeginn Deutschlands zu bereiten. Der Liberale mit romantisch-konservativen Zügen, mit tiefer Abscheu vor jeder Spielart des Totalitarismus und mit fester christlicher Überzeugung wurde nach der Machtergreifung Hitlers von seinem Marburger Lehrstuhl vertrieben; sein Widerstand trieb ihn ins Exil. Er fand zunächst in der Türkei, dann in der Schweiz Zuflucht. Röpkes mit Herzblut vorgetragene Argumente gegen Wohlfahrtsstaat, "Fiskalsozialismus", Zentralismus, Kartelle und jede andere Art von Machtzusammenballung haben bis heute nichts von ihrer Treffsicherheit verloren, auch wenn sein Schreibstil charmant-altertümelnd anmuten mag. Das erschließt sich bei der Lektüre der Zitatensammlung, die Gerd Habermann, Leiter des Unternehmerinstituts der Arbeitsgemeinschaft selbständiger Unternehmer (ASU) und Sekretär der Friedrich-August-von-Hayek-Gesellschaft, zur Erinnerung an den vor hundert Jahren geborenen Ökonomen herausgegeben hat. Manche Zitate wirken gespenstisch hellsichtig, zum Beispiel wenn Röpke 1950 die aktuelle Kritik am Tarifkartell vorauszuahnen scheint: "Der Augenblick dürfte auch in Deutschland kommen, da eine gesetzliche Eindämmung der gewerkschaftlichen Monopolmacht ebenso als eine nationale Existenzfrage erkannt wird wie in den Vereinigten Staaten und damit die größte Lücke in der Antimonopolgesetzgebung geschlossen werden muss." Ein Nachwort des Tübinger Wissenschaftlers Joachim Starbatty rundet das lesenswerte, zum Schmökern gut geeignete Brevier ab.

KAREN HORN

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