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Mediengeschichte in der Frühzeit der Menschheit und in der Antike: Eine klar geschriebene Darstellung des historischen Wandels von den Kultmedien zu den profanen Kommunikationsmedien. Mit zahlreichen Abbildungen.

Produktbeschreibung
Mediengeschichte in der Frühzeit der Menschheit und in der Antike: Eine klar geschriebene Darstellung des historischen Wandels von den Kultmedien zu den profanen Kommunikationsmedien. Mit zahlreichen Abbildungen.
Autorenporträt
Dr. Werner Faulstich ist Professor für Medien und Öffentlichkeitsarbeit an der Universität Lüneburg.
Rezensionen

Frankfurter Allgemeine Zeitung - Rezension
Frankfurter Allgemeine Zeitung | Besprechung von 24.11.1997

Die Botschaft les' ich wohl, allein wo ist der Bote?
Werner Faulstich erklärt, was in der Urgeschichte der Medien alles auf der Strecke blieb

Die Medien haben eine lange Geschichte. Sie reicht von den Graffiti der Höhlenmenschen über Rauchzeichen, Keilschriften und Elfenbeintafeln bis hin zu E-Mail-Messages und On-Line-Services. Sie leitet fließend über von der pfeilschnellen Kommunikation des Buschmannes zum mobilen Geschäftsmann, vom altgriechischen Opferkult zum modernen Sponsoring, von den Jägern und Sammlern zu den Yuppies und Surfern, direkt in die virtuellen Reviere des Internet. Aber irgendwo auf dem Weg vom Klan zum Klon, vom Kult zur Kultur, vom Sprechen zum Faxen und Quixen, so mutmaßt der Mediengeschädigte des ausgehenden Milleniums, blieb die Botschaft auf der Strecke, hat die Sprache ihre Unschuld verloren.

Das erste Buch der geplanten zehnbändigen Mediengeschichte von Werner Faulstich widmet sich der Ur- und Frühgeschichte bis zur Antike. Am Anfang, so führt Faulstich aus, war das Matriarchat nicht die "Herrschaft" der Frauen, sondern eine herrschaftslose Gesellschaftsform. Über allem schwebte der Archetyp des Weiblichen, die Große Mutter, "zentrales Medium der Kommunikation der Menschen mit der Natur". Nur Frauen besaßen die Macht, Leben hervorzubringen. Zwischen Liebesakt und Schwangerschaft sahen archaische Völker keinen Zusammenhang, dafür aber zwischen Mond, Mutterleib und Menstruation.

Die Frau, das "Medium zum Heil", der "Zugang vom Paradies" wurde dann laut Faulstich von "patriarchalen Religionen und Welterklärungskonzepten" abgelöst. Verlagerungen fanden statt: vom Mond zur Sonne, von der Göttin zum Heros, vom Mythos zum Logos, vom Archetyp zur Struktur. Auf die zyklische folgte die lineare Zeit. Mediengeschichte ist für Faulstich ein Prozeß der "Ausdifferenzierung": Aus der Urgöttin entsprangen Aphrodite, Artemis und Demeter. Sie spezialisierten sich auf die Liebe, die Jagd und die Fruchtbarkeit. Götter wurden Auswahlobjekte und teilten sich im Erdenvolk den Kundenkreis. Die Riten als Praxis der Mythen verselbständigten sich. Die Opferrituale arteten schon bald zu Freßorgien aus, attische Kulte zu Sportveranstaltungen - Olympischen Spielen, Wagenrennen und Zirkusveranstaltungen.

Auch das antike Theater war im Grunde ein Epilog des Dionysosfests. Die ekstatischen Reigen-, Regen- oder Erntetänze waren einst Ausdruck der Verehrung der "Großen Mutter", der Teilhabe am Rhythmus des Universums. Das Medium Tanz mit seinen Kreisformen und ausladenden Körperbewegungen gab den Menschen Zentrierung und Orientierung. Der Beinwurf als sakrales Symbol oder der Springtanz (je höher der Hüpfer, desto höher würden die Sämlinge wachsen) degenerierten zum Schautanz und - Jahrtausende später - zum Aerobic.

Auch der "Brief" hat kulturhistorisch einen langen Weg hinter sich. Der Bote in den frühen Hochkulturen war ein "lebendiger Brief", der seine Nachricht auswendig lernte und sie beim Empfänger reproduzierte. Sie wurde oft in einer Sprache verfaßt, die der Bote selbst nicht verstand. Bei sehr wichtigen Mitteilungen wurden mehrere Kuriere mit gleichem "Textinhalt" ausgeschickt, falls einer von ihnen - Wegelagerer und wilde Tiere kreuzten die Laufbahn - abhanden kam. Einen "Restbestandteil des Menschmediums als Sprachrohr" sieht Faulstich in der Tätigkeit des Marktschreiers oder Pressesprechers. Das zunächst langsame Unternehmen "Post" wurde allmählich rationalisiert. Schon 2300 vor Christus kam Pharao Amenemhat III. auf die Idee, sich Nilwasserstandsmeldungen in Form einer Botenkette übermitteln zu lassen. Der persische Kurierdienst unter König Cyrus war ein ausgeklügeltes System mit Stationen und Stallungen, wechselnden Reitern und ausgeruhten Pferden. Die Entwicklung der Materialien von Bleibriefen über Tonplatten und Wachstafeln bis hin zu Holz, Leder und Papyrus bescherte Briefträgern und -tauben ein unbeschwerteres Leben.

Abgesehen vom Feminismusverschnitt der Anfangskapitel erscheinen so das Halbdunkel des Höhlendaseins, das früh-und vorzeitliche Leben- und Sterbenlassen, das kabellose Miteinanderverkehren in Werner Faulstichs Mediengeschichte in einem neuen Licht. STEFFEN GNAM

Werner Faulstich: "Das Medium als Kult". Von den Anfängen bis zur Spätantike. Die Geschichte der Medien.Band 1. Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, Göttingen 1997. 327 S., Abb., br., 78,- DM.

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