Täglich gibt es neue beunruhigende Meldungen aus dem Gesundheitssystem. Die Pharmaindustrie, die medizinische Forschung und die Ärzte selbst werden immer häufiger zur Zielscheibe heftiger Kritik. Jede vierte ärztliche Diagnose liegt nachweisbar daneben. Kranke Menschen sind häufig nur noch Patientengut in einem symptomfixierten und profitorientierten System. Krebsbefunde werden über Jahre hinweg gefälscht – mit schrecklichen Folgen für die betroffenen Frauen. Und dies bleibt lange unentdeckt, weil eine Qualitätskontrolle fehlt. Trotzdem wird die Heilslehre der »Halbgötter in Weiß« häufig noch immer als einzige Wahrheit gehandelt. Vor diesem Hintergrund haben Kurt Langbein (»Bittere Pillen«) und Bert Ehgartner die »Menschenfalle Medizin« zum Thema gemacht. Ihre harte Diagnose ist überfällig: die sinnlose Jagd auf Keime ohne Rücksicht auf das Immunsystem und ganzheitliche Ansätze, die Medizin als chemischer Krieg, der Sieg der Impflobby, die Versklavung der Medizin durch die Industrie, die Abkehr vom Patienten. Dies sind nur einige Aspekte dieser umfassenden Innenansicht des Medizinkartells, die am Bild der selbstlosen Heiler und des gesamten Systems erhebliche Kratzer hinterläßt, zugleich aber Chancen für Veränderungen aufzeigt. Mit aufregenden historischen und aktuellen Beispielen legen die Autoren die Todsünden der Gesundheitsindustrie offen.
Miese Trefferquoten
Die Pharmabranche ist weltweit der profitträchtigste Industriezweig. Die Börsenkurse der 500 größten Firmen stiegen im letzten Jahrzehnt doppelt so schnell wie der Durchschnitt der übrigen Aktien. Gemeinsam mit Forschungsbetrieben sei die Industrie, so die Autoren, auf dem besten Weg, möglichst alle Menschen zu Patienten zu machen. Denn nach einer gründlichen Untersuchung gelte kaum noch jemand als gesund: Entweder muss der Blutdruck gesenkt werden, oder der Homozysteinspiegel macht Sorgen, leicht erhöhter Blutzucker kündigt einen Diabetes an, oder das Verhältnis von gutem zu schlechtem Cholesterin ist nicht optimal. Und für alles oder gegen alles gibt es Medikamente.
Ein Karzinom, vielleicht
Die Kosten im Gesundheitswesen steigen überproportional und übersteigen die gesellschaftlichen Möglichkeiten. Die Autoren sind den Sünden der Mediziner, der Pharmaindustrie und der medizinischen Forschung auf der Spur. Sie wettern nicht gegen Forschung und Fortschritt, prangern aber die Profitgier an, kritisieren die Abkehr vieler Mediziner vom Patienten und ihre Liebe zu den sündhaft teuren Apparaten. Denn Laborbefunde können kein Gespräch ersetzen. Und sie widerlegen Legenden um die "Götter in Weiß". So beweisen groß angelegte Vergleichsstudien der Ergebnisse von Obduktionen mit der Krankengeschichte, dass in einem Viertel der Fälle die Krankheit, an der der Patient in der Klinik verstarb, von den Ärzten nicht erkannt worden war. Ein weiterer Befund von US-Forschern, recherchiert mit aufwendigen Autopsie-Serien: 1930 erkannten noch 73 von 100 Ärzten ein Magenkarzinom, ein halbes Jahrhundert später waren es nur noch 61 von 100. (Mathias Voigt, literaturtest.de)
Die Pharmabranche ist weltweit der profitträchtigste Industriezweig. Die Börsenkurse der 500 größten Firmen stiegen im letzten Jahrzehnt doppelt so schnell wie der Durchschnitt der übrigen Aktien. Gemeinsam mit Forschungsbetrieben sei die Industrie, so die Autoren, auf dem besten Weg, möglichst alle Menschen zu Patienten zu machen. Denn nach einer gründlichen Untersuchung gelte kaum noch jemand als gesund: Entweder muss der Blutdruck gesenkt werden, oder der Homozysteinspiegel macht Sorgen, leicht erhöhter Blutzucker kündigt einen Diabetes an, oder das Verhältnis von gutem zu schlechtem Cholesterin ist nicht optimal. Und für alles oder gegen alles gibt es Medikamente.
Ein Karzinom, vielleicht
Die Kosten im Gesundheitswesen steigen überproportional und übersteigen die gesellschaftlichen Möglichkeiten. Die Autoren sind den Sünden der Mediziner, der Pharmaindustrie und der medizinischen Forschung auf der Spur. Sie wettern nicht gegen Forschung und Fortschritt, prangern aber die Profitgier an, kritisieren die Abkehr vieler Mediziner vom Patienten und ihre Liebe zu den sündhaft teuren Apparaten. Denn Laborbefunde können kein Gespräch ersetzen. Und sie widerlegen Legenden um die "Götter in Weiß". So beweisen groß angelegte Vergleichsstudien der Ergebnisse von Obduktionen mit der Krankengeschichte, dass in einem Viertel der Fälle die Krankheit, an der der Patient in der Klinik verstarb, von den Ärzten nicht erkannt worden war. Ein weiterer Befund von US-Forschern, recherchiert mit aufwendigen Autopsie-Serien: 1930 erkannten noch 73 von 100 Ärzten ein Magenkarzinom, ein halbes Jahrhundert später waren es nur noch 61 von 100. (Mathias Voigt, literaturtest.de)
Perlentaucher-Notiz zur TAZ-Rezension
Grundsätzlich findet Ulrike Winkelmann das Unterfangen von Kurt Langbein und Bert Ehgartner, zu zeigen, dass wir bei weitem nicht so krank sind, wie uns eine profitgierige Gesundheitsindustrie haben will, wichtig und berechtigt. Wie die Rezensentin ausführt, beschreiben die Autoren den Prozess von der Entdeckung einer Störung über ihre Anerkennung als Krankheit bis zur massenhafen Verschreibung eines Medikaments als ein bis ins Detail durchkalkuliertes Ritual, in dem Ärzte wie Patienten die Rolle der nützlichen Idioten spielen, während die Industrie Regie führt. Der gesamte Medizinbetrieb sei auf einer sinnlosen Jagd nach isolierbaren Krankmachern, die dann mit einem Wundermittel vernichtet werden können. In ihrem Rundumschlag gegen das "Medizinkartell" lassen die Autoren nichts aus, was sich gegen die gegenwärtige medizinische Praxis ins Feld führen lässt, hält Winkelmann fest. Die entscheidende Schwäche des Buches erblickt Winkelmann dabei allerdings darin, dass Langbein und Ehgartner mit ihrer teils überzogen polemisch präsentierten und unsachlichen Kritik ihr Anliegen konterkarieren. So verdienstvoll es sei, einen provokanten Überblick über das Versagen der Gesundheitsindustrie zu geben, schließt Winkelmann, "so unverzeihlich ist es, sich dabei so angreifbar zu machen wie Langbein und Ehgartner."
© Perlentaucher Medien GmbH
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