Perlentaucher-Notiz zur NZZ-Rezension
Eine "bestechende Anthologie" erblickt Rezensentin Ilma Rakusa in diesem von Kito Lorenc herausgegebenen Band, der sorbische Dichtung in ihrer gesamten Vielfalt von den Anfängen bis heute vorstellt. Wie sie berichtet, können die Sorben, die nie über einen eigenen Staat verfügten, auf eine mehrhundertjährige literarische Tradition zurückblicken. Gerade die zeitgenössischen, durchwegs zweisprachigen sorbischen Dichter seien sich ihrer insularen Situation bewusst. Mit "Verve" und bisweilen auch mit "Wehmut" schrieben sie gegen Assimilation und Gedächtnisverlust an. "Berührend" findet Rakusa etwa, wie Róza Domascyna die doppelte Optik nutze, um ihre Muttersprache im Prisma des Deutschen aufleben zu lassen. Rakusa vergleicht die Lektüre von Lorencs Anthologie mit einem Gang durch Geschichte und Geografie eines Volkes, "das sich wie wenige über seine Sprache definiert und auf seine Dichter vital angewiesen ist".
© Perlentaucher Medien GmbH
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